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Starters

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Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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Weile saß ich völlig erschöpft hinter dem Lenkrad. Ich hatte den kostbaren Wagen unversehrt zurückgebracht. Ohne die geringste Schramme. Hoffentlich wusste Mrs. Winterhill das zu schätzen.
    Was nun? Ich machte mir klar, dass es da mehrere Möglichkeiten gab, die mich durchaus in Bedrängnis bringen konnten.
    Zunächst einmal hoffte ich jedoch, dass Mrs. Winterhill im Haus war und mir erklären konnte, was sich ereignet hatte. Vielleicht war alles nur ein dummes Missverständnis, das sich noch ausbügeln ließ. Dann würden wir eben einen neuen Versuch unternehmen. Und wenn ich Glück hatte, bekam ich sogar mein Honorar für die erste Woche ausgezahlt.
    Eine Tür führte vom Garagentrakt seitlich ins Haus. Ich klopfte an. Niemand öffnete. Es war fast ein Uhr nachts. Ich betrachtete das Touchpad neben der Tür, aber hatte keine Ahnung, welcher Code sie öffnen würde.
    Ich kehrte um und verließ die Garage durch einen Hinterausgang. Meine Stilettos klapperten über das Kopfsteinpflaster, als ich durch eine prächtige Gartenanlage zum Haupteingang stolperte. Weite Rasenflächen, blühende Sträucher und gesunde Bäume – Mrs. Winterhill würde eine gigantische Wasserrechnung haben.
    Ich erklomm zwei Schieferstufen und stand vor der imposanten Eingangstür. Meine Ankunft löste den Klingelsensor aus. Drinnen erklang ein melodischer Glockenton.
    Eine Minute später vernahm ich Schritte.
    Und die Tür öffnete sich.
    Eine hagere, verschlafene Ender hielt mit einer Hand ihren Morgenmantel zusammen und trat zur Seite, um mich einzulassen.
    »Nun, zieht es Sie endlich wieder heim?«

kapitel 6
    kapitel 6   Mein Mund wurde trocken, als ich die elegante Empfangshalle des Winterhill-Anwesens betrat. Sie hätte aus einem Film der 1940er-Jahre stammen können. Antiquitäten, eine Decke bis zum Himmel und eine Prunktreppe, die eben dorthin führte.
    Die Ender schloss die Tür.
    Einen unbehaglichen Moment lang sah sie mich missbilligend an. Wenn sie darauf wartete, dass ich den Anfang machte, hatte sie sich getäuscht.
    Endlich ergriff sie das Wort.
    »Nun, haben Sie sich gut amüsiert, Mrs. Winterhill?« Sie zurrte den Gürtel ihres Morgenmantels so fest zusammen, als sei er eine Henkersschlinge.
    Mit dieser Frage stand fest, dass es für mich keinerlei Hoffnung gab, die wahre Mrs. Winterhill daheim anzutreffen.
    Wenn ich der gestrengen Ender hier die Wahrheit sagte, warf sie mich entweder sofort raus oder ließ mich umgehend von der Body Bank abholen. Und da konnte es Probleme geben. Womöglich feuerten sie mich oder verweigerten mir das Honorar, das ich so dringend für unser neues Zuhause benötigte.
    Ich war nicht in der Verfassung, eine schnelle Entscheidung zu treffen. Ich brauchte Schlaf.
    »Ja«, erwiderte ich daher. »Es war sagenhaft.«
    Ich hatte das Gefühl, dass sie mich argwöhnisch anstarrte. Oder entwickelte ich schon Wahnvorstellungen?
    »Wieder mal den Schlüssel vergessen?«
    Ich nickte nur.
    »Sicher liegt er irgendwo im Wagen.« Sie wechselte das Thema. »Brauchen Sie noch etwas? Ich habe Ihre Lieblingskekse gebacken. Heute Nachmittag.«
    Ich wollte jedes unnötige Gespräch vermeiden. Mein Gehirn war wie ausgebrannt von all den Lügen, die ich im Lauf des Abends von mir gegeben hatte.
    »Sie müssen ebenso müde wie ich sein«, sagte ich. »Gehen Sie wieder schlafen. Ich komme schon zurecht.«
    »Dann wünsche ich Ihnen eine gute Nacht, Mrs. Winterhill.«
    Sie wandte sich dem Korridor rechts von der Diele zu. Dann blieb sie noch einmal stehen.
    »Das hätte ich fast vergessen«, sagte sie. »Redmond hat angerufen.«
    »Danke.« Wer immer das sein mochte.
    Ich sah ihr nach, bis sie am Ende des Korridors in ihrem Zimmer verschwand. Dann ließ ich meine Blicke durch die grandiose Empfangshalle schweifen. Mein früheres Heim, das Haus, in dem unsere Familie gelebt hatte, war eine bescheidene Ranch gewesen. Die Winterhill-Villa dagegen flößte mir regelrecht Ehrfurcht ein. Sie vermittelte den Eindruck, dass ich in einer früheren Zeit gelandet war. Oder in einem Museum. Auf dem antiken Marmortisch im Zentrum der Empfangshalle stand eine Vase mit kunstvoll arrangierten weißen Blüten, die meine Mutter entzückt hätten. Der Duft von Rosen, Nachthyazinthen und Gardenien verstärkte mein Gefühl, in einem Rauschzustand dahinzuschweben.
    Ich musterte die prachtvolle Mahagonitreppe, die ins Obergeschoss führte. Das Schlafzimmer meiner Mieterin musste sich dort befinden. Ich hielt mich am seidig glatten

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