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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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ich!«
    Im nächsten Moment brach ein Pferd durch das Dickicht – ein großes, schwarzes Jagdpferd mit schweißnassem Fell und heißen Nüstern, die sich blähten. Die grün gewandeten Jäger wichen zurück und verbeugten sich ehrerbietig. Im Sattel saß eine junge Frau, die das Pferd zügelte und die blutige Szenerie auf sich wirken ließ. Von seinem Platz aus konnte Steel das Gesicht der Reiterin ausmachen. Er sah, dass sich in ihrer Miene eine Mischung aus Abscheu und Faszination abzeichnete.
    Die Frau war von kleiner Gestalt, blutjung und von atemberaubender Schönheit, mit vollen Lippen und zierlicher Nase. Am meisten aber faszinierten Steel ihre Augen, die wie grüne Edelsteine funkelten. Als die Reiterin den winselnden, halb toten Hund und den blutenden Keiler sah, schnappte sie nach Luft, was aber nicht von Entsetzen, sondern von Gier und Lust zeugte. »Oh, wie prächtig sich die Natur zeigt, wenn sie ihre grausame Seite offenbart.«
    Der Hund, immer noch aufgespießt, schrie inzwischen wie irrsinnig in seinen Schmerzen. Der Sprecher der Jäger trat vor. »Madame, sollten wir …«
    Mit einer unwirschen Geste brachte sie ihn zum Schweigen. »Jetzt nicht, François. Seht Ihr denn nicht, dass ich mir das anschaue?«
    »Aber Madame, die Gesetze der Natur und der Menschlichkeit verlangen, dass wir den Hund von seinen Qualen erlösen. Auch den Eber …«
    »Schweigt, Mann! Ich bestimme, was in meinem Forst geschieht. Nicht die Natur und schon gar nicht die Menschlichkeit. Und wagt es nicht, mir hereinzureden. Beim nächsten Mal lasse ich Euch auspeitschen.«
    Der Mann schwieg.
    Erst da bemerkte die Reiterin Steel. »Wer ist das dort? Ihr da! Wer seid Ihr, Mann? Und was tut Ihr auf meinem Grund und Boden? Meister Marin, wer ist dieser Fremde?«
    »Ich weiß nicht, wie er heißt, Madame«, erwiderte der Jäger, »aber er hat dem jungen Hébert das Leben gerettet.«
    Steel deutete eine Verbeugung an und versuchte, sich in seinem schmutzigen Uniformrock möglichst vorteilhaft zu präsentieren. »Captain Johnson, Madame, von der Irischen Brigade, in Diensten König Ludwigs. Ich bin im Auftrag des Königs unterwegs, Madame.«
    Die junge Frau hatte die Stirn in Falten gezogen und musterte Steel ausgiebig. Steel hatte das Gefühl, als bohrte sich der Blick der grünlich schillernden Augen tief in seine Seele, wenn nicht gar in seine Gedanken. Stärker als zuvor spürte er, wie ihm der Schweiß über den Rücken lief. Er hatte das Gefühl, als müsse die Reiterin erst noch überlegen, wie sie mit ihm verfahren sollte, wäre er ein Wilddieb oder eine Beute in ihren Wäldern.
    Schließlich lächelte sie und sagte: »Nun, Captain, wenn Ihr im Auftrag des Königs unterwegs seid, solltet Ihr keine Zeit vergeuden. Eure Uniform bürgt für Eure Worte. Welches Regiment seid Ihr noch gleich?«
    Steel war überrascht, dass die französische Dame Interesse daran bekundete. »Lord Clares, Madame.«
    »Oh, ja, der arme Clare. Habt Ihr ihn gekannt?«
    »Ja, Madame. Ein feiner Mann. Eine Schande, dass er auf diese Weise sterben musste. Kaltblütig getötet, noch dazu von einem Heiden.«
    Sie nickte. »Ich glaube, dass Ihr die Wahrheit gesprochen habt, Captain. Aber zieht nun Eures Weges. Und habt Dank, dass Ihr meinen Bediensteten gerettet habt. Gute Männer sind in letzter Zeit dünn gesät.«
    Steel war nicht sicher, ob er sich den leicht anzüglichen Unterton in den Worten der Dame bloß eingebildet hatte, aber der Blick, den sie ihm zum Abschied zuwarf, verriet ihm, dass er mit seiner Vermutung richtig lag.
    Während die Dame ihr Pferd wendete und zweifellos zu den anderen edlen Herren zurückritt, trat Steel zum Wortführer der Jäger. »Wo genau sind wir hier? Und wer war diese Dame?«
    Der Mann sah erstaunt aus und antwortete mit gesenkter Stimme: »Ihr seid hier im Wald von Pontarmé, Captain, dem größten Waldgebiet Nordfrankreichs. Hier wimmelt es von Ebern. Das gerade war die Eigentümerin. Ihr wisst wirklich nicht, wer die Dame war? Das war Ihre Hoheit, die Marquise de Puy Fort Eguille. Ihr gehören diese Wälder und noch weitaus mehr Ländereien.«
    Ja, dachte Steel, als der Mann sich abwandte und den armen Hund endlich von seinen Qualen erlöste, ich wette, dass diese Dame noch viel mehr zu bieten hat. Erneut fragte er sich, warum sie Interesse an dem Regiment bekundet hatte, vermutete jedoch, dass es in Adelskreisen eine Verbindung zu Lord Clare gab. Auf jeden Fall hatte er bei einer Frau selten eine solche

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