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Staustufe (German Edition)

Staustufe (German Edition)

Titel: Staustufe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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greifen. Da sie schon hier war, wollte sie doch noch einmal zwischen diese beiden in eine Klarsichthülle geschobenen Aktendeckel sehen, über die sie sich beim letzten Mal gewundert hatte. Sie hätte doch zu gern gewusst, was sich dazwischen verbarg. Vermutlich der Brief aus Thailand.
    Die Pappdeckel ließen sich einfach nicht aus der Hülle ziehen. Schließlich machte sie kurzen Prozess und griff von oben mit der Hand dazwischen, auf die Gefahr hin, etwas zu verknicken. Doch hier waren gar keine Papiere. Bloß Pappe auf beiden Seiten. Sie griff bis ganz nach unten, schrie auf vor Schreck, als sie gegen eine Spitze aus Metall stieß.
    Bitte, dachte sie, lass es Basti nicht gehört haben. Ach, egal, wenn Basti sie hier erwischte, war das kein Problem. Sie sei hier beim Saubermachen, würde sie behaupten. Er dürfe bloß dem Vater nichts davon sagen. Natürlich würde Basti mit den Augen rollen. Aber er würde den Mund halten.
    Vorsichtig holte sie hervor, was sie Spitzes ertastet hatte. Es war nichts weiter als noch ein Schlüssel. Ein kleiner, verrosteter. Mit einer eingestanzten Nummer.
    Na so was! Hatte ihr Mann einen Banksafe? Ein Postfach?
    Sie sprang fast an die Decke vor Schreck, als die Türklingel durchdringend schellte.
    In größter Hast stellte sie den Ordner wieder zurück und verschloss den Schrank mit feuchten Fingern. Wieder schrillte die Klingel. Sabine rannte in den Flur und zog die Bürotür hinter sich zu. Da sah sie Basti schon rechts die Treppe herunterkommen. «Mach noch nicht auf», zischte sie gehetzt. Das schrille Klingeln wurde zum Dauerton, jemand drückte pausenlos auf den Knopf.
    «Och Menno, Mam, was ist denn jetzt schon wieder?», murrte Sebastian. Doch er verharrte auf dem Treppenabsatz, bis sie das Büro ordentlich abgeschlossen hatte.
    Dann gab sie ihm einen Wink, er könne jetzt öffnen.
    «Was ist denn hier los?», hörte sie ihren Mann alsbald aus der Diele schimpfen. Er war es tatsächlich. Viel zu früh. «Macht ihr grundsätzlich nicht auf, wenn es klingelt?», schimpfte er weiter. «Wo ist deine Mutter?»
    «Hier», sagte Sabine und trat ihm entgegen. «Ich war gerade in der Küche beschäftigt, deshalb habe ich Basti gebeten … du bist doch sonst nicht so schnell zurück?»
    «Störe ich?», fragte er süffisant, während er das Frotté-Stirnband abnahm.
    «Aber nein, ich bitte dich», erwiderte Sabine gequält. Er hatte doch nicht etwa gemerkt, dass sie …
    «Mir ist auf halbem Weg aufgefallen, dass ich meinen Schlüsselbund vergessen habe», verkündete er.
    Und deshalb kam er früher zurück?
    «Ich weiß», sagte Sabine rasch. «Er war in deiner Hosentasche. Das ist schon das zweite Mal diese Woche, dass du ohne Schlüssel raus bist.» Hieß es nicht, Angriff sei die beste Verteidigung?
    Sie hielt ihm den Schlüsselbund hin.
    Er ergriff ihn mit harter Hand. «Kannst du mir erklären, warum du den mit dir herumschleppst?»
    «Um ihn dir zu geben, wenn du kommst.»
    «Das will ich hoffen», sagte er nach einer kurzen Pause, sah sie durchdringend an und joggte endlich die Treppen hoch zum Bad.
    «Echt!», flüsterte Basti seiner Mutter zu. «Was ihr schon wieder habt!»
    Sabine fand, sie habe sich den Umständen entsprechend gut geschlagen. Aber sie wusste, sie hatte ihren Mann misstrauisch gemacht, und das würde sie noch büßen müssen. Außerdem bemerkte sie jetzt, dass sie etwas Wichtiges vergessen hatte.

    Aksoy stand bei Frau Petzke, der Mutter von Lenny, in der Diele. Hier hingen gerahmte abstrakte Drucke an der Wand, ein klares Statement, dass man sich in den besseren Kreisen bewegte. Weiter als bis in die Diele war Aksoy bislang nicht gekommen. Ihre Aufgabe war noch schwerer als befürchtet.
    Frau Petzke, hennagefärbt und in Lagenlook-Naturtönen, blaffte sie gereizt an. «Nun glauben Sie es mir doch», rief sie, «das ist eine Verwechslung. Mein Sohn Leonhard ist in Budapest. Der kann das gar nicht sein.»
    «Wann haben Sie Leonhard denn zuletzt gesehen?»
    «Also wissen Sie, es ist völlig überflüssig, dass ich Ihnen hier dauernd diese Fragen beantworte. Vorgestern Mittag, glaube ich. An dem Tag halt, an dem er losgefahren ist.»
    «Und Sie haben ihn selbst zum Flughafen gebracht?»
    «Zum Bahnhof, meinen Sie. Lenny hat den Zug genommen. Abendzug nach München, Nachtzug nach Budapest. Er wollte sich in München noch mit einem anderen Teilnehmer treffen.»
    «Sie haben ihn also selbst zum Zug gebracht?»
    «Nein, das nicht. Ich hatte an dem Nachmittag

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