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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Diese Männer dort unten sind wahre Helden, Captain Johnson.«
    »Daran habe ich keine Zweifel, Major.«
    Schweigend ging Steel neben dem Offizier her, blickte hinunter auf die Krüppel unten und kam nicht umhin, über das nachzudenken, was von den Kriegen übrigbleiben würde, in denen er mitgewirkt hatte.
    Bald erreichten sie das Erdgeschoss, worauf Charpentier ihm das Refektorium zeigte. Entlang der Wände, die mit Gobelins französischer Siege behängt waren, saßen etwa vierhundert Männer beim Abendessen. An einem weiteren Tisch in der Mitte der Messe hatten ein Dutzend mürrisch dreinblickender Männer Platz genommen.
    »Warum hat man diese Männer von den anderen getrennt?«, wollte Steel wissen.
    »Das ist der Tisch der Wassertrinker. Sie bekommen keinen Wein zum Essen. Sie werden bestraft, weil sie die Regeln unserer Einrichtung nicht respektiert haben. Jeder hier muss diese Regeln befolgen. In diesem Punkt bin ich sehr streng.«
    Was für eine spezielle Art der französischen Bestrafung, dachte Steel, einem Mann seine Weinration vorzuenthalten. Er fragte sich, zu was für Maßnahmen man in seiner Armee gegriffen hätte … gewiss zur Peitsche.
    Charpentier erklärte ihm die Regeln genauer. »Bei jeder Mahlzeit haben wir viermal vierhundert Mann zu versorgen. Im Augenblick beherbergen wir an die sechzehnhundert Invaliden. Die Männer teilen sich zu sechst einen Raum, Offiziere zu zweit oder dritt. Es ist ihnen untersagt, Essen, Wein oder Tabak zu horten. Offiziere dürfen nach Belieben kommen und gehen, aber die Männer benötigen einen Passierschein, wenn sie das Hospital verlassen wollen. Wie ich sehe, seid Ihr beeindruckt, Captain.«
    Steel nickte und lächelte, aber im Grunde hörte er gar nicht richtig hin. Denn er merkte, dass sie von zwei der Invaliden beobachtet wurden. Einer der beiden hatte eine Augenklappe, der andere stützte sich auf eine Krücke. Ehe Steel Charpentier dazu bewegen konnte, den Rundgang fortzusetzen, waren die beiden Invaliden bei ihnen. Der Einäugige sprach, zu Steels Schrecken, in fließendem Englisch, wenngleich mit starkem irischem Akzent.
    »Major Charpentier, Sir. Uns fiel auf, dass Euer Gast hier einen irischen Uniformrock trägt.« Er wandte sich Steel zu und machte eine kleine Verbeugung. »Euch einen guten Tag, Captain. Es ist mir immer ein Vergnügen, einen Iren zu treffen.«
    Steel sah dem Mann in die Augen und entdeckte Argwohn. »Einen guten Tag. Ja, in der Tat, das ist ein Vergnügen. In welchem Regiment wart Ihr?«
    »Nun, Meister, ich war bei Bulkeley’s Foot. Aber Seamus hier diente bei Clares Dragonern. Und das, wenn ich mich nicht irre, war ja auch Euer Regiment, Sir?«
    »In der Tat. Ich diene unter Clare. Aber ich bin erst kürzlich dazugestoßen, da ich über zehn Jahre unter Roth diente.«
    »Ach, wirklich, Sir? Nun, auch ’n feines Regiment. Ihr müsst ein glücklicher Mann sein, Meister, in zwei der besten Regimenter dienen zu dürfen, die es je gegeben hat. Kämpfte Roth nicht bei Cremona? Was könnte man da alles erzählen! Wart Ihr das nicht persönlich, der das Tor gegen die Österreicher gehalten hat? Gern würde ich Euch zuhören, Sir, was Ihr für Geschichten zu erzählen habt. Auch Seamus tauscht sich gern mit Kameraden aus. Werdet Ihr länger bleiben, Captain?«
    »Leider nein. Ich muss morgen aufbrechen. Ich fürchte, uns wird kaum Zeit bleiben, uns auszutauschen, meine Herren. Dieses Vergnügen bleibt mir wohl versagt.«
    Der Ire lächelte und verbeugte sich vor Steel und Charpentier. »Einen guten Tag noch, Gentlemen. War eine Freude, Euch zu treffen, Captain.«
    Das lief nicht so gut, dachte Steel. Da hatte er sich sowohl auf der Soiree als auch in Gegenwart Malbecs recht tapfer geschlagen, nur um jetzt von einem irischen Bauerntölpel bloßgestellt zu werden. Das war nicht gerecht. Doch Charpentier schien das nicht anzufechten.
    »Ihr seht ja, was für Helden wir hier haben, Captain. Hier kommen alle Invaliden zusammen, über Rang und Namen hinweg, auch die Herkunft spielt keine Rolle. Was uns eint, ist einzig und allein unser Stolz und unser Leid.«
    »Er hätte mich vollends durchschauen können, Major.«
    »O’Driscoll? Das glaube ich nicht. Der Bursche ist einfältig. Ein angenehmer Kerl zwar, und sehr tapfer zu seiner Zeit. Verlor ein Auge in Blenheim. Aber er wird Euch keine Schwierigkeiten machen, Captain. Also, was meint Ihr, sollen wir speisen?«
***
    Es war nach sechs Uhr abends, als Steel ins Freie trat und über die kühle

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