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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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Streit meiner Eltern vor anderthalb Jahren. Es war Sommer gewesen, kurz nach dem Abendessen. Tyler und ich saßen vor dem Airscreen. Eine Sondermeldung zum Krieg unterbrach das Programm. Der Nachrichtensprecher erklärte mit stoischer Miene, dass sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet und die Kämpfe durch den Einsatz von Sporen-Gefechtsköpfen eine neue Dimension erreicht hätten. Während er hinzufügte, dass sich die Angriffe derzeit auf den Nordwesten konzentrierten, rannte ich nach hinten in die Küche, um meinen Eltern Bescheid zu sagen, aber offenbar wussten sie bereits, was geschehen war. Ich hörte sie streiten und blieb vor der halb offenen Tür stehen.
    Meine Mutter stand am Spülbecken, ein Geschirrtuch in der Hand. »Warum kannst du ihn nicht für uns beschaffen? Du mit deinen Regierungskontakten.«
    Mein Vater fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. »Du weißt, warum.«
    »Wir brauchen das Zeug, Ray. Wir müssen es für unsere Familie tun. Für unsere Kinder. Findest du es vielleicht richtig, unsere Kinder als Waisen zurückzulassen? Ohne jeden Schutz? Sie zum Hungern zu verurteilen, zum Tod oder noch Schlimmerem?«
    Sie stach ihm bei jeder Frage mit dem Zeigefinger gegen die Brust. Tränen des Zorns standen in ihren Augen.
    Mein Vater packte sie an den Schultern und hielt sie einen Moment fest, um sie zu beruhigen. Dann umarmte er sie. Sie schmiegte sich an ihn und lehnte den Kopf an seine Schulter. In diesem Augenblick entdeckte sie mich an der Tür. Sie sah mich angsterfüllt an.
    Ich verdrängte das Bild ihrer verzweifelten Züge aus meinem Gedächtnis.
    Das Ender-Paar, das eben noch gestritten hatte, verließ nun gemeinsam den Park.
    Wo war Blake? Ich entdeckte ihn auf der Betonplatte eines Picknicktisches hockend. Ich ging zu ihm und setzte mich neben ihn.
    Er trug wie der Parkwächter eine Sonnenbrille, die wie eine Barriere zwischen uns wirkte.
    »Was gibt es?«, fragte er eisig.
    »Warst du bei meinem Freund?«
    »Nein«, sagte er entrüstet. »Schließlich hast du es mir verboten.«
    Mir wurde kalt. »Habe ich das?«
    »Du hast dein Geld zurückverlangt.«
    Mir schwante Unheil. »Was sonst noch?«
    »Müssen wir das wieder aufrühren? Du erinnerst dich sicher an deine Worte.«
    »Eben nicht. Bitte – was genau habe ich gesagt?«
    Er schob die Hände in die Taschen und sah mich verwirrt an. »Dass ich dich nicht mehr belästigen sollte. Dass du mich nie wiedersehen wolltest.«
    Ich seufzte. Helena hatte das gesagt.
    »Es tut mir so leid.« Ich berührte seinen Arm. Seine Haut war warm. »Das war ein Missverständnis.«
    »Ich dachte … ich dachte, unser Date hätte dir gefallen.« Seine Augen konnten nicht verbergen, dass er verletzt war. Er ignorierte meine Berührung.
    »Es war ein wunderschöner Tag.« Bei diesen Worten brach es mir fast das Herz. »Einer der schönsten in meinem Leben.«
    Er kratzte sich am Hinterkopf, ließ seine Blicke zu den Enders schweifen, die auf der Schaukel saßen, und runzelte dann die Stirn. »Warum dann …?«
    »Ich war nicht mehr ich selbst.« Ich öffnete meine Brieftasche und holte das Geldbündel hervor. »Jeder hat mal einen schlechten Tag, den er am liebsten ungeschehen machen würde. Gibst du mir noch eine Chance?«
    Ich streckte ihm die Scheine entgegen. Er zögerte. »Ich soll dieses Geld deinem Freund aushändigen?«
    »Du willst das nicht lieber selbst machen? Oder mich begleiten?«
    »Ich wollte, ich könnte diese Sache selbst erledigen. Aber das geht einfach nicht. Und er braucht das Geld jetzt.« Ich versuchte ihm das Bündel in die Hand zu drücken.
    »Bitte, Blake!«, sagte ich.
    Er nahm die Scheine und rollte sie in seiner Faust zusammen. Schließlich blickte er mir in die Augen. »Jeder hat mal einen schlechten Tag.«
    Dann fiel mir Michaels Zeichnung wieder ein. Sie war nicht zurück in meiner Brieftasche.
    »Erinnerst du dich an das Stück Papier, das ich dir gegeben habe?«, fragte ich.
    »Du meinst das hier?« Er hielt es hoch. Es war noch zusammengefaltet. Hoffentlich hatte er das Bild nicht angesehen. Ich wollte nicht, dass er Fragen stellte.
    »Ja. Gib es ihm bitte«, erwiderte ich.
    Er steckte das Geld und das Papier ein.
    »Dein Freund ist talentiert.«
    Ich tat mein Bestes, um mir nichts anmerken zu lassen. In seinen Worten hatte ich einen Anflug von Eifersucht gehört. Und ich musste zugeben, dass mir das gefiel.

kapitel 10
    kapitel 10   Ich fuhr los und wendete so abrupt, dass der grüne Alien am Rückspiegel

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