Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)
Piraten, die sich trotz des Rums noch auf den Beinen halten konnten, um Brouwer scharten. Einer von ihnen, ein grinsender Mohr, trat ein paar Schritte zurück und zog einen kleinen Dolch aus dem Gürtel. Er zielte, doch er taumelte, als er den Arm hochriss und die Waffe auf Brouwer schleuderte. Der Dolch traf den Flamen am Arm und bohrte sich tief ins Fleisch. Triumphierend reckte der Pirat die Faust in die Höhe und jubelte.
Unmittelbar danach stellte sich ein dunkelhaariger Spanier wenige Schritte vor Brouwer und warf ein kurzstieliges Beil auf sein Opfer. Die scharfe Klinge trennte zwei Finger an Brouwers linker Hand ab. Der Flame schrie und versteifte sich unter dem Schmerz. Steel sah, wie Stringer vortrat, eine Pistole zog und den Hahn spannte. Er zielte auf Brouwers Knie. Steel konnte nicht hinsehen. Der Schuss hallte von den Wänden wider, gefolgt von heiseren Schreien. Die Kugel hatte Brouwers rechte Kniescheibe zertrümmert. Stringer grinste, sah Steel direkt in die Augen und zwinkerte ihm zu.
»Ihr kommt auch noch dran, Mr. Steel. Keine Sorge.«
Steel rang sich ein müdes Lächeln ab und fragte sich, wie lange er dazu noch in der Lage sein würde. Aber er brauchte sich vorerst keine Sorgen zu machen, denn auch eine halbe Stunde später waren die Piraten mit ihrem Opfer noch nicht fertig.
Steel konnte es kaum noch ertragen. Die Piraten ließen sich Zeit. Jeder Schnitt, jeder Schuss und jeder Hieb war so bemessen, dass die Schmerzen nie abebbten und die Tortur sich endlos hinzog. Bald war Brouwers Körper übersät von Schnittwunden, die weiße Haut war blutverschmiert. Auch die Beine bluteten heftig. Wie es schien, gab es kaum noch Körperstellen, die nicht verunstaltet worden waren. Doch sie ließen immer noch nicht von ihm ab. Steel flehte zu Gott, dass dieses Abschlachten bald ein Ende nehmen würde.
Aber er wusste, dass es nutzlos war, weiter zu protestieren. Dadurch würde er sein eigenes Leid nur vergrößern. Ihm war auch klar, dass dieses Schauspiel größtenteils für ihn veranstaltet wurde. Trouin hatte sich derweil in eine dunkle Ecke zurückgezogen, verfolgte die Szene und schwelgte in Steels zunehmendem Entsetzen. Steel wusste, dass Brouwer verloren war, und betete, der Tod möge gnädig sein und ihn von seinen Qualen erlösen. Lady Henrietta war zum Glück noch nicht wieder aus ihrer Ohnmacht erwacht, und Trouin hatte sie bislang nicht wachgerüttelt. Doch Steel machte sich nichts vor: Wenn er selbst an der Reihe war, würde der Piratenkapitän schon dafür sorgen, dass die Dame alle Foltermaßnahmen mit eigenen Augen verfolgen würde. Ja, sie würde Zeuge von Steels langsamer und qualvoller Exekution werden.
Brouwer weinte inzwischen mehr als dass er schrie. Zumindest versuchte er zu weinen. Er hatte ein Auge eingebüßt und schaute sich mit dem böse klaffenden Loch benommen im Raum um. Da er nicht mehr sprechen konnte, kam jeder Laut, den er von sich gab, jedes Stöhnen und Schluchzen aus einer aufgerissenen, blutig verstümmelten Mundhöhle. Den stammelnden Lauten entnahm Steel, dass der Flame um den Tod bettelte. Unweigerlich dachte Steel an Brouwers Familie, an die Kinder, die bald keinen Vater mehr hatten. An die arme Berthe. Die Familie würde von all dem hier nichts erfahren. Sie sollten nicht wissen, dass Brouwer wie ein Tier abgeschlachtet worden war. Wenn Steel zu ihnen zurückkehrte und die Nachricht überbrachte – denn nach wie vor versicherte er sich, aus dieser Lage wieder herauszukommen –, würde er den Kindern sagen, dass ihr Vater als Held gestorben sei und bis zum Ende gekämpft habe. Wenn ich hier je wieder rauskomme. Er schaute sich um und zweifelte mit einem Mal an dieser Aussicht. Die Piraten ließen in ihrem perversen Folterhunger ein wenig nach, und Steel hatte das Gefühl, dass Brouwer nicht mehr lange lebte.
In diesem Augenblick löste Trouin sich aus seiner dunklen Ecke. »Gentlemen, ich denke, dass diese elende Missgeburt für ihr Vergehen bezahlt hat.«
Er nickte Ajax zu. Die Piraten machten Platz, als der Hüne zu Brouwer trat. Der Flame schien um sich herum nichts mehr wahrzunehmen, war in seine Qualen versunken. Er gab nicht einmal mehr wimmernde Laute von sich, die bis dahin noch angezeigt hatten, dass er am Leben war. Der Schwarze packte Brouwers Kopf und zog gleichzeitig sein großes Schwert aus der Scheide. Dann holte er aus und schlug dem Flamen mit einem präzisen Hieb den Kopf ab, der in hohem Bogen durch den Raum flog und zu Boden
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