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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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beschaffen.
    Ich dagegen begab mich in Helena Winterhills Bad. Eine große offene Marmorfläche markierte die Duschzone. Sobald ich mich ihr näherte, begann ein Wasserfall von der Decke zu rauschen. Die Temperatur ließ sich mithilfe zweier Sensorenfelder regeln. Ich schwenkte eine Hand vor dem roten Bereich, um das Wasser zu erwärmen. Dann streifte ich das Höschen ab (reine Seide) und trat unter den Wasserfall.
    Einen Moment lang hatte ich Gewissensbisse wegen der Wasserverschwendung. Doch nur einen Moment lang. Dann schloss ich die Augen und genoss den satten Schwall, der mir über Kopf und Schultern rann. Ich fühlte mich wie neu.
    Ich wickelte mich in ein weiches vorgewärmtes Handtuch und grub die Zehen in den flauschigen Teppich, während warme Luftströme aus mehreren Wanddüsen meine Haut trockneten. Als ich mich bückte, um meinen BH aufzuheben, erinnerte ich mich an den Zettel, den Michael mir gegeben hatte. Ich hatte ihn in meinem BH verstaut.
    Nur war das eine Woche her. Und ich hatte einen anderen BH getragen.
    Ich ging an die Kommode in Helenas Schlafzimmer. Als ich die Schublade mit der Unterwäsche aufzog, entdeckte ich gleich das Papier. Ich faltete es auf.
    Eine Skizze von mir. Mein Gesicht. Ich erinnerte mich nicht, ihm Modell gesessen zu haben. Er musste die Zeichnung angefertigt haben, bevor ich zur Body Bank gegangen war.
    Egal, wann er es gemacht hatte, es war sehr gut gelungen. Ich wirkte friedlich. Irgendwie der Welt entrückt.
    Weniger ein genaues Porträt als eine Deutung meines Wesens. Das weckte in mir die Frage, ob er mich so gut getroffen hatte, weil er ein begnadeter Künstler war – oder weil wir uns so nahestanden.
    Ich kannte die Antwort nicht, aber ich war berührt. Ich legte die Skizze zurück auf die Kommode.
    Die dunkle Holzvertäfelung im Schlafzimmer verbarg zwei Einbauschränke. Ich öffnete den ersten und fand eine Ausstattung, die typisch für Enders war – Kostüme, Hosenanzüge und Kleider in gedeckten Farben, alle um ein gutes Stück zu weit für mich. Ich versuchte es mit dem zweiten Schrank und fand darin Kleidung in meiner Größe.
    Ich entschied mich für Jeans und ein Strickoberteil. Beides passte perfekt. Auf der Kommode lag eine Kette mit einem Medaillon, die gut zu meinen Sachen passte. Als ich sie umlegte und im Nacken schließen wollte, merkte ich, dass meine Haare noch feucht waren. Und ich ertastete die Stelle, an der sie den Chip eingesetzt hatten. Sie war oval, fremdartig. Und sehr berührungsempfindlich.
    Auch die Uhr, die ich letzte Nacht getragen hatte, befand sich auf der Kommode. Ich wusste nicht, was sie gekostet hatte, aber ich konnte mir vorstellen, dass eine Familie von dem Verkaufserlös gut und gern ein Jahr leben konnte. Ich öffnete eine Schublade und legte sie hinein. Ich wollte nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wenn sie mir durch meine Schlamperei oder einen Diebstahl abhandenkam.
    Ich hielt die Tasche vom letzten Abend hoch. Zu elegant. Aber im Schrank hing eine stylische Schultertasche aus Leder – genau richtig – und darin verstaute ich Führerschein und Handy. Dann kramte ich das Bündel Bargeld aus dem Abendtäschchen und fächerte die Scheine auf. Eigentlich gehörten sie nicht mir. Aber ich brauchte sie jetzt für Benzin und Essen, während ich herauszufinden versuchte, was hier vor sich ging.
    Ich beschloss, über meine Ausgaben Buch zu führen und das Geld Mrs. Winterhill von meinem Honorar zurückzuzahlen. Also zählte ich die Scheine und stopfte sie in die Schultertasche.
    Ganz unten in meinem Abendtäschchen fand ich noch etwas. Madisons Karte. Ich las: »Rhiannon Huffington.« Das Holo zeigte die wahre Madison, eine füllige 125-Jährige in einem Seidenkaftan, die beim Lachen die Zähne bleckte. Sie warf den Betrachtern eine Kusshand zu und blinzelte schelmisch. Das also war die dicke Alte in Madisons zierlichem Teenie-Körper. Rhiannon mochte leicht neben der Spur sein, aber man musste ihr lassen, dass sie es verstand, sich zu amüsieren.
    Ich steckte ihre Karte ebenfalls in die Schultertasche.
    Dann räumte ich das Kleid weg, das ich am Abend getragen hatte, und machte das Bett. Erst als ich damit fertig war, fiel mir ein, dass Mrs. Winterhill ihr Bett wahrscheinlich nie selbst machte. Dafür hatte sie diese Haushälterin. Ich brachte es also wieder in Unordnung und wollte eben gehen, als ich sah, dass ich letzte Nacht den Computer auf dem Tisch stehen gelassen hatte.
    Ich nahm den Intarsiendeckel und

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