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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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hatte.
    Es hatte damit begonnen, dass der Old Man den Senator ins Spiel bringen wollte, um seinen Body-Bank-Deal mit der Regierung voranzutreiben. Um ihn unter Druck zu setzen, hatte er Blake als Geisel genommen. Helena wusste davon nichts, aber sie hatte in Erfahrung gebracht, dass der Senator plante, den Vertrag mit der Regierung abzuschließen. Also hatte sie meinen Körper gemietet, um ihn zu töten. Sie hoffte, dadurch nicht nur den Deal zu stoppen, sondern zugleich Prime an die Öffentlichkeit zu zerren und in einem möglichst schlechten Licht dastehen zu lassen. Und das wäre ihr gelungen, wenn sie den Beweis geliefert hätte, dass ein Spender als »Mordwerkzeug« benutzt werden konnte. Als sie Redmond unseren Chip verändern und die Stop-Kill-Sicherung unbrauchbar machen ließ, fing der Old Man das neue Signal auf und entdeckte ihr Vorhaben. Und da er Blake zu diesem Zeitpunkt bereits entführt hatte, missbrauchte er dessen Körper, um mehr über Helenas Pläne herauszufinden.
    Er folgte ihr in den Rune Club, sprach sie an der Bar an und vereinbarte das Date. Aber Redmonds Eingriff in den Chip hatte das winzige Gerät instabil gemacht. So erlitt Helena im Club einen Blackout, den der Old Man im Körper von Blake beobachtete. Dann nahm er Kontakt zu mir auf, um Helena besser beobachten zu können und sicherzugehen, dass wir den Senator nicht erschossen, bevor er sein Gespräch mit dem Präsidenten führte. Außerdem wohl auch, um zu sehen, wie ich mich an die manipulierte Stop-Kill-Sicherung anpasste. Sobald Helena und ich den Gedankenkontakt aufgebaut hatten und auf diese Weise immer in Verbindung standen, erkannte er vermutlich, was für eine wertvolle Erfindung das insbesondere für die Regierung sein könnte.
    Von da an war jeder einzelne seiner Schritte eine bewusste Täuschung. Er hatte sich verhalten, als sei er ein echter Teen, der seine Urgroßmutter besuchte. Er hatte vorgegeben, mich zu mögen, damit ich ihm vertraute. Die Zeit auf der Ranch, die Gespräche im Auto – alles Lügen. Er konnte besser schauspielern als jeder preisgekrönte Superstar, wenn er meine Hand hielt, mir über die Wange strich, mich küsste …
    Ich fühlte mich so elend. Ich war glücklich, wenn ich an die Zeit dachte, die ich mit Blake verbracht hatte. Dabei hätte ich Hass empfinden müssen, seit ich wusste, dass es der Old Man gewesen war. Ich war hin- und hergerissen. Einerseits wollte ich die Erinnerungen wie einen kostbaren Schatz hüten. Andererseits hätte ich sie am liebsten ausgelöscht.
    Ich konzentrierte mich auf Tyler, der gerade seine Schnur auswarf. Sein Schwung wurde immer besser. Zumindest bei dem Gedanken an Tyler fand ich Frieden. Es war tröstlich zu wissen, dass er nie wieder Hunger haben, nie wieder auf einem kalten, schmutzigen Fußboden schlafen und auch nicht an seiner Lungenschwäche sterben würde. Ich atmete den würzigen Tannenduft ein. Die Luft war so frisch, so rein. Eine tiefe Dankbarkeit über mein neues Zuhause stieg in mir auf. Ich beschloss, nur noch daran zu denken, wie schön es hier oben war.
    »Tyler«, rief ich. »Ich gehe jetzt rein und mache uns einen Kakao. Bleib, wo du bist, ja? Nicht weglaufen!«
    Er nickte.
    Ich ging ein paar Holzstufen zur hinteren Terrasse hoch und betrat die warme Küche. Hier konnte ich Tyler durch das Fenster über dem Spülbecken sehen. Ich zog meine Jacke aus und hängte sie über einen Stuhl. Dann holte ich aus dem Küchenschrank den Kakao und zwei Becher. Ich löffelte Kakaopulver in die Becher und drehte das gefilterte Heißwasser an. Wasser im Überfluss. Heute und immer.
    Ich füllte die Becher und stellte sie auf die Theke. Das war der Moment, in dem ich etwas Merkwürdiges entdeckte. Etwas, das nicht hierher gehörte. Es lag auf der Frühstückstheke, rechts vom Spülbecken.
    Eine Rispe gelber Orchideen. Mit purpurnen Leopardenflecken.
    Etwas schnürte mir die Brust zusammen. Wie lange lag der Blütenzweig schon da?
    Ich warf einen Blick durch das Fenster. Tyler war verschwunden. Seine Angelrute lag auf dem Boden. Panik stieg in mir auf. Ich wollte schon nach ihm rufen, als ich einen Schritt zur Seite trat und ihn dort draußen wiederentdeckte. Er bückte sich gerade, um einen Köder aus dem Eimer zu holen.
    Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Dann hörte ich eine Stimme in meinem Kopf.
    Hallo, Callie.
    Genau wie bei Helena. Nur dass es diesmal eine Männerstimme war. Diese unheimliche elektronische Stimme, die mir durch Mark und Bein

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