Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)
wenn wir diesen Krieg zu einem schnellen Ende bringen wollen? Meine Herren, ich habe alles getan, was machbar war, und kann alles Weitere nur dem Schicksal überlassen. Der nächste wichtige Schritt ist die Eroberung Lilles. Gleichzeitig soll Ludwig erfahren, dass wir Friedensverhandlungen nicht abgeneigt sind. Also, jeder zu seiner Einheit, Gentlemen. Wir marschieren nach Lille.«
Als die Generäle sich zum Gehen anschickten und nach und nach den Raum verließen, gewahrte der Herzog endlich Steel, der sich in eine Ecke zurückgezogen hatte. Marlboroughs Miene hellte sich auf, und er nahm einen Kelch Wein vom Tisch. »Ah, Captain Steel, willkommen. Ihr kommt gerade recht für einen Toast. Ihr wisst doch, was für einen Tag wir heute haben?«
»Nur ein Narr wäre so töricht, das zu vergessen, Sir. Heute ist der Tag von Blenheim, Euer Hoheit.«
»In der Tat, Steel. Und Ihr hattet großen Anteil an diesem Gefecht, wie? Seht, wie weit wir seither gekommen sind. Sicher habt Ihr unser Gespräch verfolgt, nicht wahr? Wir sind schon fast vor den Toren von Paris.« Er nahm einen langen Schluck, während ein Bediensteter Steel ein Glas füllte. »Aber wie es scheint, möchte man mir diese Kühnheit ausreden, Steel. Was ist das für ein Los, der Kommandeur dieser Armee aus Alliierten zu sein! Unsere Alliierten, Steel. Alliierte dem Namen nach. Zugegeben, wir sind auf sie angewiesen, aber in Augenblicken wie diesen wünschte ich, wir könnten auf eigene Faust handeln. Vielleicht sogar ohne die Unterstützung von Prinz Eugen. Aber trinken wir auf Blenheim, Steel.«
Sie leerten die Weingläser. Marlborough fuhr fort: »Die Wahrheit ist, dass mir der Sinn nicht nach Fröhlichkeit steht. Doch vergebt mir, Captain Steel. Ich hoffe, Eure Verletzung ist ganz verheilt?«
»Habt Dank, Hoheit, es geht mir schon viel besser. Die Wunde ist so gut wie verheilt. Ich habe einen Mann in der Kompanie, der wahre Wunder mit Kräutern wirkt.«
»Dann müsst Ihr ihn zu mir schicken, wenn Ihr ihn einmal erübrigen könnt. Ich leide noch unter Kopfschmerzen und dem Schüttelfieber. Aber nun zum Geschäftlichen. Wir haben einen Auftrag für Euch, Steel. Hawkins?«
Der Colonel hatte bei der Tür gewartet und von einem Weinglas genippt. Nun trat er vor. »In der Tat, Jack. Wir sind wieder einmal auf Euer Können angewiesen. Unserer Armee mag es vielleicht nicht gestattet sein, zur Hauptstadt zu marschieren, aber noch vor Ende der Woche wird es eine britische Präsenz in Paris geben. Ihr werdet Euch nämlich auf den Weg dorthin machen, Steel.«
Den heiteren Mienen der beiden Herren entnahm Steel, dass seine Verwunderung ihm offenbar anzusehen war.
»Ich dachte mir schon, dass es Euch in Erstaunen versetzt«, meinte der Herzog. »Aber macht Euch bewusst, Captain, dass wir eine solche Mission wohl abgewogen haben und Euch nicht damit betraut hätten, wenn keine Aussicht auf Erfolg bestünde. Das ist von allergrößter Bedeutung. Erzählt ihm mehr, Hawkins.«
»Sobald Ihr in der Stadt eintrefft, begebt Ihr Euch zum Hôtel de Boisgelou auf dem Quai de Bourbon. Ich erkläre Euch noch genau, wie Ihr dorthin gelangt. Dort werdet Ihr einen engen Vertrauten von uns treffen, einen britischen Offizier namens Simpson, der unter dem Decknamen Henri de St. Colombe in Paris weilt. Simpson gehört zu unseren besten Spionen. Er mag Euch ein wenig verweichlicht erscheinen und entspricht womöglich nicht Eurer Vorstellung eines Mannes, der ein Regiment in die Schlacht führt. Aber glaubt mir, was Täuschung und List anbelangt, ist er unschlagbar. Er erwartet Euch bereits. Wir haben ihn von unserem Vorhaben unterrichtet.«
»Aber mir ist Sinn und Zweck meines Auftrags noch nicht ganz klar, Sir. Was genau möchtet Ihr in Erfahrung bringen? Und warum habt Ihr gerade mich für diese Aufgabe vorgesehen?«
»Es geht nicht um das, was wir in Erfahrung bringen müssen, Jack, es geht darum, was wir die Franzosen glauben machen wollen. Simpson ist bloß der Kontaktmann. Sobald Ihr in Paris seid, wird er Euch helfen, einen französischen Offizier kennenzulernen. Dieser Mann ist der Schlüssel in dieser Affäre.«
Erneut ergriff Marlborough das Wort. »Simpson hat uns mitgeteilt, dass dieser Mann, ein gewisser Major Charpentier, mehr als unzufrieden mit dem Verlauf des Krieges ist und nach Möglichkeiten sucht, ihn zu beenden. Fahrt fort, Hawkins, wenn Ihr so freundlich wärt.«
Der Colonel griff den Gesprächsfaden auf. »Es ist kaum verwunderlich. Der Mann hat in
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