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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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nur weg. Konnte nicht. Bewaffnete Männer patrouillierten durch das Gewühl der Gäste. Sie saß auf der Grasmatte, Menschen bedrängten sie. Inja stand am Feuer und trank. Hinter dem Hitzeschleier sah es aus, als tanzte sein Körper wie besessen. Er drehte sich zu ihr und bleckte die Zähne in einem gelben Lächeln.
    Auntie Mavis, nach Brandy stinkend, zerrte Sunday von der Matte und fuhr sie an. »Aufwachen, Mädchen! Komm. Es ist Zeit.«
    Sunday ließ sich zu dem geschlachteten Tier drängen. Die Menge grölte erwartungsvoll, der Metzger hockte sich hin, öffnete mit dem Messer den Bauch der Kuh, die Innereien quollen rosa schillernd in den Sand.
    Auntie Mavis griff unter das Tuch, das sie sich um ihre fette Mitte gewickelt hatte, und holte eine Handvoll Geldscheine hervor. Warf es Sunday hin. »Tu es, Mädchen.«
    Sunday nahm das Geld und hockte sich neben die Kuh, spürte warmes Blut und klebrige Innereien unter ihren nackten Füßen. Roch die Pisse und die Scheiße. Sah die Gesichter ringsum, die Leute jubelten, klatschten, heulten. Ihre dürre Tante ganz vorn in dem Pulk, sie wehklagte wie etwas Sterbendes.
    Sunday spürte Auntie Mavis’ nackten Fuß an ihren Rippen. »Tu’s jetzt!«
    Sie unterdrückte den Drang, sich zu übergeben, und schob die Hände in den Bauch der Kuh, ihre Arme versanken bis zu den Ellbogen in der heißen, klebrigen Masse. Sie ließ das Geld im Unterleib und zog die Arme wieder heraus. Starrte auf das Blut, das von ihren Fingern tropfte und sich in einer Pfütze zwischen ihren Füßen sammelte. Hörte, wie die Menge begeistert johlte. Den Ahnen war gehuldigt worden. Sie gehörte jetzt Inja Mazibuko.
    ***
    Der Ford parkte unter einem Kameldornbaum, auf halbem Weg einen Berg hoch, an einem der trostlosesten Orte, die Dell je gesehen hatte. Es gab nur einen kraal auf einer flachen Kuppe unter ihnen, und von dort stieg Getrommel auf den Wirbeln der Spätnachmittagshitze zu ihnen herauf.
    Zondi suchte die Gegend mit dem Feldstecher ab. Dell saß im Truck, die Tür geöffnet, die schwarze Kappe auf dem Kopf, die Sonnenbrille auf. Die Schuhcreme auf seinem Gesicht juckte, dunkler Schweiß lief ihm über die Brust. Er kramte in der Plastiktüte und fand den Apfel. Nahm einen Bissen. Innen war der Apfel braun und schmeckte mehlig. Er warf den Apfel aus dem Fenster und spülte seinen Mund mit Wasser aus. Stand auf und ging zu Zondi.
    Â»Was passiert?«, fragte Dell.
    Zondi senkte das Fernglas, zuckte die Achseln. »Es ist eine Zulu-Hochzeit. Fette Frauen in BH s tanzen, besoffene Männer schlagen sich gegenseitig mit Stöcken.«
    Dell nahm den Feldstecher und sah hinunter auf Injas Gelände. Das Fernglas vergrößerte nicht sehr, und die Linsen verzerrten, dennoch konnte er eine Gruppe von Leuten sehen, die in dem Kreis aus Hütten eine Zeremonie abhielten. Er hörte die Trommeln und das schrille Geheul.
    Dell gab Zondi das Fernglas zurück und hockte sich in den Sand. »Du bist ein Zulu, stimmt’s?«
    Â»Ja. Und?«
    Â»Du scheinst nicht besonders auf eure Traditionen abzufahren.«
    Zondi zuckte die Achseln. »Nenn mich übersättigt, aber ich glaube nicht an diesen Mist vom edlen Wilden. Das haben sich weiße Männer und Zulu-Nationalisten ausgedacht.«
    Â»Wie zum Beispiel der Minister?«
    Â»Genau.« Schwenkte das Fernglas über die Landschaft.
    Â»Bist du von hier aus der Gegend?«
    Â»Ist lange her.«
    Â»Dann kanntest du ihn?«
    Â»Flüchtig. Er ist ins Exil gegangen, als ich noch ein Kind war.«
    Â»Erzähl mir von ihm.«
    Â»Du bist doch der Reporter. Du kennst die Geschichte.«
    Â»Ich kenne die Gerüchte«, korrigierte Dell. »Er gibt keine Interviews. Sagt, die weißen Medien verteufeln ihn.«
    Zondi lachte, setzte den Feldstecher ab. »Was willst du hören? So was wie, nimm Robert Mugabe, misch ein bisschen Mobutu Sese Seko dazu, füge eine Prise Idi Amin dazu und schon hast du unseren nächsten Präsidenten?« Zondis Lächeln verschwand. »Fakt ist, er ist ein gottverdammtes Chamäleon. Wenn er mit den Armen redet, ist er ein armer Mann. Spricht er zu den Reichen, ist er ein Geschäftsmann. Spricht mit den Veteranen des Kampfes und ist ein Genosse. Aber am Ende geht es ihm einzig und allein um Macht. Er ist so ungefähr das skrupelloseste Arschloch, das man sich vorstellen

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