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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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und niemand würde wissen, dass ich wie ein Blutegel am Bauch des Gefährts geklebt hatte. Das war unser Plan. Er war sehr viel schwerer in die Tat umzusetzen als meine lässige Flucht nach dem ersten Besuch hier, aber ich musste das Risiko eingehen, da die Wachen ihre gewohnten Fahrzeugkontrollen wieder aufnehmen würden, sobald der Transporter von Prime das Gelände verlassen hatte.
    Wir traten ins Tageslicht hinaus, ich in meiner Gärtnerverkleidung, sie als meine minderjährige Helferin aus dem Heim. Sie hatte ebenfalls einen Hut aufgesetzt, um ihr blau geschlagenes Gesicht zu verbergen, und trug eine Mülltüte sowie einen Eimer mit Gartengeräten. Wir folgten den Fußwegen zum Verwaltungsbau, ich leicht gebückt und mit schleppendem Ender-Gang, obwohl mich mein Instinkt drängte, einfach loszurennen. Wobei ich mit meinen übergroßen Schlappen wohl nicht weit gekommen wäre.
    Als wir den Haupthof vor dem Verwaltungsgebäude erreichten, sahen wir den schwarzen Helikopter des Old Man am anderen Ende der Rasenfläche. Der Pilot stand im Freien und trat von einem Bein aufs andere. Niemand war an Bord. Das Transportfahrzeug, das die auserwählten Kids aufnehmen sollte, parkte näher zu uns, an der kurzen Straße zwischen dem Verwaltungsbau und dem bewachten Haupttor.
    »Da wartet dein Bus«, wisperte Sara.
    »Es könnte auch deiner sein.« Ich sah sie an.
    Sie schüttelte den Kopf. »Du musst erst mal deinen Bruder finden. Ich habe viel Zeit.«
    »Du willst nur, dass ich das Versuchskaninchen bin!«
    Das entlockte ihr ein Lächeln. »Du wirst mir fehlen«, sagte sie.
    Das Gleiche galt umgekehrt. »Wir sehen uns bestimmt wieder – an einem schöneren Ort.« Ich glaubte nicht daran, aber ich wusste, dass meine Worte ein kleiner Trost für sie sein würden.
    »Natürlich sehen wir uns wieder. Wir sind Freundinnen.«
    Ihr ernstes kleines Gesicht strahlte mich an. Sie schien im Begriff, mich zum Abschied zu umarmen – eine Geste, die uns in Schwierigkeiten bringen konnte –, als am Eingang des Gebäudes Unruhe entstand.
    Ein Wachtposten trat ins Freie und führte die zehn Jungs und sechzehn Mädchen zum Transporter.
    »Sie steigen ein«, sagte Sara. »Wir kommen zu spät.«
    Wir hatten gehofft, dass wir das Fahrzeug vor den Auserwählten erreichen würden. »Nimm mich am Ellbogen und führe mich durch die Gruppe.«
    Wir mussten den Zug durchqueren, um auf die andere Seite des Transporters zu gelangen. Nur dort waren wir vor den Blicken der Torwachen geschützt. Aber wenn jemand unsere zerschrammten Gesichter bemerkte, flog unsere Tarnung auf.
    Mit gesenkten Köpfen bahnten wir uns einen Weg durch die Prozession.
    Die Kids waren so aufgeregt, den Transporter besteigen und das Waisenhaus für immer verlassen zu dürfen, dass sie uns keinerlei Beachtung schenkten.
    Wir schafften es auf die rechte Seite des Transporters, an der uns die Torwachen nicht sehen konnten. Der Helikopterpilot am anderen Ende der Rasenfläche kehrte uns den Rücken zu. Ich ließ mich fallen und kroch unter das Fahrzeug. Sara bückte sich und nahm meinen Hut entgegen.
    »Viel Glück«, wisperte sie.
    Ich bewegte die Lippen lautlos. Danke. Dann rutschte ich über den Kies in die Mitte des Transporters. Ich hatte eine Vertiefung entdeckt, gegen die ich meine Füße stemmen konnte. Doch bevor ich die richtige Lage eingenommen hatte, kniete Sara neben dem Gefährt nieder und warf mir einen angsterfüllten Blick zu.
    »Callie«, wisperte sie. »Er ist nicht da.«
    »Wer?«
    »Der Schrank. Du weißt schon – der dicke Wächter.«
    Mich verließ der Mut. Wir hatten fest mit seiner Anwesenheit gerechnet.
    »Komm zurück.« Sie streckte den Arm aus, aber ich winkte ab.
    Sara runzelte die Stirn. Ich wandte mich stumm dem Unterboden des Fahrzeugs zu, bis sie sich schließlich aufrichtete und ging.
    Ich zerrte prüfend an einer Querstrebe oberhalb meiner Brust. Heiß und voller Schmieröl. Ich holte die Gärtnerhandschuhe aus der Tasche und streifte sie über. Dann packte ich die Stange, machte einen Klimmzug und hielt mich mit angewinkelten Armen fest. Die Hitze des Metalls drang durch mein Hemd, aber ich hing jetzt dicht unter dem Bodenblech.
    Als ich den Kopf drehte, sah ich Saras Schuhe etwa drei Meter entfernt. Auf der anderen Seite hatte sich die Zahl der vorwärts schlurfenden Füße stark verringert. Die meisten Kids waren inzwischen eingestiegen.
    »Stopp!« Ich erkannte Mrs. Beattys Stimme. Energisch stampfte sie über den Kies. »Es fehlt doch

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