Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)
ausgezeichnet passt. Es sei denn, Ihr möchtet das Innenfutter nach außen tragen?«
Steel sah den Major unverwandt an und versuchte zu lächeln. Also wusste Malbec Bescheid. Spielte er ein Spiel mit ihm? Hatte er Steels wahre Identität längst erraten? Was blieb ihm anderes übrig, als die Maskerade fortzusetzen.
»Nein, ich bleibe meinen Farben treu. Der rote Uniformrock Irlands wird mir auch jetzt genauso gut dienen, wie es während der letzten zehn Jahre der Fall war.«
Ungerührt betrachtete er seine Truppen. Es gab ganze Brigaden der Infanterie, hübsch voneinander getrennt. Die meisten waren rot bemalt, doch die auf der Flanke trugen Blau. Malbec verfügte über eine ähnliche Truppenstärke, sah man davon ab, dass einer der Regimenter ausschließlich aus blau uniformierten Grenadieren bestand, wie es in Frankreich üblich war.
Malbec folgte Steels Blicken. »Wie ich sehe, Captain, habt Ihr meinen Vorteil erspäht. Ich verfüge über ein ganzes Bataillon Grenadiere, die all meinen anderen Einheiten gewiss überlegen sein dürften, auch den Euren, wie mir scheint. Seid Ihr nicht auch der Ansicht, dass der Grenadier der König auf dem Schlachtfeld ist?«
Steel blickte auf die angedeuteten Bärenfellmützen der kleinen Figuren und fragte sich erneut, ob der Major ihn herauszufordern versuchte. War es denn möglich, dass Malbec inzwischen Steels wahren Namen kannte? Steel sah nach wie vor keine andere Möglichkeit, als das Versteckspiel fortzuführen.
»Ich stimme Euch zu, Major. Und Ihr habt recht. In dieser Hinsicht seid Ihr natürlich im Vorteil. Aber vergesst nicht, dass ich über mehr Kavallerie verfüge. Seht: Auf meinem rechten Flügel steht eine ganze Schwadron Dragoner.«
Malbec lachte. »Ja, Ihr habt mehr Reiter. Aber Ihr seid ein Offizier der Infanterie. Ah, nun. Wir werden ja sehen, wer die Oberhand behält. Also, Captain, sollen wir mit dem Spiel beginnen? Hier habt Ihr einen Messstab, an dem Ihr ablesen könnt, wie weit Ihr Eure Truppen vorrücken lasst. Mit einem Würfel simulieren wir die Rauchschwaden der Schlacht. Auf diese Weise bestimmen wir die Wirkung des Geschützfeuers und das Ergebnis des Gefechts, falls Eure Männer überhaupt auf meine treffen. Da Ihr mein Gast seid, Captain, dürft Ihr beginnen. Darf ich Euch vorschlagen, mit Euren Kanonen anzufangen? Wie am Tag in der echten Schlacht.«
Steel starrte ihn an. »Die echte Schlacht?«
»Gewiss habt Ihr das Terrain wiedererkannt. Selbst wenn Ihr jetzt auf der Seite des Feindes steht und die andere Perspektive habt.«
Steel blickte wieder auf den Tisch und registrierte die Details. Natürlich! Der Fluss mit den Brücken, die Siedlungen und die angedeuteten Hügel, die sich an den Seiten erhoben. Malbec hatte die Schlacht von Oudenaarde nachgebildet.
»Ja, Oudenaarde, natürlich. Wie klug von Euch, Major. Und ich werde dann den Herzog von Marlborough spielen?«
»Ja. Ich entschuldige mich für diese Ehrlosigkeit. Aber es ist ja nur ein Spiel.«
Steel kochte vor Wut. Die Situation war dermaßen absurd, dass die Spannung im Zimmer mit Händen zu greifen war. Inzwischen hielt Steel es für wahrscheinlich, dass sein Gegenüber ihn durchschaut hatte und den geheimen Auftrag kannte. Steel ahnte, dass er in Gefahr schwebte. Dennoch spielten sie im Augenblick das große Sterben mit Spielzeugsoldaten. Mehr noch, dieser Franzose nahm sich heraus, ihn in der Kunst der Kriegsführung zu unterweisen.
»Ich bin kein Neuling in diesem Geschäft, Monsieur. Die Etikette des Schlachtfelds kenne ich ebenso gut wie Ihr. Natürlich werde ich Euch mit einer Salve bestreichen. Wie viele Würfel nehme ich für die Kanonen? Zwei? Eine drei und eine zwei. Nicht viele Verluste.«
Malbec würfelte seinerseits für seine Geschützbatterie. »Und nun rücken wir weiter vor. Ich werde meine Infanterie auf dieses Dorf marschieren lassen.«
Steel nahm zwei der kleinen Kavalleriefiguren auf der linken Flanke. »Und ich werde geradewegs auf die Fußtruppen zuhalten, mit einem Regiment britischer Kavallerie. So erwische ich sie an der Flanke.«
»An der Flanke, in der Tat. Aber wir werden eine Verteidigungsformation bilden. Rücken an Rücken oder im Rechteck. Nach niederländischer Manier.«
»Zu spät, Major. Meine Kavallerie ist in Euren Reihen, während Eure Männer sich noch formieren. Bedenkt die Entfernung. Und wir bleiben nicht stehen, um unsere Pistolen abzufeuern. Wir reiten mit gezogenen Säbeln weiter. Nach britischer Manier.«
Steel war mit
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