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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Westtor öffnen. Wenn der Widerstand am Tor genauso rasch erlahmte wie hier oben auf den Wehrgängen, würde der Angriff schnell beendet sein.
    Doch Steel war bewusst, dass der Auftrag für ihn gerade erst begonnen hatte. Er hörte, dass das Feuergefecht am Ausgang des Tunnels heftiger wurde, und führte seine kleine Truppe fort von Hansam und dem Kern des Zuges. Sie folgten dem Verlauf der Mauer, und Steel versuchte sich zu erinnern, welchen Weg Fabritius eingeschlagen hatte. Endlich erreichten sie eine Öffnung in der Mauer, worauf Steel seinen Leuten ein Zeichen gab, ihm zu folgen. Er eilte in den Durchlass und atmete erleichtert auf, als er keine Soldaten sah. Am Ende des kurzen Durchgangs in der zweiten Befestigungsmauer erreichte man bereits die Straße. Hoch über sich vernahm Steel Schritte und ahnte, dass dort Hansam und die anderen Grenadiere in Richtung Tor eilten.
    Er nutzte die kurze Pause und schaute sich nach seinen Männern um. Insgesamt waren sie zu zehnt, Williams mit eingerechnet. Steel hatte das Gefühl, dass Trouin sich nicht in seinem Hauptquartier aufhielt. Dort wäre er zu leicht aufzuspüren, verwundbar wie der Fuchs im Bau. Nein, Steel ahnte, dass ein Pirat wie Trouin immer gern mitten im Geschehen war. Wenn der Kaperfahrer also nicht den Überblick verlieren wollte, musste er sich zu einem Kommandoposten zurückgezogen haben. Die Piraten mochten irgendwo in den Straßen kämpfen, aber der Anführer hatte sich gewiss im Büro des Gouverneurs eingenistet.
    Aufs Geratewohl eilte Steel in südöstlicher Richtung davon und stieß auf die breite Sankt Sebastian Straat. Er wandte sich Williams zu. »Tom, diese Straße verläuft in gerader Linie zum Rathaus. Dort werden wir Trouin finden. Es ist aber zu gefährlich, auf dieser Straße zu bleiben. Nehmen wir lieber die Seitengassen. Aber falls wir getrennt werden, bleibt Ihr grob in dieser Richtung, verstanden?«
    »Sir.«
    Steel führte seine Männer erst rechts und dann links durch mehrere schmale Gassen. Sie begegneten niemandem, und wann immer die schweren Geschütze für kurze Zeit schwiegen, hallten die Schritte der Grenadiere in den gepflasterten Straßen von den Häuserwänden wider. Von Ferne her drang der Lärm der Garnison zu ihnen herüber. Die Verteidiger bereiteten sich auf das Gefecht vor: Offiziere gaben Befehle, die Batterien zu besetzen, Kompanien mussten antreten. Von den Stadtbewohnern jedoch keine Spur. Weder auf den Hauptstraßen noch in den Gassen waren Bürger von Ostende zu sehen. Steel vermutete, dass sich alle in Schutzräume zurückgezogen hatten, um dem blutigen Gemetzel zu entgehen, das gewiss bald den Morgen bestimmen würde.
    Sie bogen rechter Hand ab, und Steel hatte das Gefühl, die Kreuzung zu kennen. Er wusste, dass er schon einmal hier gewesen war. Die Christian Straat war zwar teilweise in dem Beschuss beschädigt worden – davon zeugten noch etliche eingestürzte Häuser –, aber dies war die Straße, durch die der arme Brouwer sie beim ersten Treffen geführt hatte. Brouwers Haus befand sich nur wenige Schritte entfernt.
    Plötzlich packte Slaughter Steel am Arm und wisperte: »Seht Ihr das, Sir? Bei der Tür dort drüben.«
    Es war Steel nicht entgangen. Dort, im Eingangsbereich von Marius Brouwers kleinem Haus, stand eine Gestalt. Reglos und kaum zu erkennen in der leeren Stadt im schwachen Licht des frühen Morgens. Steel hielt die Person von den Konturen her für einen Mann und meinte, einen Degen erkennen zu können. Er war im Begriff, weiterzugehen, als plötzlich Stimmen und Rufe aus einer Straße kamen. Steel drückte sich flach gegen die Hauswand; die anderen taten es ihm gleich. Weiter die Straße hinunter näherte sich ihnen eine größere Gruppe. Vielleicht zwanzig oder dreißig Mann, ausgerüstet mit Musketen und verschiedenen Hieb- und Stichwaffen. Sie rannten, und je zwei Mann vorn und hinten hielten Pechfackeln hoch.
    Einige der Männer trugen die weißen Uniformen der regulären französischen Infanterie, andere waren wie Zivilisten gekleidet oder gehörten anderen Armeen an. Und in dem Licht der Fackeln erkannte Steel einige von Trouins Männern … selbst auf die Entfernung. Die Truppe kam schnell die Straße herauf, geradewegs in Richtung der Grenadiere. Steel befürchtete, dass er und seine Männer jeden Augenblick entdeckt würden. Gedanklich stellte er sich auf den Kampf ein, sah Slaughter an und nickte.
    Doch dann bogen die Männer plötzlich rechter Hand in eine Gasse ab, die nach

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