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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Steels Berechnungen grob in Richtung Westtor führte. Und während die Feinde um die Hausecke eilten, zuckte der Schein der Fackeln über die Häuserwände und beleuchtete kurz die Gestalt im Eingang von Brouwers Wohnhaus. Im nächsten Moment war die Straße wieder in Dämmerlicht gehüllt. Stille senkte sich herab. Aber Steel hatte keinen Zweifel mehr, wer dort am Hauseingang wartete. Das Profil hätte er immer und überall erkannt.

15.
    Während Steel den Griff seines Degens fester umschloss, spannte Slaughter den Hahn seiner Muskete. »Kein Wort«, flüsterte Steel.
    Die Gestalt löste sich aus den Schatten des Eingangs. »Captain Steel? Seid Ihr das? Oh, Gott sei es gedankt! Gott sei Dank, dass ich Euch gefunden habe.«
    Steel war erleichtert, Fabritius zu sehen, sah aber, dass sich in der Miene des Flamen dieselbe Furcht abzeichnete wie während der Flucht aus der Stadt.
    »Mr. Fabritius, geht es Euch gut? Das hier ist kein Ort für Euch. Ihr solltet Euch in Sicherheit bringen. Wo ist Eure Familie?«
    »Das ist es ja gerade, Captain. Ich muss Euch dringend sprechen. Ich brauche Eure Hilfe. Ihr müsst mit mir kommen.«
    »Beruhigt Euch, Mann. Was ist los?«
    »Wir brauchen Eure Hilfe, Captain. Meine Familie. Die Franzosen wissen, wer wir sind. Und was ich getan habe. Sie wissen jetzt, dass ich Euch geholfen habe. Bitte, Ihr müsst uns retten.«
    Steel wägte ab. Wenn er jetzt Fabritius half, hatte er womöglich keine Gelegenheit mehr, Trouin zu überraschen. Doch wenn er den Flamen nicht unterstützte, würde die Last seines schlechten Gewissens schier unerträglich werden. Schlimm genug, dass Brouwer nicht mehr lebte.
    Steel brauchte nicht lange zu überlegen.
    »Natürlich kommen wir mit. Wo ist Eure Familie jetzt? Soll ich mehr von meinen Männern holen?«
    Fabritius’ Blick fiel auf die Handvoll Rotröcke. Der Flame wirkte bedrückt und beunruhigt. »Nein, nein, Captain. Ich bin sicher, das wird genügen. Aber kommt rasch mit mir.«
***
    Sie brauchten etwa zwanzig Minuten, um die Stadt zu durchqueren. Trotz Marlboroughs Zusage, die Verteidigungsanlagen nicht flächendeckend mit Geschützfeuer zu bestreichen, waren von überallher Schüsse zu hören, Musketen zumeist. Französische Infanteristen eilten hier und da durch die Straßen, aber jedes Mal gelang es Fabritius, die Rotröcke rechtzeitig in eine Nebengasse zu lotsen. Er führte Steel und die Grenadiere in südöstliche Richtung. Schließlich überquerten sie die Straße, die zum Kapuzinerkloster führte, und kamen an einer Windmühle vorbei, die während des Beschusses mehrere Treffer abbekommen hatte. Jetzt hoben die Überreste sich gegen den bleigrauen Himmel wie ein groteskes, riesiges Skelett ab. Die beiden übrig gebliebenen Flügel standen wie starre Arme ab, die Fenster und die Tür wirkten wie leere Augenhöhlen und ein zerschlagener Mund.
    Schließlich blieb Fabritius stehen, drehte sich zu Steel um und sprach im Flüsterton: »Dort drüben, Sir. Wir sind da.«
    Steel sah in die Richtung, in die der Flame zeigte, und war verblüfft. Es war kein Wohnhaus zu sehen. Stattdessen ragten etliche Schritte vor ihnen die Umrisse einer der Vauban’schen Kasematten auf, unterhalb der Lanthorn-Bastion. Es war die letzte Bastion vor dem Hafen und die am stärksten befestigte.
    Sie schlichen zu den massiven Eichentüren des Schutzraumes, die fest verschlossen und, wie Steel vermutete, verriegelt waren. Doch zu seinem Erstaunen drückte der Flame gegen die Tür und machte sie auf. Auf Slaughters Befehl strömten die Grenadiere ins Innere – und gelangten in einen Innenhof, in dem niemand zu sehen war. In einer Ecke des Hofs waren vier Pferde angebunden.
    Steel erstarrte. Irgendetwas stimmte hier nicht.
    »Wo sind sie?«, wandte er sich an den Flamen. »Eure Frau und die Kinder?« Fabritius antwortete nicht und starrte Steel an. »Los, Mann!«, versuchte Steel es erneut. »Wo sind sie?«
    Fabritius schwieg und zeigte nur auf die stabile Tür im hinteren Bereich des Innenhofes.
    Mit vorgehaltenen, geladenen Musketen schlichen die Grenadiere, geführt von Steel, rasch über den Hof und kamen an die geschlossene Tür. Steel hielt den Degen in der Hand und lauschte. Dann drückte er vorsichtig gegen die Tür und merkte, dass sie sich öffnen ließ.
    Im Innern stank es nach menschlichen Exkrementen und schalem Wein. Zerbrochene Weinflaschen und Vorratsbehälter lagen verstreut auf dem Boden, und in einer Ecke nagten zwei Hunde an den Überresten eines

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