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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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alles in der Welt nicht, Euch dafür zu entschuldigen, dass auf seine Leute gefeuert wurde.«
    Steel nickte und trat gemeinsam mit Hawkins zu Brouwer. »Dies ist Captain Steel, Mr. Brouwer. Ein vertrauenswürdiger Offizier und Vertrauter des Herzogs von Marlborough. Ich bitte abermals um Verzeihung, dass Seine Hoheit im Augenblick unpässlich sind. Er leidet sehr an mal de tête, wenn Ihr mir diesen französischen Ausdruck nachsehen wollt. Aber ich bin sicher, dass Captain Steel Euch alles erklären wird. Ihr dürft Euch in mein Zelt zurückziehen, Steel – und bietet Mr. Brouwer ein Glas Wein an. Ihr findet die Karaffe auf dem Sideboard. Niemand wird Euch stören.«
    Steel nickte. »Habt Dank, Colonel.«
    Er bedeutete Brouwer, ihm zu dem Zelt zu folgen, das nur wenige Schritte entfernt war. Unter den Blicken des Colonels begann Steel den Versuch, dem Gast zu erläutern, wie es dazu kommen konnte, dass Frauen und Kinder ihr Leben verloren. Er musste das Vertrauen dieses Mannes in Marlboroughs Armee wiederherstellen.
***
    Fast zwei Stunden und zwei Gläser von Hawkins’ exzellentem Rotwein später hatte Steel das Gefühl, als sei der Erfolg greifbar. Rasch hatte er die eher bescheidene gesellschaftliche Stellung des Mannes erkannt und seine eigene Position bewusst heruntergespielt. Als Steel von seiner Kindheit und Jugend sprach, stellte er das Leid in den Vordergrund; er erzählte Brouwer, wie die Umstände ihn gezwungen hatten, das Elternhaus zu verlassen, um dann wohl oder übel eine Lehre bei einem Anwalt zu machen. Und wie er später fortgelaufen war, um der Armee beizutreten.
    Brouwer hatte bald begriffen, dass Steel kein gewöhnlicher Offizier war. Keiner dieser dandyhaften Aufsteiger, die ihre Soldaten verheizten, nur um sich dann im eigenen Ruhm zu sonnen, sondern ein wahrer Gentleman. Steel wiederum revidierte seine vorschnelle Einschätzung von seinem Gast; anfangs hatte er noch versucht, Brouwer durch List und Schläue für sich zu gewinnen, merkte dann aber rasch, dass seine zynische Einstellung schwand. Er mochte Marius Brouwer. Der Mann war aufrichtig und besaß einen Sinn für Gerechtigkeit, was Steels Auffassung von einem fairen Miteinander entgegenkam. Tatsächlich hinterfragte Steel an einer Stelle der Unterhaltung die moralische Integrität der eigenen Generäle. Doch er hatte sich mit Kommentaren dazu zurückgehalten, weil er sich an Sinn und Zweck seines Auftrags erinnerte. Und obwohl Brouwer erneut mahnend anmerkte, Marlborough habe vor nicht ganz zwei Jahren die Verwüstung Bayerns angeordnet, spürte Steel, dass sein Gegenüber immer mehr auftaute. Er nutzte seinen Vorteil.
    »Mr. Brouwer, was Ihr auch immer gelesen habt, ich versichere Euch, dass Seine Hoheit nie das Töten von Zivilisten angeordnet hat. Das ist nicht unsere Art.«
    Brouwer lächelte. »Es war aber hier Eure Art.«
    »Ich bitte Euch, Sir. Ihr müsst mir glauben. Wir waren die ganze Zeit der Auffassung, Vauban habe Schutzräume errichtet – Kasematten –, in denen Eure Leute Zuflucht finden. Woher sollten wir wissen, dass die Franzosen die Räume für sich nutzen und die Einwohner Ostendes ausschließen?«
    Brouwer nickte. »Ja, Ihr habt recht. Ich verstehe Euch jetzt besser, Captain. Die Franzosen sind das wahre Ungeheuer, nicht Ihr Briten. Aber das war uns ja immer schon bewusst.«
    Der Flame hatte sich bereits in dieser Richtung geäußert, aber Steel hatte nicht einschätzen können, wie ernst es Brouwer meinte. Diesmal glaubte er ihm indes.
    »Ich bin sehr froh, dass Ihr das so seht, Mr. Brouwer. Noch etwas Wein?«
    »Eher nicht, Captain. Ich vertrage nicht mehr so viel, und wenn ich in die Stadt zurück will, brauche ich all meine Sinne.«
    Er hielt inne und sah Steel direkt in die Augen, als wollte er prüfen, ob der große Rotrock es auch aufrichtig mit ihm meinte. Wie sehr er dieses Spiel hasste, diesen Krieg, die Franzosen. Und wie sehr wünschte er, keinen Hass gegenüber den Briten zu empfinden. Brouwer und seine Gefährten brauchten jetzt einen Funken Hoffnung, einen Strohhalm, an den sie sich klammern konnten. Und im Augenblick bot Marlborough einen Hoffnungsschimmer.
    Brouwer stellte sein Glas ab. »Also gut. Ich nehme Euch beim Wort, Captain. Wenn wir zusammen kämpfen sollen, dann müssen wir erst Freunde sein.«
    Er streckte Steel die Hand entgegen, in der neumodischen Art der Begrüßung; Steel zögerte kurz, schüttelte dem Flamen dann aber fest die Hand. Zusammen kämpfen? Steel fragte sich, was

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