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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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verschissene Prozent sicher, dass er es befohlen hat«, erwiderte Zondi. »Baker wollte belastende Dokumente über sämtliche Bestechungen und Schmiergeldzahlungen als Gegenleistung für Straffreiheit veröffentlichen. Nicht mal der Minister hätte dieser Kugel ausweichen können.«
    Dell starrte hinaus in die leere Landschaft. »Dann habt ihr Ben Baker schon eine ganze Weile beobachtet?«
    Dieser Typ und seine Reporter-Angewohnheit, dauernd Fragen zu stellen, ging Zondi langsam auf die Nerven. Er wollte ihm sagen, er solle einfach mal die Schnauze halten. Lieber noch hätte er gehalten und ihn rausgeschmissen. Seinen toten weißen Arsch loswerden. Aber eine Stimme – ganz sicher doch wohl nicht die seiner Mutter? – sagte ihm, dass er um Hilfe gebeten hatte. Und Dell war ihm geschickt worden.
    Zondi sah ihn an. »Worauf willst du hinaus?«
    Der weiße Typ starrte weiter aus dem Fenster. »Baker und meine Frau hatten eine Affäre.«
    Â»Ich weiß.« Jetzt sah Dell ihn aufmerksam an. »Sie ist in unseren Berichten vorgekommen.«
    Â»Seit wann?«
    Â»Vielleicht fünf oder sechs Monate.«
    Â»Mein Gott.«
    Â»Hast du deine Frau geliebt?«
    Â»Ja.«
    Â»Dann lass es dabei bewenden«, sagte Zondi. »Baker hat Menschen gekauft. Das war sein Ding. Glaube mir, deine Frau war nicht die einzige.«
    Â»Ich seh’s einfach nicht, verstehst du? Rosie und er. Verdammt, er war ja nicht mal ihr Typ.«
    Â»Lass los, Mann. Sie hat Scheiße gebaut. Ist fremdgegangen. Sie wäre wieder nach Hause gekommen.«
    Â»Vielleicht«, sagte Dell. »Aber dazu hatte sie keine Gelegenheit mehr.«
    Â»Nein, das hatte sie nicht.«
    Sie erreichten die Hauptstraße, und Zondi entfernte sich von der Stadt. Sah einen Laden. Hielt den Ford in einiger Entfernung.
    Â»Ich werde uns was zu essen und trinken besorgen«, sagte Zondi, öffnete die Tür einen Spalt. »Bleib hier. Und halt den Kopf unten.« Er stieg aus und ging los.
    ***
    Dell schlief beinahe ein. Als er spürte, wie sein Kinn auf die Brust sackte, wurde er schlagartig wach. Er setzte sich gerade hin. Bemerkte aus dem Augenwinkel eine Gestalt an der Seitenscheibe, griff nach der Kanone. Sah ein Kind, das Gesicht überzogen mit Rotz und Fliegen, auf Zulu jammernd, die Hände bettelnd zu einer Schale geformt und ihm entgegengestreckt. Dell kramte den Geldschein heraus, den der alte Mann abgelehnt hatte, und reichte ihn dem Jungen. Fehler. Sekunden später war der Ford umlagert von bettelnden Kindern.
    Zondi kam mit einer Plastiktüte zurück. Brüllte die Kinder auf Zulu an, kämpfte sich zur Fahrertür vor. Er knallte sie zu und versuchte, den Wagen anzulassen. Das Geräusch von Steinen in einem Wäschetrockner. Schließlich sprang der Motor an, und Zondi fuhr los. »Mein Gott, du weißt wirklich, wie man sich unauffällig verhält, was?«
    Er reichte die Tüte hinüber, und Dell öffnete sie. Ein verstaubtes Plastik-Fernglas, Made in Hongkong. Wasser. Ein schrumpeliger Apfel und ein paar Tüten Chips, die aussahen, als hätten sie schon eine ganze Weile im Regal gelegen. Eine schwarze Schirmmütze mit dem weißen Totenkopf-Abzeichen der Orlando Pirates. Eine billige Ray Ban-Kopie. Und eine Dose schwarzer Cobra-Schuhwichse.
    Dell hielt die Dose hoch. »Was ist das?«
    Â»Schmier’s dir ins Gesicht und auf die Hände.«
    Â»Willst du mich verarschen?«
    Â»Nein. Du fällst zu sehr auf, Mann. Tu’s einfach.«
    Zondi griff nach unten und gab Dell den Innenspiegel, der auf dem Boden des Pick-ups lag. Dell stellte den Spiegel auf das vibrierende Armaturenbrett und fing an, sich die Schuhcreme auf die Wangen zu reiben. Er bemerkte den scharfen Geruch von Terpentin, die Creme brannte auf der Haut. Er deckte Gesicht und Hals ab. Strich sie sich über Unterarme und Hände.
    Bemerkte, dass Zondi ihn ansah. »Und jetzt«, fragte Dell, »soll ich ›Mammy‹ singen?«
    Zondi lachte. Und dann lachte Dell ebenfalls. Es klang angespannt, fast hysterisch. Aber es war ein Lachen.

Kapitel 67
    Durch das Brüllen eines sterbenden Tieres kam Sunday wieder zur Besinnung. Ein Mann in einem blauen Overall schlachtete neben dem Feuer eine Kuh, schnitt ihr mit einem Schlachtermesser in den Hals, dickes, hellrotes Blut bildete Muster im Sand. Sie sah woanders hin. Ihr war schlecht. Sie hatte Angst.
    Sie wollte

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