Starters
ich mich an seine Anweisungen zu erinnern. Lenkrad in der Stellung zehn vor zwei halten. Vor dem Bremsen langsamer werden. Keine Zings während der Fahrt.
Ein paar Jungs kamen aus dem Club und zogen mich mit ihren Blicken aus. Echte Teens, ihren Pickeln nach zu urteilen. Ich wandte mich ab. Sie durften auf keinen Fall dahinterkommen, wer ich wirklich war. Nichts wie weg von hier, sagte ich mir.
Niemand sprach mich an. Mir kam zu Bewusstsein, dass sich auch die Stimme nicht mehr gemeldet hatte. Das war gut.
Ich musste mich konzentrieren. Ich musste mir alles ins Gedächtnis rufen, was ich über Autofahren wusste. Je schärfer ich nachdachte, desto heftiger schlug mein Herz. Bitte lass den Wagen ein einfaches Modell sein!
In diesem Moment rollte der Angestellte vom Parkservice mit einem gelben Mega-Sportflitzer vor, der mehr an ein Raumschiff erinnerte.
Nein. Nur nicht der.
Aber natürlich winkte der Mann mich herüber. Der Wagen wirkte mit seinem heruntergeklappten Verdeck mindestens doppelt so heiß wie Madisons Cabrio. Selbst bei den verzogenen reichen Teens, die vor dem Club herumlungerten, löste er ein überraschtes Murmeln aus.
Sämtliche Blicke waren auf mich gerichtet, als ich zur Fahrerseite ging. Ich drückte dem Ender einen Schein in die Hand, wie ich es bei Madison gesehen hatte, glitt auf den weichen Ledersitz und sah mich einem Armaturenbrett gegenüber, das jeden Jetpiloten in Erstaunen versetzt hätte. Der Mann vom Parkservice schloss die Tür. Ich hob die Hand, um zu verhindern, dass er sich einfach abwandte und ging.
»Einen Augenblick«, wisperte ich. »Wo sind wir?«
»Wo wir sind?« Er sah mich verwirrt an.
»In welcher Stadt?« Ich sprach immer noch mit gedämpfter Stimme.
»Downtown. Downtown L.A. « Er deutete mitleidig auf eine Taste auf meinem Armaturenbrett, ehe er loshastete, um das nächste Auto zu holen.
Die Taste schaltete das Navigationssystem ein. Zwischen der Windschutzscheibe und meinem Gesicht leuchtete ein Airscreen auf. Ich sah die Worte »Nach Hause« in der Luft schweben und nach einem Moment des Zögerns tippte ich sie mit dem Finger an.
Nach Hause. Genau da wollte ich hin. Das Auto wusste, wo ich wohnte.
Ich stellte den Hebel auf »Fahren« und ging von der Bremse. Anders als bei Madison vollzog sich mein grandioser Abgang im Schneckentempo. Als ich loskroch, hörte ich, dass mir jemand nachrief.
Ich warf einen Blick in den Rückspiegel. Blake stand an der Rampe, eine Hand in der Tasche, die andere zum Winken erhoben.
Sobald ich ein paar Straßenzüge vom Club entfernt war, fuhr ich rechts ran und hielt neben einem Büroblock. Meine Knie zitterten. Aber zumindest war der Wagen unversehrt … noch. Ich war an diesem Abend nicht betrunken, sondern nur verwirrt gewesen, denn mein Kopf wurde mit jeder Minute klarer. Ich musste herausfinden, was hier vorging. Wie konnte ich in meinem Innern Stimmen vernehmen?
Zu dieser späten Stunde waren die Straßen leer und ruhig. Falls diese Stimme sich erneut melden wollte, war jetzt der richtige Zeitpunkt. Ich hielt den Atem an.
Schweigen. Ich nahm es dankbar zur Kenntnis.
Was stellte Prime Destinations mit meinem Kopf an? Vielleicht hatten sie beim Einsetzen des Chips mein Gehirn beschädigt. Oder lag es am Chip selbst? Ich hätte ihnen niemals meinen Körper anvertrauen dürfen.
Doch es galt jetzt, klar und logisch zu denken. Ich starrte das Armaturenbrett an. Der Motor schnurrte wie ein Tiger, während ich nach dem Abendtäschchen auf dem Beifahrersitz griff und den Pass hervorholte. Er war mit einem rotierenden Holo ausgestattet, das mich von allen Seiten zeigte. Ich erkannte die Aufnahmen. Wir hatten sie in der Body Bank gemacht. Aber der Ausweis war auf »Callie Winterhill« ausgestellt, nicht auf Callie Woodland. Die Adresse stimmte mit der auf dem GPS -Airscreen überein.
Offenbar hatte die Body Bank neue Pässe für alle Kunden erstellt. Ich konnte davon ausgehen, dass meine unveränderlichen Merkmale – DNS , Fingerabdrücke und so weiter – als Code in die Karte eingegeben waren. »Winterhill« war also der Familienname der Mieterin. Auf diese Weise konnte sie sich notfalls als ihre eigene Enkelin ausgeben.
Damit stand mir dieser schicke Schlitten zur Verfügung, der mich überall hinbringen konnte. Ich hatte solche Sehnsucht nach meinem Bruder. Aber ich erinnerte mich an Tinnenbaums Warnung, dass sie mich per Chip überwachen könnten. Sie kannten Tylers Unterschlupf. Wenn sie sahen, dass mein Chip diese
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