Staubige Hölle
hielt sie ihm hin, mit dem Knauf voran. Dell nahm die Kanone. Nicht sicher, was er damit anstellen sollte. Behielt sie in der linken Hand. Ihm war schwindelig. Er lieà sich auf dem Grabstein nieder.
»Das ist das Grab meiner Mutter, auf den du deinen Arsch pflanzt.«
Dell stand auf. Schwankte. Kam sich wie der letzte Idiot vor. Rammte Zondis Pistole unter seinen Hosenbund. Zu viele Kanonen. »Bist du ein Bulle?«
»Sehe ich aus wie ein Bulle?«
»Vielleicht wie einer dieser überqualifizierten Typen, die das Justizministerium eingestellt hat.«
Zondi schnaubte verächtlich. »Okay. Ich war im Ministerium. Jetzt aber nicht mehr.«
»Was machst du heute?«
»Ich bin auf Urlaub.«
»Hier unten? Am Arsch der Welt?«
»Ich bin hier, um jemandem zu helfen.«
»Dem Mädchen?«
»Ja. Dem Mädchen.«
»Und wieso bist du an ihr interessiert?«, fragte Dell.
Sah das Zucken von Zondis Augen hinter der Brille. »Sie ist die Tochter eines alten Freundes.«
»Gestern, in diesem Zulu-Dorf, da hat das Mädchen aber nicht so reagiert, als würde sie dich kennen.«
»Ich wollte mich gerade vorstellen, da bist du mit deinem Cowboy-Daddy angeritten gekommen.«
Dell sah ihn eine Weile an. Versuchte, aus dieser Sache schlau zu werden. »Du weiÃt, wer ich bin?«
»Ja.«
»Auch, was Inja Mazibuko meiner Familie angetan hat?«
»Ich habe so eine Vorstellung.«
»Und du willst ihm dieses Mädchen wegnehmen?«
»Ja.«
»Dann stehen wir vielleicht auf der gleichen Seite.«
Zondi schüttelte den Kopf. Die Sonne glitzerte auf seinem Brillengestell. »Wir sind hier nicht in einem beschissenen Buddy-Film, Mann.« Er starrte über die Landschaft hinaus und verfolgte, wie ein kreisender Staubteufel sich taumelnd über das Gelände bewegte. Sah wieder Dell an. »Was hast du mit Inja vor?«
»Ich will ihn töten.«
»Inja ist ein Warlord. Bildest du dir ein, du könntest einfach zu ihm und ihn umlegen?« Dell schwieg. »WeiÃt du überhaupt, wo er ist?«
»Ich kann ihn finden.«
Zondi starrte teilnahmslos zu ihm auf. »Deine weiÃe Haut ist wie ein Leuchtfeuer. Du wirst es nicht mal bis Mittag schaffen.« Er stand auf und streckte eine manikürte Hand aus. »Könnte ich jetzt meine Kanone zurückbekommen?«
Dell dachte darüber nach und gab ihm dann die Waffe. Zondi setzte sich in Bewegung.
»Wo willst du hin?«, fragte Dell.
»Zur Hochzeit. Kommst du mit?«
Dell folgte ihm.
***
Sunday sah ihre Tante, dünn wie ein Wurzelschnitz, das verkrüppelte Bein nachziehend, während sie um das Kochfeuer herumtanzte und jaulte. Sah den alten Hund, der schlank und stolz durch den Rauch wanderte, Perlenstränge auf seiner knochigen Brust, die Lenden bedeckt mit einem kurzen Fellschurz, Tierpelze umschlossen seine Oberarme und Waden.
Sah die Würdenträger aus dem Tal, wie sie in einer Reihe anstanden, um dem Hund Respekt zu zollen, sich vor ihm verbeugend. Männer in traditioneller Kleidung oder in schwarzen Anzügen steif wie Karton. Verheiratete Frauen mit roten Hüten und perlenbesetzten Schürzen, Reeboks und Nikes sahen unter ihren Tüchern hervor, wenn sie vermögend waren, nackte, rissige FüÃe, wenn nicht.
Sah die unverheirateten Jungfrauen, die vollen braunen Brüste nackt in der Sonne, wie sie der Braut verstohlen neidische Blicke zuwarfen und sich fragten, wie so ein mageres Ding es geschafft hatte, den reichen und mächtigen Induna Mazibuko an Land zu ziehen.
Und Sunday sah sich selbst auf der Strohmatte sitzen, das Gesicht von dem in ihr Haar gewebten Schleier bedeckt, als Zeichen ihrer Unterwürfigkeit gegenüber dem alten Hund. Fühlte sich, als würde sie von weit oben, mit den Geiern am Himmel kreisend, auf den kraal hinunterblicken. Als wäre sie bereits tot.
***
Zondi fuhr den Ford zurück zur HauptstraÃe, Dell auf dem Beifahrersitz. Zondi warf einen verstohlenen Blick hinüber. Dell sah beschissen aus und roch noch schlimmer. Graue Stoppeln, schlecht gefärbte Haare. Dunkle Ringe unter den Augen. Und Zondi hatte gesehen, wie Dells Hand gezittert hatte, als er die Waffe auf ihn richtete. Hatte Angst gehabt, dass er versehentlich den Abzug drückte.
»Zondi?«
»Ja?«
»Glaubst du, dass der Minister den Mord an Baker befohlen hat?«, fragte Dell.
»Ich bin hundert
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