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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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sich, bis mir meine Nachbarin einen Rippenstoß versetzte.
    205.
    Meine Güte, das war ich.
    So viel zu meinem großen, unter Schmerzen in die Tat umgesetzten Plan. Ich hatte mir das Gesicht verunstalten lassen und zählte nun doch zu den Opfern der Body Bank.
    Der Direktor verkündete, dass alle Nichterwählten in ihre Wohnquartiere zurückkehren konnten. Die Sieger sollten bleiben, bis man ihnen ihre Habe ausgehändigt hatte – den armseligen Inhalt ihrer Holzboxen. Ich stand da und sah zu, wie die anderen in Zweierreihen die Turnhalle verließen, gefolgt von den Wachtposten und dem Direktor. Keiner der Zurückgewiesenen hatte Ähnlichkeit mit Tyler.
    Sie ließen uns, die Auserwählten – zehn Jungs und siebzehn Mädchen – wie Statuen in der weitläufigen Turnhalle stehen. Ein Wächter postierte sich am Ausgang.
    Wir begannen einander unauffällig zu begutachten. Das Mädchen, das in meiner Reihe stand, war vermutlich wegen ihres blonden Haars gewählt worden, der Junge auf der anderen Seite der Halle aufgrund seiner kräftigen Statur. Alle strahlten, stolz darauf, dass man sie wegen ihres guten Aussehens oder ihrer besonderen Talente den anderen Kids des Waisenhauses vorgezogen hatte. Ein Junge in der Reihe gegenüber wechselte einen Blick mit mir. Ich las Ratlosigkeit in seinen Zügen. Warum hatte sich der Besucher ausgerechnet für mich, das Mädchen mit dem blauen Auge und der genähten Unterlippe, entschieden? Dann nickte er kurz, als habe er verstanden, und sah weg. Wahrscheinlich hatte sich die Sache mit meiner Schlägerei herumgesprochen, und er war zu dem Schluss gelangt, dass ich die Berufung meinem Killer-Instinkt zu verdanken hatte.
    Vielleicht stimmte das sogar.
    Rennt weg, so schnell ihr könnt, hätte ich ihnen am liebsten zugerufen. Versteckt euch in einem Schrank, unter euren Betten, irgendwo. Sie hatten keine Ahnung, was diese Auslese wirklich bedeutete. Dass ihr Leben so gut wie verloren war. Dass sie nie erwachsen werden durften.
    Und dann schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Warum befolgte ich nicht meinen eigenen Rat? Warum stand ich hier und wartete nur darauf, dass man mich wegbrachte?
    Ich wandte mich ab und ging auf einen der Notausgänge im hinteren Bereich der Turnhalle zu. Der Wachtposten am Haupttor richtete sich auf und schrie mir nach:
    »Hey, Minderjährige! Stopp!«
    »Ich muss auf die Toilette«, rief ich über die Schulter.
    Ich hörte ihn quer durch die Halle rennen. »Das ist die falsche Tür!«
    »Es ist dringend.« Ich begann ebenfalls zu laufen.
    »Halt oder ich schieße!« Er war stehen geblieben.
    Ich wusste, dass er mit dem Zip-Taser auf mich zielte. Ich hielt an, drehte mich jedoch nicht um.
    »Wollen Sie etwa kostbare Ware beschädigen?« Ich winkelte die Arme an. »Dann werden Sie unvorstellbaren Ärger bekommen!«
    Ich stieß mich mit den Fersen ab, schnellte auf den Notausgang zu und stieß die Tür so heftig auf, dass sie gegen die Wand knallte. Als ich den leeren Korridor entlang sprintete, hörte ich, wie der Wachmann per Funk Verstärkung anforderte, da er die anderen Kids nicht ohne Aufsicht lassen könne.
    Der Korridor führte in den Treppenschacht. Ich hastete die Stufen nach unten. Weiter oben hörte ich Schritte – vielleicht die Leute, die dem Wachtposten zu Hilfe kamen. Plötzlich endete die Treppe. Ich befand mich im Keller.
    Freiliegende Rohrleitungen liefen die unverputzten Wände entlang. Eine einsame Glühbirne baumelte am Ende des Ganges von der Decke. Ich rannte auf den hellen Schein zu. Der Gang machte einen Knick. Drei dunkle Gänge zweigten in verschiedene Richtungen ab. Einer davon befand sich nahe der Außenwand. Kurz entschlossen folgte ich ihm bis ans Ende. Ich warf einen Blick nach rechts und fand den Notausgang, den Sara erwähnt hatte. Ich schickte ein Gebet zum Himmel, dass die Tür nicht mit der Alarmanlage verbunden war.
    Ich stemmte sie auf und schob mich hindurch. Kein Alarm, zumindest kein hörbarer. Der Kellergang führte weiter. An seinem Ende befand sich eine Tür mit einer Glasscheibe. Ich sah die Reste einer alten Beschriftung und konnte den Buchstaben »W« entziffern.
    Ein Blick durch das kleine Fenster verriet mir, dass sich dahinter tatsächlich die Waschküche befand. Sie schien leer zu sein. Ich öffnete die Tür einen Spalt weit und huschte in den Raum.
    Uniformen, wohin ich blickte. Links standen Rollcontainer mit Bergen von Schmutzwäsche, rechts die Behälter mit den sauberen Decken. Klapptische enthielten

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