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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Blenheim ein Bein verloren, wie Simpson sagt. Wie es scheint, steht der Major wirklich auf der Seite des Friedens. Er ist des Krieges überdrüssig. Und Ihr wisst, dass wir uns nichts sehnlicher erhoffen als eine französische Kapitulation. Entscheidend aber ist, dass Simpson herausgefunden hat, dass Charpentier das Ohr des Königs hat. Das hat Gründe, denn sein Vater war als Junge ein Freund Ludwigs. Daher steht der Name Charpentier in hohem Ansehen. Simpson hat Charpentier darauf aufmerksam gemacht, dass wir die Absicht hegen, Vorverhandlungen für den Frieden einzuleiten – zu unseren Bedingungen, versteht sich. Da ist es nur verständlich, dass Charpentier in der Lage wäre, Seine Königliche Hoheit zu überreden, zumal Ludwig – wenn man Simpson und anderen Quellen bei Hofe Glauben schenken darf – selbst unsicher geworden ist, was die Fortführung eines Krieges mit England anbelangt. Bedenkt, dass dieser Konflikt, von einigen kurzen Unterbrechungen abgesehen, beinahe vierzig Jahre seiner Herrschaft überschattet.«
    Steel schwirrte der Kopf vor lauter Fakten. »Wie werde ich diesen Major Charpentier treffen?«
    »Wegen seiner Verletzung ist Charpentier jetzt stellvertretender Kommandeur am Hôpital des Invalides, in dem Ludwigs Soldaten außerhalb von Paris genesen können. Er bewohnt ein Haus auf dem Gelände, obwohl er es vorzieht, wie ein Insasse zu leben. Also trifft man ihn des Öfteren in Gesellschaft seiner alten Kameraden und Krüppel. Habt Ihr schon von diesem Ort gehört?«
    »Wie sollte mir das entgangen sein, Sir? Es heißt, die Anstalt sei ein neues Weltwunder, ein Hafen für all die Kriegsversehrten, mit einer goldenen Kuppel, die weithin leuchtet. Ein Hospital, das mit allem möglichen medizinischen Gerät ausgestattet ist. Dort können die armen Teufel recht annehmlich wohnen, zusammen mit ihren Kameraden. Das Symbol für die Dankbarkeit eines Monarchen seinen Männern gegenüber. Ich glaube, es war sogar Vorbild für unser Militärhospital in Chelsea. Aber wie ich hörte, ist es sehr viel größer.«
    »Ganz recht. Ein Hafen, doppelt so groß wie Chelsea. Hoffen wir, dass unsere gute Königin eines Tages dasselbe für ihre tapferen Jungs tut. Vielleicht seid Ihr in der Lage, ihr mit Rat zur Seite zu stehen, Steel«, er lächelte, »zumal Ihr bald ein Insasse der Anstalt sein werdet.«
    Steel erbleichte. »Ihr wollt, dass ich im Hôpital des Invalides wohne? Als Patient? Bei den Franzosen? Für wie lange?«
    »Nur ein paar Nächte. Zwei höchstens. Ihr müsst, Steel. Es gibt keine andere Möglichkeit, Charpentier zu treffen. Ihr sollt nicht einfach nur das Haus betreten, Ihr müsst dort bleiben und so tun, als wärt Ihr auf der Durchreise und stattet Eurem alten Freund, dem Major, einen Besuch ab. Niemand darf auf den Gedanken kommen, dass Ihr englischer Offizier seid.«
    »Mir ist bewusst«, warf Marlborough ein, »dass wir viel von Euch verlangen, Captain Steel. Ihr solltet auch wissen, dass das Hospital de facto das Hauptquartier der französischen Armee ist, seitdem Ludwig in Versailles lebt. Wir fragen Euch ja auch nur, Steel, weil Ihr Euch in der Vergangenheit durch Euren Einsatz hervorgetan habt. Noch einen Schluck Wein?«
    Auf einen Wink des Herzogs trat ein Bediensteter vor und füllte Steels Glas auf. Der rote Wein stammte aus der Region der Loire und schmeckte vollmundig und erdig. Jeder Schluck schien die Bedeutung des Auftrags zu unterstreichen. Als Steel eine Frage auf der Zunge brannte, zögerte er nur kurz, ehe er sie offen aussprach, wobei er den Herzog anschaute. »Fasst es nicht als Beleidigung auf, Sir, und glaubt bitte nicht, dass ich vor der Aufgabe zurückscheue, aber ich frage mich, warum Simpson nicht persönlich den Major aufsucht und ihm von Eurem Vorhaben berichtet?«
    »Eine kluge Frage, Captain Steel«, erwiderte Marlborough. »Um ehrlich zu sein, Charpentier braucht einen Beweis für unseren Eifer in dieser Angelegenheit, ehe er den König aufsucht und seinen Hals riskiert.«
    »Versteht Ihr, Jack«, fuhr Hawkins fort, »es mag ja sein, dass er den Frieden will, aber aus verständlichen Gründen traut er den Engländern nicht. Ihr werdet einen Brief an König Ludwig mitnehmen, den der Herzog persönlich verfasst hat. Dieses Schreiben wird der Major, falls er Euren Ausführungen Vertrauen entgegenbringt, nach Versailles weiterleiten. Es liegt an Euch, Charpentier davon zu überzeugen, dass man Euch vertrauen darf. Zudem zählt Simpson zu den Leuten, die

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