Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)
geht es in erster Linie um Eure Sicherheit und die Sicherheit des Konvois. Aber wir beugen uns Euren Wünschen. Ich habe meine Bedenken geäußert. Mehr werde ich dazu nicht sagen.« Er hielt es für besser, es jetzt nicht auf einen Streit ankommen zu lassen, denn er wusste, dass er den Captain noch um einen Gefallen bitten musste. »Dürfte ich Eure Hilfe noch in einer anderen Angelegenheit in Anspruch nehmen, Sir? Auf einem der Konvoischiffe befindet sich eine junge Frau. Sie ist meine Gemahlin, Lady Henrietta Steel. Ich möchte Euch bitten, der Dame mitzuteilen, dass ich da bin und sie in Kürze an Land zu bringen gedenke.«
»Eure Gemahlin, Sir? Um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass wir überhaupt Zivilisten an Bord genommen haben. Anfangs waren ein paar Damen bei uns, und vermutlich war Eure Frau darunter. Ich meine mich zu erinnern, dass da auch eine Lady war. Aber sie sind alle in Richtung Leffinge gesegelt, unter eigenem Geleitschutz. Ja, wenn ich jetzt darüber nachdenke, bin ich mir ziemlich sicher, dass Eure Frau dabei gewesen sein könnte, Captain.«
Steel schüttelte den Kopf. »Ihr müsst Euch irren. Ein Bote hat meine Frau aufgefordert, mich auf dem Konvoi zu treffen.«
Cassels wurde ein wenig ungehalten. »Sir, ich kann nicht für das Verhalten Eurer Frau bürgen. Aber ich weiß, dass wir im Augenblick keine Frauen an Bord haben. Die sind alle in Richtung Leffinge unterwegs. Der Offizier der Eskorte hielt es für sicherer, zumal der Ort noch unter der Kontrolle der Alliierten steht. Ich schlage daher vor, dass Ihr Euch nach Leffinge begebt, wenn Ihr Eure Frau treffen wollt, denn sie wird bestimmt dort sein. Sie ist in Sicherheit, Captain Steel. Das versicherte mir der Offizier der Eskorte. Keine Franzosen im Umkreis von vielen Meilen. Es war ein Offizier der Foot Guards, Captain. Ein zuverlässiger Mann.«
Steel blieb nichts anderes übrig, als sich in sein Schicksal zu fügen.
Eine Stunde verging, dann noch eine. Der Konvoi hatte Kurs auf Gistel gesetzt und kam gut voran, sehr zum Leidwesen Steels, musste er doch einsehen, dass Cassels Bruder recht behalten hatte. Doch bei Anbruch der Dämmerung breitete sich dünner Nebel aus, sodass man bald kaum noch sehen konnte, was sich vor dem Bug des eigenen Bootes befand. Weder an Steuerbord noch an Backbord waren die Barkassen auszumachen. Die Seeleute hängten Positionslaternen an die Masten, was zur Folge hatte, dass man nur noch Lichtpunkte sah, die in den Nebelbändern auf und ab dümpelten.
»Schmeckt mir nicht, Sir«, meldete sich Slaughter zu Wort. »Überhaupt nicht. Erinnert mich an Irrlichter zu Hause. Diese kleinen Flammen, die dich ins Ungewisse locken. Rastlose Seelen sind das.«
Steel lachte. »Jacob! Wirklich, ich habe Euch noch nie so verunsichert erlebt wie auf dieser Expedition. Das sind doch nur die Positionslampen unserer Boote.«
»Ihr könnt sagen, was Ihr wollt, Sir. Ich sag Euch, das ist nicht gut. Die Lichter kommen und gehen, und ich schwöre, da steckt mehr dahinter, als Ihr meint. Sind bestimmt nicht nur unsere Laternen.«
»Macht Euch nicht lächerlich, Sergeant!«
Steel spähte immer noch in Richtung der Lichter und versuchte sie zu zählen, als Edmund Cassels zu ihm trat. »Netter Anblick, nicht wahr?«
»Sind das wirklich alles unsere Boote?«, fragte Steel skeptisch, da er Sergeant Slaughters Bedenken nicht aus dem Kopf bekam.
Er hatte die Frage kaum gestellt, als an Steuerbord ein orangerotes Licht aufflammte. Erschrocken fuhren beide Männer herum. Als Offiziere auf See und an Land wussten sie beide, was dieses Aufflammen bedeutete. Denn Augenblicke später kündigte ein Zischen in der Luft eine heranfliegende Kanonenkugel an. Zum Glück flog sie über die Barkassen hinweg und schlug im Wasser ein.
Steel reagierte als Erster. »Zu den Waffen! Bereithalten!«
Vor genau dieser Situation hatten sich alle gefürchtet. Also hatte Slaughter doch recht gehabt mit den Lichtern. Wer immer dort geschossen hatte, war im Schutz des Nebels herangekommen und hatte sich offenbar als Barkasse des Konvois getarnt.
Steel sah, wie der Nachthimmel von weiteren Blitzen erleuchtet wurde. Der Feind feuerte seine Bordgeschütze ab. Das Krachen und Splittern von Holz verriet, dass nicht alle Boote von dem Beschuss verschont geblieben waren. Die Angreifer schienen sich ihnen von mehreren Seiten zu nähern.
Steel brüllte den nächsten Befehl für die Grenadiere, die zwei Glieder tief Aufstellung bezogen hatten. »Bajonette
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