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Staustufe (German Edition)

Staustufe (German Edition)

Titel: Staustufe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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bin hier.»
    Sie war etwas schnippisch. Magdalena war nämlich dabei, mit großen, neugierigen Ohren. Sara wusste nicht, wie sie Magdalena loswerden sollte. Und falls eine Liebeserklärung käme, wäre es ihr ja auch recht, nicht allein zu sein. Dann könnte sie sich besser rauswinden. Die anderen waren längst draußen.
    Lenny schluckte.
    «Sara, ehe du dich mit diesem Selim einlässt, der übrigens bestimmt nicht gut für dich ist – ich muss dir vorher was sagen.»
    «Okay, Lenny. Sag.»
    Sara bekam ein hohles Gefühl im Bauch. Wie ging man denn mit so was um?
    «Sara, ich liebe dich. Über alles. Schon immer.»
    Betretenes Schweigen. Dann ein Kichern von Magdalena.
    «Sorry, Lenny», sagte Sara. «Also, ich liebe jemand anderen.»
    «Das wusste ich, verdammt, dass mir dieser Selim jetzt dazwischengekommen ist. Aber ich schwöre dir, er ist nicht gut für dich, und es ist nur – es ist keine wahre Liebe. Das ist was Vorübergehendes. Der blendet dich nur. In Wahrheit liebst du mich. Wir passen so perfekt zusammen.»
    Das war Sara vor Magdalena jetzt peinlich. Dass sie und der leicht uncoole Lenny perfekt zusammenpassen sollten. Diese Verbindung durfte sich in Magdalenas Kopf besser nicht festsetzen (denn leider war sogar etwas Wahres dran. Aber sie arbeitete so hart daran, ihr altes uncooles Babyface-Image loszuwerden).
    «Nee, Lenny, also wirklich. Ich finde nicht, dass wir zusammenpassen. Und ich liebe dich wirklich nicht.»
    Er sah sie aus verwundeten Augen an, wie verraten.
    «Aber du hast mich doch geliebt. Letztes Jahr, ich hab das genau gemerkt.»
    «Nee, sorry, tut mir echt leid. Das hast du dir eingebildet. Ich hab dich nie geliebt.»
    Lenny sah jetzt irgendwie ganz furchtbar aus. Sara bemerkte, dass seine Lippen zitterten.
    «Du liebst mich nicht, du hast mich nie geliebt, und du wirst mich auch nie lieben?», fragte er.
    «Korrekt. Genau so isses.»
    «Das meinst du nicht wirklich so.» Er flüsterte fast.
    «Doch, Lenny. Echt. Du wirst nie eine Chance bei mir haben.»
    «Sara, du bist mein Leben. Wir gehören zusammen. Wenn ich keine Zukunft mit dir habe … dann kann ich mich gleich in den Main stürzen. Wie diese Ex von Selim.»
    Toll. Wollte er sie erpressen, oder was?
    Sara hatte es eilig. Sie wollte noch Geld abheben und dann zum Blumenladen.
    «Tu’s doch», sagte sie und ließ ihn stehen.

    Abends hatte Sara das fast schon vergessen. Bis zu dem Moment vielleicht, als ihr Gedanken an Selbstmord kamen, nachdem die anderen fort waren und sie allein an der Staustufe in der Dunkelheit zurückblieb. Es war so düster-romantisch gewesen. Das ganze Leben war düster-romantisch.
    Und dann war Selim gekommen. Und es passierte das Wunder, dass er sie küsste. Selim Okyay. Wirklich. Und nicht nur einmal. Sie standen da in der Nacht über dem Main und knutschten, als wollten sie nie wieder aufhören. Und Sara wusste jetzt, wie er schmeckte und wie sich seine Zunge anfühlte. Und sie war so glücklich wie noch nie in ihrem ganzen Leben.
    Dann plötzlich aus dem Nichts Lennys Stimme. «Sara?»
    Sie und Selim lösten sich voneinander. Tatsächlich, da stand Lenny in der Dunkelheit einen Meter entfernt auf der Aussichtsplattform. Er sah aus wie dreizehn.
    «Das darf doch nicht wahr sein», sagte Lenny. «Das ist also Selim.»
    Das war Sara jetzt arschpeinlich. Selim sollte nicht wissen, dass sie schon über ihn geredet hatte, als sei er quasi ihr Freund. Außerdem sollte er nicht wissen, dass sie so uncoole Leute kannte wie Lenny.
    «Was ist denn das?», sagte prompt Selim mit genervtem Lachen. «Ist das dein kleiner Bruder, oder was?»
    «Nee», sagte Sara. «Niemand von Bedeutung. Jemand aus meiner Schule. Der ist nicht ganz dicht. Was machst du überhaupt hier? Hast du mir hinterherspioniert, oder was?»
    «Ich bring mich jetzt um», sagte Lenny. «Jetzt erst recht.»
    «Komm, wir gehen», sagte Selim. «Ich hab das Auto gleich da unten.»
    Sie ließen Lenny zurück und gingen Arm in Arm die Brücke entlang Richtung Schwanheimer Seite. Selims langgestreckter Wagen glänzte im Licht der Laterne. Als sie beim Wagen angekommen waren, kam von hinten ein Schrei: «Sara!», und dann ein lautes Klatschen auf dem Wasser.
    «Sag mal, ist der jetzt gesprungen, oder was?», rief Sara und drehte sich erschrocken Richtung Main.
    «Mach dir keinen Kopf», sagte Selim. «Alles nur Show. Der kann doch schwimmen. Ist der verknallt in dich?»
    «Ich fürchte, ja. Der nervt mich seit Jahren.»
    Sie stiegen ins Auto. Sara

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