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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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verraten, dass ich keine Ahnung von Helenas Plan hatte?
    »Ich weiß nicht«, sagte ich schließlich.
    Ihre Schultern strafften sich, und ihre Augen strahlten. Meine Worte gaben ihr Hoffnung.
    »Es ist der falsche Weg«, sagte sie. »Du weißt, dass es der falsche Weg ist.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Ganz bestimmt sogar.« Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Mord war noch nie eine Lösung.«
    Mord?
    Der Schock traf mich wie die Faust eines Renegaten. Ich stützte die Ellbogen auf die Tischkante und vergrub die Stirn in beiden Händen – eine Ender-Geste der Unsicherheit, mit der ich zu verbergen suchte, dass in meinem Innern ein Aufruhr tobte.
    Ich musste unbedingt mehr erfahren. Aber ich konnte Lauren nicht direkt fragen. Dann fielen mir ihre Worte vom Vortag ein.
    »Aber diese Teens zu opfern, ist auch nicht richtig, oder?«, sagte ich.
    »Natürlich nicht. Wenn ich morgens aufwache, denke ich zuerst an meinen Kevin. Nach dem Tod meiner Tochter und meines Schwiegersohns hatte ich nur noch ihn.«
    »Ich bin in der gleichen Lage wie du.«
    »Aber du hast aufgegeben. Ich hoffe immer noch, dass mein Enkel irgendwo da draußen am Leben ist. Das ist der größte Unterschied zwischen uns beiden.«
    Wenn du wüsstest.
    Ich nickte. Es war so seltsam, diese gebildete, kultivierte Sprache aus dem trotzigen Schmollmund eines Teenagers zu hören.
    »Es ist so schwierig, dieses Puzzle zusammenzusetzen«, meinte sie. »Leute aufzuspüren, die ihn gesehen haben, den kleinsten Informationen und Hinweisen nachzugehen …«
    »Konntest du gestern Abend etwas herausfinden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wieder eine Sackgasse. Sie sind Kevin nie begegnet.«
    Das Essen kam, aber unser Appetit hielt sich in Grenzen.
    »Er war immer so ein gut aussehender Junge.« Sie starrte auf ihren Teller mit dem Pad-Thai-Gericht. »Er hatte es doch gar nicht nötig, sein Äußeres zu verbessern.«
    Ich blickte sie fragend an und versuchte mir einen Reim auf ihre Worte zu machen. Es war ein wirres Ratespiel. Plötzlich presste sie eine Hand auf den Mund.
    »Oh, Helena, entschuldige, so war das nicht gemeint! Ich wollte keinesfalls andeuten, dass Emma …« Sie schüttelte den Kopf.
    Ich nickte. Noch hatte ich nicht das vollständige Bild, aber allmählich lüftete sich der Schleier. »Emma war nie schön im herkömmlichen Sinn«, sagte ich. »Das weiß ich.«
    »Bis sie sich zu diesem Schritt entschied«, sagte Lauren leise.
    Hatte sie sich deshalb bei Prime gemeldet? Um sich verschönern zu lassen?
    »Ich denke … ich denke, es war ein Herzenswunsch von ihr«, tastete ich mich vor.
    Lauren beugte sich über den Tisch und tätschelte mir die Hand.
    »Es ist nicht deine Schuld. Wie oft mussten wir unseren Enkeln einen unvernünftigen Wunsch abschlagen! So wie es unsere Kinder getan hätten. Als Vormund hast du einfach die Pflicht, auch mal Nein zu sagen.«
    Ich stützte mein Kinn in die Handfläche und nickte stumm in der Hoffnung, sie würde weiterreden.
    »Wir glaubten beide, richtig zu handeln«, sagte sie. »Titan-Chirurgie mit sechzehn! Laserbehandlungen! Das konnten wir doch nicht zulassen.«
    »Aber Emma fand einen Weg, sich diese Dinge zu beschaffen.«
    »Genau wie mein Kevin.« Sie ließ meine Hand los und lehnte sich zurück. »Wer hätte gedacht, dass Jungs genauso eitel wie Mädchen sein könnten.« Sie zuckte mit den Schultern.
    Also war ich einer Täuschung unterlegen. Emma – und Kevin – mochten in Luxus gelebt haben, aber sie hatten nicht alles, was sie sich wünschten. Sie wünschten sich ein perfektes Äußeres. Und das bekamen sie nur bei der Body Bank.
    »Sie müssen gelogen haben«, sagte ich.
    »Natürlich. Zumindest verschwiegen sie, dass sie Verwandte besaßen, sonst hätte Prime sie nicht unter Vertrag genommen. Diese Leute bevorzugen die Ungebundenen, bei denen keine Angehörigen nachfragen, wenn sie nicht heimkommen. Manche Kids entlässt Prime aus ihren Verträgen, damit sie neue Jugendliche anwerben, aber unsere Enkel gehörten wohl nicht zu den Glücklichen.«
    Ich hätte schwören können, dass ich eine Spur von Altersmüdigkeit in ihren grünen Augen entdeckte.
    Allmählich fügten sich die Puzzleteile zu einem Bild zusammen. Offenbar tauchten einige reiche, verwöhnte Teens unter falschen Namen bei der Body Bank auf und gaben sich als arme Waisen aus. Ihnen ging es nicht um das Geld, sondern um die kostenlosen Laserbehandlungen, die ihnen ihre Großeltern nicht erlaubten. Und sie kamen nie nach Hause

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