Stefan Bonner und Anne Weiss
Flurschäden zu beheben. Das erklärt, wa rum so viele junge Berufseinsteiger Schwierigkeiten haben, einen Job zu finden, gleichzeitig aber Tausende von Stellen offen bleiben: Menschen mit ungepflegtem Halbwissen, die bei Geschäft bloß an Toilette denken, die sich auf den Beruf vorbereiten wie auf einen Besuch im Phantasia-Land und denen es an Benimm und Verstand mangelt, stellt man nur im Notfall ein. Dass Unternehmer inzwischen öffentlich vermehrt über den Mangel an qualifizierten Kräften klagen, wird vielleicht dafür sorgen, dass die Berufsorientierung an Schulen, Unis und letztlich auch in den Köpfen der Schüler und Studenten wieder an Bedeutung zu-nimmt.
Bis sich dieses Umdenken in Ergebnissen niederschlägt, wird sich die Generation Doof allerdings weiterhin mit dem Status quo zufrieden geben. Statt einer unbefristeten Vollbeschäftigung werden viele mit Praktika, Hilfstätigkeiten, Trainee-Stellen oder unterbe-zahlten Einsteigerjobs vorliebnehmen müssen, um überhaupt einen Fuß in die Tür Arbeitswelt zu bekommen.
»Als ich angefangen habe, hat mir keiner einen Job gegeben. In Deutschland denken alle, dass du nix kannst, nix gelernt hast, und du musst beweisen, dass du was kannst.« Hans Zimmer
Das ist voll ungerecht!, denkt sich die Generation Doof. Wir sehen nicht ein, dass wir nach langer Ausbildung erst noch beweisen sollen, dass wir etwas können. Und wir machen unserem Unmut über die mangelnde Fairness der herrschenden Verhält nisse ausreichend Luft. Da reichte zum Bespiel die Ex-Prakti kantin Desiree Grebel eine Bundestagspetition ein, in der sie einen Beschluss forderte, Studentenpraktika nach drei Monaten in ein reguläres Arbeitsverhältnis umzuwandeln. Warum nicht gleich noch einen Firmenwagen fordern? Mit solchen Aktionen beweist man vor allem eines: Dass man berufliche Realität und unternehmerische Notwendigkeiten nicht einzuordnen weißDamit ist man als Praktikant eigentlich sehr schlecht bedient, schließlich soll man im Praktikum seine Berufstauglichkeit un-ter Beweis stellen.
»Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.« Kettcar Wir vergessen nur allzu gerne, dass am Ende des Praktikamara thons für die meisten von uns doch ein festes Beschäftigungs-verhältnis steht. Die Azubi-, Praktikanten-oder Traineestellen, die man bis dahin innehatte, brachten in der Regel die eine oder andere wertvolle Erfahrung ein – und schließlich auch die entscheidenden Kontakte, die bei der Jobbeschaffung Schützenhilfe leisteten.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse für die Generation Doof ist jedoch die Tatsache, dass es manchmal vor allem darauf ankommt, so zu tun, als könnte man etwas. Klappt es mit dem Vortäuschen von Interesse, Leidenschaft und Kenntnisstand, dann klappt’s oft auch mit dem Job. Denn eines merken wir Doofen relativ schnell: Mit unserem in Quizsituationen gefährlichen Halbwissen balan cieren wir in der Berufswelt täglich auf einem Drahtseil: Minütlich könnte uns jemand der Blödheit überführen. Und um dies zu verhindern, hat die Generation Doof ein paar lustige Karriere-Tricks entwickelt.
Kleine Lügen, große Karrieresprünge – Die Selbstvermarktung der Doofen Wer Christina Lenker kennen lernt, hält sie zunächst für eine knallharte Karrierefrau. Dreiunddreißig Jahre ist sie alt und weiß bereits um das Geheimnis, wie man sein Halbwissen geschickt zu einem bewundernswerten Portfolio aufbauscht. Dabei ist sie nur ein Schein-Alphaweibchen – und fährt trotzdem gut damit.
Wie die meisten Angehörigen der Generation Doof lässt sie es im Büro gemächlich angehen: Den größten Teil des Tages verbringt sie damit, so zu tun, als wüsste sie genau, was sie tut – auch wenn sie öfter mal im Dunkeln tappt. Den Rest der Zeit gibt sie sich alle Mühe, den Eindruck zu vermitteln, sie sei unersetzlich. Zwei Kern strategien, wenn man sich den mühsam erkämpften Job für längere Zeit sichern will.
Christina ist »Senior Projektmanager« in einer Münchner Presse agentur. Die Stelle hat sie nach diversen Praktika in einem har ten Auswahlverfahren bekommen und musste schon da ihr ganzes schauspielerisches Talent aufbieten – das Posen als Könner beginnt für die Generation Doof bereits mit dem Anschreiben in der Bewerbung.
»Ich hab als Praktikantin schnell gelernt, dass man am ehesten Karriere macht, wenn man den Leuten erzählt, was sie hören wol-len«, verrät Christina. Daraufhin hat sie die Schlüsselwörter der Stellenausschreibung auswendig gelernt, diese
Weitere Kostenlose Bücher