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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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als sehr angenehm empfunden.«
    Steel rang sich ein Lächeln ab und nickte. »Ebenso, Major. Und viel Glück mit den Dragonern. Sorgt dafür, dass Ihr die Franzosen in Atem haltet, Sir.«
    Der Major lachte und vollführte einen Moment lang mit der Hand einige stümperhafte Bewegungen, die offenbar eine Darbietung vollkommener Fechtkunst mit einem imaginativen Gegner sein sollten, aber in Wirklichkeit lächerlich wirkten. »Darauf könnt Ihr Euch verlassen«, meinte er, »und auch Euch viel Erfolg, Captain, was auch immer Ihr vorhabt. Davon habt Ihr mir übrigens gar nichts erzählt.« An dem Verschlag der Kutsche blieb er stehen, als warte er darauf, noch auf die Schnelle etwas von Steels Reiseziel zu erfahren.
    »In der Tat, dazu sind wir nicht mehr gekommen«, erwiderte Steel nüchtern. Er war dankbar, dass er nicht viel von sich selbst hatte erzählen müssen, was ihm bei dem schwatzhaften Major nicht schwergefallen war. Allein seinen neuen Namen hatte er preisgegeben – Johnson –, der mütterlicherseits in seiner Familie vorkam. Steel hatte sich schon einmal im Verlauf einer Mission im Auftrag des Herzogs des Mädchennamens seiner Mutter bedient; daher war er zuversichtlich, dass der Deckname ihm so vertraut sein würde, dass er stets angemessen reagierte, wenn man ihn ansprach. Nun zog er den Verschlag zu und deutete auf eine Schar erschöpft aussehender, rot uniformierter Reiter, die neben ein paar Sträuchern Platz genommen hatten. »Oh, seht, Major. Eure Männer sind extra gekommen, um Euch willkommen zu heißen.«
    Erleichtert schaute Steel dem Major und dessen Dragonern nach, streckte die Beine aus und gönnte sich einen Moment der Ruhe. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er die ganze Strecke nach Paris am liebsten mit dem Pferd zurückgelegt, aber Hawkins hatte darauf bestanden, dass er bis hinter die alliierten Linien die Kutsche nahm.
    Steel hatte noch die Worte des Colonels im Ohr: »Es ist wichtig, dass Ihr Eure Kräfte aufspart, Jack. Denn die werdet Ihr im Verlauf Eurer Mission noch brauchen, weiß Gott.« Die Worte riefen eine düstere Vorahnung in ihm wach, aber er spürte auch den Kitzel der Herausforderung. Schon bald wäre er allein in feindlichem Gebiet, zu weit entfernt von den alliierten Linien, um noch auf Hilfe hoffen zu können. Dann blieben ihm nur die eigene List und das Wissen seines Kontaktmannes in Paris.
    Nachdem er sich von Hawkins verabschiedet hatte, war die Kutsche von Menen durch Flandern gefahren, begleitet von einigen Dragonern. Während der ganzen Fahrt, vierzig Meilen am Tag, war Steel aufgefallen, dass sie nur rot uniformierte Truppenverbände gesehen hatten – Marlboroughs Männer, wild entschlossen, den Auftrag des Herzogs auszuführen und die französischen Gebiete mit Feuer zu überziehen. Bisweilen gelang es Steel, ein wenig Schlaf zu finden. Er war froh, die Gelegenheit nutzen zu können und sich auszuruhen, denn Hawkins hatte recht: Die kommenden Tage würden Steel allerhand abverlangen.
    Oft wachte er auf, da der Kutscher die Namen der Orte ausrief, Städte, die einst feindliche Festungen gewesen waren und sich inzwischen in der Hand der Briten befanden: Arras, Péronne, St. Quentin. Je weiter die Kutsche ihn ins Kernland Nordfrankreichs brachte, desto mehr bewunderte er den brillanten Plan Marlboroughs, unverzüglich nach Paris zu marschieren – ein Vorhaben, das inzwischen vereitelt worden war, da die Niederländer sich gegen einen solchen Vorstoß ausgesprochen hatten.
    Steel strich sich mit der Hand durchs Gesicht und spürte die Bartstoppeln. Seit zwei Tagen hatte er keine Gelegenheit gehabt, sich anständig zu rasieren. Zuletzt war es ihm bei einer Schänke gelungen, als ein Bediensteter ihm eine Schale Wasser brachte. Jetzt würde er wohl erst in Paris etwas für seine äußere Erscheinung tun können.
    Sein Blick schweifte in die Ferne. Dann, als er lange genug gewartet hatte, bis der Major und die Reiter außer Sichtweite waren, öffnete er den Verschlag wieder und stieg aus dem Gefährt.
    »Matthews«, rief er dem Kutscher zu. »Meine Tasche bitte. Ihr könnt dann mein Pferd losbinden.«
    Matthews, ein drahtiger Bursche aus Cornwall, der einst Sergeant in der Infanterie gewesen war und inzwischen als Fahrer für Colonel Hawkins’ Vertraute fungierte, kletterte vom Bock und reichte Steel die schlichte Reisetasche, die seine Habseligkeiten enthielt. »Hier, Captain Steel, Sir. Ich weiß ja nicht, was der Colonel sich für Euch ausgedacht hat, Sir, aber

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