- Steckspiele
sagte sie ruhig. »Oder, um es anders auszudrücken, ich habe fünfhunderttausend leitende Angestellte.«
»Schön, schön«, sagte Chuck, »aber deshalb begreife ich immer noch nicht, wie die Unternehmensführung von SHAPES funktioniert.«
»Gut, dann will ich es Ihnen anders erklären«, sagte Wanda Tredgold geduldig. »Sagen Sie mal, Mr. Adams, warum machen Sie eigentlich bei diesen Orgien mit? Stellen Sie sich das doch einmal vor: der Vizepräsident des Amerikanischen Industrieverbandes sitzt splitternackt im Büro einer Mandantin, leckt ihr die Fotze ab, wird von ihrem Chauffeur in den Arsch gefickt und spritzt seinen Samen in die Handfläche ihrer Sekretärin!« Wanda Tredgold lachte. »Kaum eine sehr würdevolle Situation – jedenfalls für Ihre Maßstäbe, Mr. Adams!«
»Aber ich war doch hypnotisiert«, rief er wütend.
»Waren Sie heute morgen im Taxi hypnotisiert?« fragte sie sanft. »Oder in dem Fahrstuhl … ?«
»Diese Vorkommnisse gehen Sie nichts an«, sagte er zu ihr. »Und die Vorkommnisse, die wir auf dem Bildschirm gesehen haben? Wen gehen die etwas an?«
Er zögerte. »Na ja, wir haben wohl alle etwas damit zu tun«, gab er widerwillig zu. »Aber ich verstehe immer noch nicht, was das mit Ihren Geschäften zu tun hat.«
»Nein? Woraus bestehen Geschäfte denn nach Ihrer Meinung? Aus dem Addieren von Zahlenreihen? Dem Bedienen von Maschinen? Ankauf und Verkauf?«
»Na ja, Miss Tredgold, natürlich gehören auch diese ganzen Sachen zum Geschäftsleben. Aber außerdem …« Er blickte sich vielsagend in ihrem imposanten Büro um. »Außerdem gehören die Entscheidungen dazu. Jemand muss Entscheidungen treffen.«
Wanda Tredgold nickte feierlich. »Ja, ich verstehe. Und diese Entscheidungen werden von Leuten wie Ihnen und mir getroffen?«
»Warum nicht?« fragte er zurück. Er klang verwirrt.
»Ja, warum nicht? Aber wer sollte nach Ihrem Plan denn alle Entscheidungen treffen? Nur Sie und ich, oder auch Leute wie Trina und Androgynos?«
Er starrte sie ungläubig an. »Wollen Sie damit sagen, dass die da leitende Angestellte sind?«
»Natürlich. Vielleicht nicht immer, aber sehr oft. Wenn man ein leitender Angestellter sein will, muss man schließlich schließlich etwas leiten. Wenn ich will, dass Sie eine nützliche Ent- scheidung für SHAPES treffen, dann muss ich Sie doch zuerst mit Informationen versehen – mit nützlichen Informationen. Stimmt’s?«
»Ja«, sagte er und fügte spitz hinzu : »Das wäre übrigens vielleicht gar keine schlechte Idee.«
»Aber dieselbe Information könnte ich genausogut dieser Schlampe da drüben geben. Und ich würde die Antwort bekommen, die ich haben will.«
»Nur, wenn Sie sie zuerst damit füttern«, sagte er rasch. »Und Sie, Mr. Adams? Wollen Sie mir erzählen, dass Sie die Antworten ganz alleine finden?«
»Ich glaube«, fing er an und linste zu dem nackten Mädchen herüber, das bewegungslos auf dem Fußboden kniete. Er sprach mit leiser Stimme: »Mir scheint, dass sie nur Ideen widergibt, die sie ihr eingetrichtert haben. Als ob sie ein Medium wäre.« Er blickte Wanda Tredgold fragend an.
»Sie kommen nahe heran, Mr. Adams. Sehr gut.« Sie klang wie eine Lehrerin, die einen Schuljungen belobigte. »Aber sehen Sie, Mr. Adams, ich kann sie doch nur mit Gedanken füttern, die schon vorhanden sind. Jemand muss den Gedanken zuerst haben. Sonst kann ich ihn nicht übertragen.« Chuck sah zu Trina herüber, dann wieder zu Wanda Tredgold. »Wie können Sie aber meine Gedanken übertragen?« fragte er. »Das tue ich nicht, Mr. Adams. Sie übertragen mir Ihre Gedanken, und ich leite sie nur an Trina hier oder an irgendeinen anderen Angestellten weiter.«
Chuck legte die Stirn in Falten. »Aber warum, Miss Tredgold, warum?«
»Warum geben Sie Miss Knox Papiere für die Akten?«
»Um Informationen aufzuspeichern… ach du lieber Gott!« Er starrte sie verblüfft an. »Wollen Sie sagen, dass Trina Ihre Informationen aufspeichert – in ihrem Kopf?«
»Ja, Mr. Adams. In Trinas Gehirn. Und in einer halben Million weiterer Gehirne. In diesem Gebäude gibt es nur ganz wenig Aktenschränke. Gerade genug, um die Dokumente aufzunehmen, die wir für die Kommunikation mit Leuten außerhalb der Organisation benötigen.«
»Nehmen wir aber mal an, Ihre Leute vergessen etwas von dem, was sie hören? Wäre es da nicht besser, wenn man Durchschläge hätte?«
»Wann haben Sie zuletzt den Durchschlag eines alten Memorandums gelesen, Mr. Adams?«
Er legte
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