Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)
besten Männer getötet. Ich sag Euch, dieser Mann ist kein Deserteur, sondern ein Lügner.«
Steel setzte alles auf eine Karte und gab sich entrüstet. Er spürte Trouins bohrenden Blick. »Ist das wahr, Captain Thomson? Habt Ihr mich belogen?«
»Ich gebe Euch mein Wort, Captain Trouin, ich bin kein Lügner. Ich diene nur Euch und dem wahren König.«
Stringer stieß ein raues Lachen aus und meinte: »Was sagtet Ihr, Sir, wie war noch gleich sein Name? Thomson? Hat er Euch diesen Namen genannt? Oh, nein. Nein, nein, der Mann heißt Steel. Mr. Jack Steel. Captain in Queen Annes Armee. Es heißt, er ist sogar ein Freund des Herzogs.«
Trouin blickte von Steel zu Stringer. »Ihr vertut Euch, Stringer. Oder vielleicht seid Ihr bloß betrunken. Ich vertraue diesem Mann.«
»Mehr als mir, Sir? Wer hat Euch denn das Leben gerettet, damals in Dünkirchen? Ihr werdet doch hoffentlich eher mir vertrauen als einem Fremden? Und überzeugt Euch doch, Sir, rieche ich nach Wein?«
Trouin schien abzuwägen und wandte sich erneut an Steel. »Es stimmt, er hat mir das Leben gerettet und sein eigenes aufs Spiel gesetzt.«
Steel verlegte sich aufs Bluffen. »Ich habe diesen Mann noch nie gesehen, Captain. Ich …«
Die Worte gingen unter, als Stringer Steel ein Stück Kautabak ins Gesicht spuckte und ihm so unvermutet mit der Faust vor die Brust schlug, dass Steel sich krümmte. Keuchend hielt er sich den Bauch, täuschte vor, kaum noch Luft zu bekommen, richtete sich dann aber blitzschnell auf und verpasste Stringer einen Aufwärtshaken ans Kinn. Der Sergeant taumelte zurück und krachte in einen vergoldeten Sekretär. Im nächsten Moment war Steel bei ihm und bearbeitete ihn mit beiden Fäusten. Doch Stringer zog das Knie hoch und traf Steel zwischen den Beinen, sodass er rücklings zu Boden ging.
Der Sergeant war derweil wieder auf den Beinen und spuckte ein blutiges Stück Zahn aus. »Er ist ein verdammter Spion!«, schrie er in Trouins Richtung. »Hört nicht auf ihn!«
Steel verbiss sich den Schmerz, stürzte sich erneut auf Stringer und rammte ihm den Kopf gegen die Stirn. Der Sergeant sank stöhnend auf die Knie. Aber auch Steel schmeckte Blut im Mund. Rasch fing er sich und umfasste den Griff seines Degens. Stringer schaute mit flehendem Blick zu Trouin auf, und im selben Moment wusste Steel, dass er verloren hatte. Auf ein Zeichen des Piraten hin packten die beiden Wächter ihn und drückten ihn gegen die Wand.
»Genug. Ich weiß, wann Sergeant Stringer die Wahrheit sagt. Er hat mich oft genug belogen und ebenso oft dafür bezahlt. Also weiß er, was ihm blüht. Außerdem, warum sollte er mich bei einem Spion belügen? Und wieso habt Ihr mir gegenüber diesen Mann nie erwähnt, Captain?« Er zeigte auf den vor Angst zitternden Brouwer.
Stringer stand mühsam auf. Er war wacklig auf den Beinen, wischte sich das Blut vom Mund, kam mit taumelnden Schritten auf Steel zu und stellte sich so nahe vor ihn, dass Steel den stinkenden Atem des Sergeants riechen konnte.
»Das hier, Sir, ist Captain Jack Steel aus der Armee Ihrer Majestät.« Er sprach die Worte langsam durch den pochenden Schmerz im Kopf. »Er ist Offizier aus Farquharsons Regiment of Foot. Mein altes Regiment übrigens, ehe ich mich eines Besseren besann. Er kommandiert die Grenadiere. Zumindest war es noch letztes Jahr so, als ich ihn in Spanien traf. Ist ein harter Brocken, Captain Trouin. Hat meinen alten Major ins Jenseits befördert. Wisst Ihr nicht mehr, dass ich Euch von ihm erzählt hab? Armer Kerl – die Sache in Bayern. Hat versucht, mich zu täuschen und alles. Wollte mich an den Galgen bringen, und dann sah er mich wieder in Spanien. Da wollten sie mir auch an den Kragen. Aber natürlich konnte er mich nicht kriegen. Den alten Nathaniel Stringer kriegt keiner so schnell. Bin eben schwer zu fassen, wie? Ist’s nicht so, Captain Steel? Und Ihr dachtet bestimmt, Ihr würdet mich nie wiedersehen.« Stringer sah Steel in die Augen und grinste. Das nachfolgende Schweigen wurde für Steel fast unerträglich.
Trouins Blick huschte von einem zum anderen. »Ihr mögt diesen Mann nicht, Sergeant, so viel steht fest.«
Stringer spie aus und zielte diesmal auf Steels Stiefelspitze, von wo die Spucke langsam auf den Boden sickerte. »Um ehrlich zu sein, Sir, ich werde erst zufrieden sein, wenn er in der Hölle schmort. Vorher habe ich keine Ruhe. Auch die Seele meines alten Majors wird nicht eher Ruhe finden. Dieser Mann ist ein Verräter der
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