Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)
unseren Palast voller Krüppel und Helden, Captain, und betet, dass nicht auch Ihr so endet wie all die Insassen hier. Der Major hier ist ein feiner Gastgeber, aber auch ich muss bald zur Front zurück. Vielleicht sehen wir uns einmal irgendwo auf dem Schlachtfeld.«
In der Tat, dachte Steel. Aber ich wette, nicht so, wie Ihr vielleicht denkt. Es sei denn, Malbec täuschte Gelassenheit vor und hatte Steel längst durchschaut; in einem solchen Fall würde Steel es nicht zu den eigenen Reihen zurück schaffen.
Steel lächelte und verbeugte sich. »Vielleicht, Major. Es wäre mir eine Ehre und ein Vergnügen, an Eurer Seite gegen die Eindringlinge zu kämpfen.«
»Meine Herren«, unterbrach Charpentier das Gespräch, »ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber würdet Ihr Euch jetzt bitte verabschieden? Captain Johnson und ich müssen zunächst die profane Angelegenheit der Unterkunft klären. Außerdem möchte ich unseren Gast ein wenig in unserer Einrichtung herumführen – obwohl ich davon überzeugt bin, dass es für Captain Johnson keinen Anlass geben wird, länger zu bleiben.«
Alle lachten über den schwarzen Humor des Majors.
Malbec verbeugte sich und strebte der Tür zu. »Habt Dank, Charpentier, dass Ihr Zeit erübrigen konntet. Meine Männer haben, wie immer, hier eine wohlwollende Aufnahme erfahren. Da wären allerdings noch ein paar kleinere Fragen, die wir vielleicht morgen klären können …«
»Gewiss. Dann auf Morgen, Major.«
Malbec wandte sich Steel zu. »Captain Johnson. Auf ein Wiedersehen. Wo immer das sein mag.«
Steel verbeugte sich erneut. »Stets zu Diensten, Monsieur.«
Als Malbec den Raum verließ, trat Alexander zu Steel. Einen Moment lang glaubte Steel, sein Bruder würde ihn jetzt verraten, doch zu seiner Erleichterung verbeugte Alexander sich.
»Major Charpentier, ich verabschiede mich. Und habt Dank für Eure Gastfreundschaft während meiner Genesung. So Gott will, werde ich Eurer Einrichtung nicht mehr bedürfen.« Zu Steel gewandt, fügte er hinzu: »Captain Johnson. Zweifelsohne werden wir uns wiedersehen, schon recht bald, wie ich hoffe. Wir Iren müssen zusammenhalten. Ihr seht, Major Charpentier, wir sind fast wie Brüder in der Irischen Brigade. Ist es nicht so, Captain?«
»Wie Brüder, in der Tat, Captain Steel. Auf ein Wiedersehen.«
***
Alexander Steel verließ den Besprechungsraum. Als Charpentier die Tür hinter ihm ins Schloss drückte und hörte, dass die Schritte sich entfernten, sprach er leise und überlegt, obwohl niemand sie belauschen konnte.
»Uns darf niemand hören. Und ich werde Euch nicht bei Eurem richtigen Namen ansprechen. Natürlich weiß ich, wer Ihr seid, und ich weiß auch, wie Ihr zu Ruhm und Ehre gekommen seid: Die erbeutete Fahne bei Blenheim, die Rettung des Regiments, die Prise in Ostende und andere Taten. Ich grüße Euch, Captain, als tapferen Kameraden. Ihr habt Major Malbec wiedererkannt?«
»Ja. Aber ich kann ihn noch nicht einordnen.«
»Auch er ist ein Held seines Landes. Und was ist mit Captain Steel? Mir scheint, Ihr kennt diesen Mann. Immerhin habt ihr beide denselben Namen.«
»Er ist mein Bruder. Wusstet Ihr das?«
Der Major lächelte. »Ich dachte es mir. Und ich hatte recht mit meiner Annahme, dass er Euch nicht verraten würde. Ihr ähnelt einander. Aber ich glaube nicht, dass Major Malbec Verdacht geschöpft hat. Es muss hart sein, wenn man einen Bruder hat, der auf Seiten des Feindes kämpft, nicht wahr? Was würdet Ihr tun, wenn Ihr in der Schlacht auf ihn treffen würdet?«
»Ich bete zu Gott, dass es nie dazu kommt, Major. Es wäre mehr, als ich ertragen könnte.«
»Aber stellt Euch den Tatsachen, Captain. Wenn dieser Krieg noch weiter tobt, wird die Zahl der Männer, die zu Beginn dabei waren, immer weiter abnehmen. Und eines Tages werdet Ihr dann auf irgendeinem Schlachtfeld Eurem Bruder begegnen.«
»Durchaus möglich, Sir. Aber vielleicht gelingt es uns ja, diesem Krieg ein Ende zu machen. Auf diese Weise könnten wir dafür sorgen, dass es nie zu einer solchen Begegnung kommt.«
Wieder lächelte der Major. »Ich mag Euren Esprit, Captain. Ihr erinnert mich an einen jungen Captain der Infanterie, an einen Mann, der lange verschont blieb von den Narben des Kampfes. Einst war er ein gesunder Mann. Aber das war in einem anderen Leben, beinahe in einer anderen Welt.« Einen Moment lang schwieg er, verloren in seiner Melancholie, bis Steel ihn aus den trüben Erinnerungen holte.
»Ich habe etwas für
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