Starters
Schönheit.«
An den letzten Punkt musste ich mich erst gewöhnen. Es dauerte vermutlich noch eine Weile, bis ich begriffen hatte, dass die Person, die ich im Spiegel sah, wirklich ich sein sollte.
»Ach, und noch eines. Wir wissen so viel.« Sie tätschelte meinen Arm. »Weil wir so viel erlebt haben.«
Allmählich ordneten sich meine wirren Gedanken.
»Raus damit, Callie, du bist Kundin bei P.D. Du bist eine Mieterin. Genau wie ich.« Sie rückte noch etwas näher. Der süße Duft von Gardenien umwehte mich.
»Du …«
»Passe ich nicht haargenau ins Bild?« Sie blickte an sich hinunter. »Dieser kleine Körper ist einfach wunderbar, findest du nicht?«
Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte. Sie war eine Mieterin. Eine Ender. Angenommen, sie meldete mich, wenn sie erfuhr, dass ich eine Spenderin war, bei der die Kopplung irgendwie fehlgeschlagen war. Dann feuerten sie mich zweifellos, ohne mir das Honorar auszuzahlen, das ich so dringend für Tyler benötigte.
»Doch, du siehst klasse aus.«
»Okay, ich gebe zu, es war nicht allzu schwer, dich zu durchschauen.« Sie deutete auf die Tanzfläche. »Viele von uns treiben sich hier im Rune Club herum.«
»Es gibt noch mehr von uns? Wo?«
Madison ließ ihren Blick durch den Raum wandern. »Achte auf diesen Typen, der wie ein Filmstar aussieht. Kunde. Und die Rothaarige dort drüben?«
»Kundin?«
»Sieh sie dir nur an!« Sie verfiel in einen vornehmen Akzent. »Kann jemand vollkommener sein?«
»Aber die anderen sind echte Teens?«
»Garantiert.«
»Auch der da?« Ich starrte einen jungen Mann auf der anderen Seite des Raums an, der mir aufgefallen war. Er hielt einen Drink in der Hand und unterhielt sich mit zwei Gleichaltrigen. Etwas Besonderes umgab ihn. »Der mit dem blauen Hemd und dem schwarzen Jackett? Das muss ein Kunde sein.«
»Der?« Madison verschränkte die Arme. »Oh, ein ganz Netter. Aber ich habe vorhin mit ihm gesprochen. Der Junge ist durch und durch Teen.«
Mit meiner Menschenkenntnis war es offenbar nicht weit her. Für mich sah er mindestens so attraktiv aus wie die Klienten von P.D. , die sie mir gezeigt hatte. Mindestens. In diesem Moment drehte er sich um und starrte zu uns herüber. Ich senkte den Blick.
»Jede Menge reicher Teens hier«, fuhr Madison fort. »Das merkt man sofort, weil ihre provinziellen Großeltern nicht zulassen, dass sie was für sich tun.«
»Was für sich tun?«
»Plastische Chirurgie. Deshalb sind sie längst nicht so schön wie unsereins. Und du kannst sie immer mit Fragen über das geschichtliche Geschehen testen. Die wenigsten von ihnen wissen, was vor dem Krieg geschah.« Sie lachte.
Mein Herz raste. Was für eine verkehrte Welt! Ich musste mir immer wieder einreden, dass die atemberaubende Madison in Wahrheit über hundert Jahre alt war.
Und die Tatsache, dass sie das Gleiche von mir dachte, brachte alles noch mehr durcheinander.
»Wenn du dich wieder besser fühlst, Callie, lasse ich dich jetzt allein und hole mir etwas zu trinken. Etwas mit einem langen und verruchten Namen.«
»Die schenken Alkohol an dich aus?«
»Schätzchen, das hier ist ein privater Club. Streng geheim, fast wie die Body Bank.« Sie tätschelte meinen Arm. »Keine Angst, Mädchen, ich bleibe in Rufweite.«
Sie erhob sich geschmeidig und verschwand in der Menge. Ich blieb allein auf dem Zweisitzer zurück, die Ellbogen auf die Knie gestützt und das Gesicht in beiden Händen vergraben. Ich wollte, dass die Welt stillstand, aber je mehr ich mir den Kopf zerbrach, desto schlimmer wurde alles. Meine Schläfen pochten. Warum war ich in einem Club aufgewacht anstatt in der Body Bank? Was war geschehen?
Die beiden ersten Male war alles so glattgegangen. Ich hatte mir schon ausgemalt, wie ich das Honorar in Empfang nehmen und Tyler einen warmen Platz zum Schlafen verschaffen würde, ein richtiges Zuhause. Und nun dies.
Plötzlich vernahm ich eine Stimme.
Kannst du …?
»Ja?« Ich hob den Kopf.
Es war nicht Madison. Die stand an der Bar im Zentrum des Clubs. Ich drehte mich um. Niemand befand sich in meiner Nähe.
Hatte ich geträumt?
Kannst du … mich hören?
Nein, ich hätte schwören können, dass das keine Einbildung war. Die Stimme, sie war …
IN MEINEM KOPF .
Kein Mensch in meiner Nähe. Die Stimme kam aus meinem Innern. Litt ich unter Halluzinationen? Das Herz schlug mir bis zum Hals. Vielleicht hatte Madison recht. Ich war betrunken. Oder ich war bei meinem Sturz auf den Kopf gefallen. Irgendetwas
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