Starters
Stapel von Bügelwäsche, und von Zugseilen an der hohen Decke hingen Hemden zum Trocknen.
Die Waschküche selbst befand sich zur Linken, mit geschlossener Tür, um den Lärm zu dämpfen. Ich wandte mich nach rechts und sah eine Kammer, in der mehrere Container mit gebrauchsfertigen Sachen auf den Abtransport warteten. Doch bevor ich sie betreten konnte, hörte ich jemanden husten.
Ich drehte mich nach links und sah ein Mädchen, das mit dem Rücken zu mir stand und Wäsche auf einen Tisch hievte. Sie war mehr als kräftig gebaut und wohl deshalb nicht in die engere Auswahl für die Body Bank gekommen.
»Bist du meine Ablösung?«, rief sie, ohne sich umzublicken.
»Ja«, sagte ich mit gesenktem Kopf.
»Wurde aber auch Zeit.« Sie wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und ging davon, ohne mich weiter zu beachten.
Ich spähte durch die Türscheibe in den Nebenraum. Alles war dunkel. Ich huschte hinein und knipste einen Moment lang das Licht an, um einen Container auszuwählen, der sich als Versteck eignete. Ich tastete mich zu dem Behälter, der am weitesten entfernt von der Tür stand, kletterte hinein und vergrub mich in der sauberen Wäsche. Ich hatte keinen Plan. Ich hoffte nur, dass ich lange genug unentdeckt bleiben würde, bis der Old Man des Wartens überdrüssig wurde und das Gelände verließ.
Ich rollte mich zusammen wie ein Baby im Mutterleib. Vielleicht wäre ich eingeschlafen, wenn mein Herz nicht so laut gehämmert hätte. Ich dachte an die Kids in der Turnhalle. Wurden sie bereits weggebracht, während die Sicherheitsleute nach mir suchten? Wie weitläufig war das Gelände? Wie lange mochte es dauern, bis sie zu den Wirtschaftsräumen vordrangen?
Nicht lange, stellte ich fest. Einige Augenblicke später öffnete sich die Tür. Jemand betrat die Waschküche. Schritte. Aber vielleicht war es auch nur die richtige Ablösung? Dann öffnete sich die Tür zum Nebenraum. Das Licht ging an. Durch die Leinwand meines Wäschecontainers konnte ich die Umrisse eines Mädchens erkennen.
Ich hielt den Atem an. Sie kam näher. Näher. Dicht neben meinem Container blieb sie stehen.
Ihre Hände durchwühlten die Wäsche, packten mich an den Armen, zogen mich hoch.
Kleine Hände.
Ich hätte mich wehren können, aber ich stand auf und schüttelte die Wäschestücke von mir ab.
Ich kannte dieses Mädchen.
»Sara«, wisperte ich.
Sie hielt meine Arme fest. Ihr Gesicht war nur Zentimeter von meinem entfernt. Es fiel mir schwer, ihren Ausdruck zu deuten, da ihre linke Wange so geschwollen war, dass sie das Auge geschlossen hielt.
»Callie.« Sie rang sich ein Lächeln ab. »Das ist vielleicht ein blödes Versteck. Ich konnte sofort erkennen, dass du dich da drinnen zusammengerollt hast.«
»Schsch!«, machte ich.
»Gib mir keine Anweisungen!« Sie umklammerte meine Arme fester. »Ich dachte, du seist meine Freundin.«
»Ich bin deine Freundin.«
»Du lügst! Du hast mir die Chance meines Lebens genommen. Das werde ich dir nie verzeihen.«
»Bitte«, sagte ich und spreizte flehend die Finger. »Die werden uns hören.«
»Die sollen mich hören.« Ihr dünnes Stimmchen klang jetzt entschlossen. »Ich werde dich nämlich verraten.«
Ich hätte mich mit Leichtigkeit ihrem Griff entwinden können. Ich war älter, größer, stärker. Aber ich hatte Angst, dass sie dann beginnen würde zu schreien.
»Ich habe gehört, dass du unter den Auserwählten bist, Callie. Sie brachten eine Lautsprecherdurchsage. Wer dich findet, bekommt eine Belohnung.« Ihr rechtes Auge weitete sich. »Vielleicht geben mir die Leute von Prime Destinations sogar deinen Platz.«
»Du bist zu jung. Sie haben keine Kandidaten unter fünfzehn genommen.«
Sie runzelte die Stirn. »Du lügst.«
»Du hast die Namen der Auserwählten gehört. War jemand unter fünfzehn dabei?«
Ihre Unterlippe begann zu zittern.
»Bitte, Sara, du darfst mich nicht verraten. Ich weiß, dass du sauer bist, aber ich habe es zu deinem Besten getan. Ich wollte unbedingt verhindern, dass sie sich für dich entscheiden.«
»Warum haben sie dann dich genommen? Sieh dich doch an!« Sie schnitt eine Grimasse.
»Schwer zu sagen. Vielleicht, weil sie wissen, dass ich bereits einen Vertrag bei ihnen unterzeichnet habe? Es spielt auch weiter keine Rolle. Das Einzige, was zählt, ist die Tatsache, dass sie mich umbringen werden, wenn ich zu ihnen zurückkehre – so wie sie die Frau umbrachten, die meinen Körper gemietet hatte. Und dann ist mein
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