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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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widerliches Stück Dreck!«, spie er Steel ins Gesicht. »Wenn wir mit Euch fertig sind, wird selbst Eure Mutter Euch nicht wiedererkennen, und keine andere Frau wird sich je für Euch interessieren. Oh ja. Wir werden Euch am Leben lassen. Ihr werdet Eure letzten Tage auf Erden jämmerlich in der Gosse verbringen, als geblendeter, kastrierter Bettler.« Er wandte sich an seinen Schatten. »Ajax, du darfst anfangen. Und dann genießen wir alle die Freuden, die uns diese bezaubernde Dame verschaffen kann. Ich denke, ich werde sie doch nicht verkaufen. Ich behalte sie lieber für mein eigenes Vergnügen. Und diejenigen meiner Crew, die ich für würdig befinde, dürfen auch von ihren Reizen kosten.«
    Mit diesen Worten trat er erneut zu Lady Henrietta und riss ihr den Rest des gelben Kleides vom Leib, sodass sie nur noch in ihrem Unterrock dastand. »Ajax, du brauchst nicht so zu stieren, sie ist nicht für dich. Du würdest sie umbringen. Worauf wartest du noch? Leg los.«
    Steels Entsetzen nahm zu, als der Schwarze sich vor ihm aufbaute; ein kurzes Messer blitzte in seiner Rechten auf. Noch einmal begehrte er gegen die Ketten auf, spürte aber nur, wie die schartigen Ränder der Schellen sich tief in seine Handgelenke bohrten. Doch er ahnte, dass dieser Schmerz nichts im Vergleich zu den Martern sein würde, die ihm jetzt bevorstanden. Im selben Moment packte Ajax Steels linken Arm und ließ die Klinge über die Haut zuckten. Steel spürte zunächst nichts an der Stelle, wo die Spitze seine Haut geritzt hatte, und sah, wie das Blut aus dem feinen Riss sickerte. Erst dann setzte der Schmerz ein.
    Trouin lachte. »Was ist? Er spielt doch nur mit Euch, Steel. Er wollte bloß prüfen, ob die Klinge auch scharf genug ist, ehe er richtig loslegt. Fahr fort, Ajax.«
    Erneut blitzte die Klinge im Schein der Pechfackeln auf und hinterließ eine dünne Linie auf Steels Arm. Und so ging es weiter und weiter. Schließlich trat der schwarze Riese einen Schritt zurück und betrachtete Steel, der in seinem Schrecken und seinem Schmerz längst vergessen hatte, welches Schicksal ihm noch blühte. Blenden oder Entmannen. Nichts schien mehr von Bedeutung zu sein. Der Schmerz nahm überhand. Als Ajax wieder vortrat, machte Steel die Augen zu und wartete auf den nächsten Schnitt der rasiermesserscharfen Klinge.
    Doch dazu kam es nicht, denn urplötzlich drang ein Donnerhall durch das Gewölbe, als mehrere Musketen abgefeuert wurden und das Schloss der schweren Holztür zertrümmerten. Steel riss die Augen auf, ungläubig und doch voller Hoffnung. Er sah, wie Ajax innehielt und verwirrt zur Tür blickte, wo uniformierte Männer durch den Pulverdampf in den Raum strömten. Einen Moment lang wähnte Steel sich in einem Traum; er glaubte, in seinem Schmerz das Bewusstsein verloren zu haben oder Trugbildern zu erliegen. Er vermochte nicht mehr zu sagen, ob er überhaupt je in die Wirklichkeit zurück wollte, da er wusste, dass sie ihm nur Schmerzen bieten konnte.
    Doch dann wirkte alles um ihn herum allmählich real. Er hörte Stimmen – wie durch einen Schleier gewahrte er, dass Soldaten sich zwei Glieder tief formierten und die Musketen auf die Piraten anlegten. Eine Bewegung rechts von ihm erregte seine Aufmerksamkeit: Einer von Trouins Männern warf ein Messer auf die Soldaten, verfehlte sein Ziel indes und bezahlte mit seinem Leben, als ein Schuss fiel.
    In Steels Kopf begann sich alles zu drehen. Hatte denn der britische Angriff schon begonnen? Und woher wussten seine Kameraden, wo er festgehalten wurde?
    Angestrengt spähte er durch die Pulverschwaden und suchte nach vertrauten Gesichtern … nach Williams, nach Hansam. Stattdessen sah er nichts als fremde Soldaten. Und ihre Uniformen waren – weiß! Das waren Franzosen, reguläre Truppen des Sonnenkönigs. Steel kniff die Augen wieder zu, da er seiner Wahrnehmung nicht mehr traute. Als er die Augen wieder öffnete, fiel sein Blick auf Lady Henrietta, die nach wie vor angekettet war. Dann drang eine Stimme an sein Ohr. Jemand sprach ihn auf Englisch an. Langsam drehte Steel den blutigen Kopf in Richtung des Sprechers.
    »Jacob?«, flüsterte er ungläubig.
    Jacob Slaughter brachte seine Nase nah an Steels verunstaltete Gesichtszüge. »Keine Sorge, Sir. Ihr seid in Sicherheit. Großer Gott, was haben die mit Euch gemacht! Dieser Keller ist ein Schlachthaus. Sieht so aus, als wären wir gerade noch rechtzeitig gekommen.«
    Steel bewegte die Lippen, doch er brachte kein Wort hervor. Er

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