Starters
nicht wissen.
Ein großzügiger Bonus, hatte sie gesagt. Aber wenn ihr Plan klappte, bedeutete das vermutlich mein Ende. Einem toten Mädchen konnte man leicht einen großzügigen Bonus versprechen.
Da ich nur eine Stunde außer Gefecht gewesen war, hatte Helena sicher nicht die Zeit gefunden, ihre Villa aufzusuchen. Sie wusste also nicht, dass ich ihre Pistole weggeworfen hatte. Das war gut. Schlecht war, dass ich keine Möglichkeit sah, aus ihrem Attentatsplan auszusteigen.
Ich blickte auf und sah, dass mich der Wachtposten beobachtete. Ich stand wohl schon zu lange in der Eingangshalle herum. Also drehte ich mich um und studierte den Wegweiser. Die Rollen seines Bürostuhls quietschten, als er ihn ein Stück zurückschob und sich erhob.
Wen mochte Helena hier gesucht haben? Sie musste das Gebäude kurz zuvor betreten haben, denn ich stand in der Nähe des Eingangs, als ich zu mir kam.
Ich überflog das alphabetisch geordnete Namensverzeichnis auf dem Wegweiser. Viele Rechtsanwälte. Eine Handvoll Steuerberater. Nach etwa einem Drittel der Liste stieß ich auf einen Namen, der mir ins Auge sprang.
Senator Clifford C. Harrison.
Blakes Großvater.
kapitel 11
kapitel 11 Ich starrte immer noch den Namen an, als der Wachtposten auf mich zukam. Kannte Helena Blakes Großvater? An einen Zufall mochte ich nicht glauben. Blake schien allerdings nichts davon zu wissen, sonst hätte er zumindest erwähnt, dass sich sein Großvater und »meine« Großmutter kannten.
»Kann ich Ihnen behilflich sein, Miss?«, fragte der Sicherheitsmann.
Sein Tonfall deutete einen Rauswurf an. Ich überflog den Rest der Liste. Die anderen Namen sagten mir nichts.
»Ich spreche mit Ihnen.« Letzte Warnung. »Minderjährige!«
Er zog die zweithöchste Karte des M-Spiels, die nur zehn Sekunden von seinem bedrohlichsten Trumpf entfernt war – M wie Marshals. Ich wandte mich ihm zu.
»Ich muss in die 16. Etage. Ins Büro von Senator Harrison.«
»Sind Sie angemeldet?«
»Nein. Ich möchte auch nur seinen Assistenten sprechen.«
Vielleicht war es der Trotz in meiner Stimme, vielleicht auch das umwerfende Äußere, das sie mir bei Prime Destinations verpasst hatten. Jedenfalls nickte er schließlich. Dann deutete er auf den Empfangsschalter mit dem eingebauten Display. »Unterschreiben Sie hier. Und dann den Daumenabdruck.«
Ich unterschrieb und presste den Daumen auf das umrandete Feld daneben. Der Aufzug öffnete sich mit einem Bing! , und ich fuhr hinauf in die 16. Etage. Vielleicht konnte ich herausfinden, was meine Kundin und Blakes Großvater verband. Hier stimmte etwas nicht.
Auf der Doppeltür, die mich beim Aussteigen empfing, stand in Laserschliff-Metallbuchstaben DISTRICT OFFICE, SENATOR HARRISON .
Im Vorzimmer begrüßte mich ein Ender mit einem Lächeln auf den Lippen und Herablassung in den Augen.
»Kann ich bitte Senator Harrison sprechen?«
»Tut mir leid, er ist bei einer Spendengala. Aber vielleicht kann ich Ihnen weiterhelfen.«
Ich sah mich um. Ein Korridor führte zu mehreren Geschäftsräumen. Harrisons Büro befand sich vermutlich ganz am Ende.
»Wann kommt er wieder zurück?«
»Der Senator empfängt Wähler nur nach Absprache.« Er fasste mich genauer ins Auge. »Und Sie scheinen mir noch nicht stimmberechtigt zu sein.«
Er grinste, als fände er seine Witze vorzüglich. Die moderne Medizin konnte viel für die Enders tun, aber irgendwie schaffte sie es nicht, ihren lahmen Sinn für Humor aufzupeppen.
»Ich bin älter, als Sie denken«, sagte ich.
Sein Grinsen wich einer leisen Verunsicherung, aber er fing sich rasch. »Dann mache ich Ihnen folgenden Vorschlag.« Er überreichte mir eine Karte. »Das hier ist seine Website. Über die können Sie Kontakt mit ihm aufnehmen.«
Ich nahm die Karte, obwohl ich wusste, dass bestenfalls ein Roboter meine Z-Mail registrieren würde. »Ich habe, offen gestanden, ein ganz besonderes Anliegen. Ich schreibe gerade eine Arbeit und dachte, ein paar persönliche Worte des Senators würden meinen Dozenten beeindrucken. Könnten Sie mir nicht ein kurzes Interview vermitteln? Ich brauche höchstens ein paar Minuten.«
Er schien sich erweichen zu lassen. »Der Senator ist ein sehr beschäftigter Mann«, sagte er. »Wie Sie sicher wissen, bereitet er gerade seine Wiederwahl vor.«
Eine gestrenge Ender kam aus dem vorderen Büro gestürmt und stellte sich hinter ihn.
»Sie schon wieder!« Sie funkelte mich zornig an. »Habe ich nicht klar und deutlich zum
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