Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)
Euch dafür zur Rechenschaft zu ziehen, Gnade Euch Gott.«
Als Cadogan dem General lächelnd auf die Schulter klopfte, trat Hawkins an Steel heran. »Die beiden sind alte Freunde, Jack«, erklärte er mit einem Lächeln. »Ich versichere Euch, der Rückzug widerspricht all unseren Erfahrungen. Dennoch ergibt es Sinn, ja, die Idee ist vielleicht sogar brillant. Die Gentlemen werden sich gewiss bei einem Glas Wein versöhnen, wenn wir Marschall Villeroi erst einmal geschlagen haben.«
»Demnach sieht es so aus, dass wir siegen?«
»Kommt, Jack, ich wäre ein törichter Mann, wenn ich das sagen würde, nicht wahr? Während Ihr dieses Dorf eingenommen habt, hat dorthinten auf der Ebene ein großes Kavalleriegefecht stattgefunden. General Overkirk hat die französischen Reiter zurückgedrängt. Doch jetzt kommt der kritische Moment. Wenn dieses nächste Manöver so verläuft, wie der Herzog es sich vorstellt, dürfen wir uns, denke ich, bald als Sieger betrachten. Es ist gut, dass ich Euch gefunden habe, Jack, obwohl Euch das auch ein Ordonnanzoffizier hätte mitteilen können. Die Guards sollen hier bis zum letzten Moment im Dorf bleiben, damit der Rückzug nicht auffällt. Ihr und alle anderen Grenadiere der Brigade unter Lord Orkneys Kommando werden fortan im Zentrum benötigt, denn genau dort planen wir einen Großangriff. Begebt Euch mit Eurer Kompanie zu den Niederländern. Ich werde derweil mit Colonel Farquharson sprechen. Ihr werdet einem gewissen Major van Cutzem der niederländischen Infanterie zur Seite gestellt.«
»Ihr seid hier, um Befehle weiterzugeben? Colonel Hawkins, ich weiß, dass Ihr zu Höherem berufen seid.«
»In der Tat, Jack, Ihr habt ganz recht. Ich habe Euch für ein besonderes Vorhaben vorgemerkt. Mehr darf ich nicht dazu sagen. Da ich Euch schon gut zwei Wochen nicht mehr gesehen habe, wollte ich mich bloß davon überzeugen, ob Ihr noch am Leben seid. Passt auf Euch auf, Jack, denn in Kürze werde ich Eure Hilfe brauchen.«
Orkney war längst auf dem Weg zu seinem Stab, und als Hawkins sich wie Cadogan in den Sattel schwang, warf er noch einen Blick über die Schulter. »Oh, und Jack, ich habe ganz vergessen, Euch viel Glück zu wünschen. Aber es scheint Euch ja immer hold zu sein.«
Steel nickte mit einem Lächeln auf den Lippen. Obwohl die feindlichen Geschütze den Beschuss aufrechterhielten und die Kugeln in die nahe gelegenen Häuser krachten, schritt Steel zu Slaughter und den angetretenen Grenadieren.
»Die Männer sollen sich rühren, Sergeant.«
Hansam kam auf Steel zu und sah ihn erwartungsvoll an. »Und? Greifen wir an?«
Steel schaute zu Boden und ritzte Muster mit der Degenspitze in den Dreck. »Nein, wir ziehen ab.«
»Den Franzosen nach, Sir? Ist die Schlacht denn schon entschieden?«, wollte Slaughter wissen.
»Noch nicht ganz, Jacob. Wir sollen zurück und uns dann links halten, nicht mehr nach vorn. Unser neues Ziel ist das Zentrum.«
Hansam hatte dafür nur Kopfschütteln übrig, lachte dann und holte seine Schnupftabaksdose aus der Tasche.
»Was?«, kam es ungläubig von Slaughter. »Nach allem, was wir geschafft haben? Die Anhöhe? Das Dorf? Und all die Toten?«
»So lauten unsere Befehle. Wir werden einem niederländischen Bataillon zugeteilt. Wenn ich Ihr wäre, Sergeant, würde ich das als Ehre empfinden.«
Steel erkannte jetzt die Logik in Marlboroughs Strategie, doch er konnte immer noch nicht verstehen, warum der Herzog seinen Plan nicht Lord Orkney anvertraut hatte. Der Zorn des Generals war da nur nachvollziehbar. Wenn man einen überzeugenden Scheinangriff auf der Flanke des Feindes plante, um die Reserve herauszulocken, war es dann fair, wenn man die eigenen Soldaten in dem Glauben vorrücken ließ, der Angriff sei ernst gemeint? Aber was war in dieser neuen Art der Kriegsführung noch fair, dachte Steel, wenn jeder Kampf neue Überraschungen bereithielt. Das war ihm bereits in Bayern vor der Schlacht von Blenheim klar geworden. Seither hatte er ab und an Anzeichen dafür gesehen, dass Einstellungen sich änderten. Gewisse Einflüsse bestimmten das Handeln der Briten in jedem Schauplatz des gegenwärtigen Konflikts, von Flandern über Spanien bis nach Portugal.
Er hörte auf, Striche auf den Boden zu ritzen, und hob den Blick. »Bringt die Jungs raus, Sergeant. In Dreierreihen. Aber möglichst weitab vom Feind. Wir wollen ja den französischen Geschützführern kein einladendes Ziel bieten.«
Slaughter, der den Befehl zum Rückzug immer noch
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