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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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richtige Blake Harrison.« Er zuckte zusammen, als er am Schreibtisch Platz nahm, und rückte die Schlinge zurecht.
    Ich hörte, was er sagte. Aber seine Worte ergaben keinen Sinn. »Der richtige Blake?«
    Plötzlich, als habe jemand alle Geräusche auf stumm geschaltet, lastete ein tiefes Schweigen im Raum.
    Nur die antike Uhr, die unter einem Glassturz auf dem Schreibtisch stand, tickte tapfer weiter, während sich die drei goldenen Kugeln in ihrem Innern hin und her drehten, hin und her. Schwindel und Übelkeit erfassten mich bei dem schnellen Gewirbel.
    Jemand keuchte. Ich.
    Der Senator kniff die Augen zusammen und nickte.
    »Und vorher – das war niemals er?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Nur sein Körper.«
    Ich presste eine Hand an den Mund.
    Die Sessellehne gab mir Halt. »Dann befand sich … ein anderer in Blakes Körper.«
    »So ist es.« Der Senator wartete, bis ich die ganze Tragweite dieser Erkenntnis erfasst hatte.
    Wer würde es darauf anlegen, all die Zeit über Blakes Körper zu benutzen? Und dann begriff ich schlagartig. Ein eiskalter Schauer durchlief mich. Der Gedanke war so grauenhaft, dass ich ihn nicht aussprechen konnte.
    »Der Old Man«, bestätigte der Senator.
    Ich stützte den Kopf in beide Hände. Nein. Nicht er. In Blake? Meine Gedanken wirbelten schneller als die goldenen Kugeln im Innern der Uhr.
    »Aber ich habe den Old Man gesehen, als er ins Waisenhaus kam«, rief ich. »Er kann doch nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.«
    »Das war nach dem Abschluss des Regierungsvertrags. Sobald der unterzeichnet war, verließ er Blake.«
    »Und diese Airscreen-Botschaft? Die wurde schon früher verbreitet.«
    »Die war im Voraus aufgenommen.«
    Ich schwieg einen Moment und atmete tief durch. »Und Sie haben das alles zugelassen?«
    »Er hielt meinen Enkel als Geisel fest, obwohl Blake davon nichts bemerkte. Nur seine Großmutter und ich wussten Bescheid. Auf diese Weise zwang er mich, die Vereinbarung zwischen der Regierung und Prime Destinations in die Wege zu leiten.«
    »Blake ging nie freiwillig zur Body Bank?«
    Der Senator schüttelte den Kopf. »Der Old Man entführte ihn und ließ den Chip implantieren. Blake weiß immer noch nicht, was geschehen ist. Er glaubt, dass er ein paar Wochen lang krank war.«
    Ich fuhr mir mit den Fingern durch die Haare. Die ganze Zeit über hatte ich gedacht, dass ich die Betrügerin war, die sich als Prinzessin ausgegeben hatte. Aber es war der Prinz, der die ganze Zeit über betrogen hatte. In meiner Welt war nichts, wie es schien. Wie sollte ich jemals wieder jemandem vertrauen?
    Der Senator legte mir eine Hand auf die Schulter.
    »Callie, ich habe den Staatsanwalt unter Druck gesetzt, damit er die Anklage gegen Sie fallen lässt«, sagte der Senator.
    Diese Geschichte hatte ich völlig vergessen. »Danke.«
    »Und ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.«
    »Ja?« Ich hatte keine Vorstellung, was ich für ihn tun könnte.
    Er kam näher und mit ihm der Duft nach Zigarren. »Verrate meinem Enkel nichts von den Ereignissen, weder jetzt noch irgendwann später.«

    Ich verließ Harrisons Anwesen, ohne Blake noch einmal zu sehen. Ich lief die Einfahrt hinunter, und die roten Rosen schienen mich bei jedem meiner Schritte zu verspotten. Wie dumm war ich gewesen? Warum hatte ich es nicht erkannt?
    Meine Knie gaben nach und ich fiel zu Boden. Es würde kein Wiedersehen mit Blake geben. Er war nicht real. Nichts, was wir gemeinsam hatten, war real gewesen. Tränen liefen über meine Wangen.
    Er war für immer fort. Wie Mom und Dad.
    Oh, Daddy, ich vermisse dich so.
    Nachdem ich die schönen Momente wieder und wieder durchlebt hatte, wollte ich nur noch so weit wie möglich weg von diesen Orten. Deshalb beschloss ich am nächsten Tag, mit Tyler zu unserem neuen Ferienhaus in den Bergen von San Bernardino zu fahren. Wir packten unsere warmen Fleecejacken ein und machten uns auf den Weg nach Norden.
    Helenas Zweithaus, zu dem ein knapper Hektar Land gehörte, war ein geräumiges, einstöckiges Chalet, von dem man einen herrlichen Panoramablick auf einen See hatte. Anders als in der Stadtvilla gab es hier nur wenige Dinge, die an Helena oder Emma erinnerten. Es war zwar nicht so, dass ich sie zu verdrängen versuchte, aber wir bekamen rasch das Gefühl, dass dieses Chalet wirklich uns gehörte.
    Tyler übte sich am See im Auswerfen von Angeln, während ich auf einem Felsblock saß und darüber nachdachte, wie viel ich gewonnen und verloren

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