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Stefan Bonner und Anne Weiss

Stefan Bonner und Anne Weiss

Titel: Stefan Bonner und Anne Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Generation Doof
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Aber dank Max’ Freimütigkeit wissen wir, auch ohne die Zahl seiner Sexualkontakte mit seinem Alter gegenzurechnen, dass die einzelnen Frauenfreundschaften des angehenden Superstars nicht lange gedauert haben können. Wichtig ist ihm, wie vielen Angehörigen der Generation Doof, anscheinend nur eines: seine Man-neskraft zu betonen, möglichst viele Bräute flachzulegen und dabei das Maximum an Spaß herauskitzeln. Oder, wie es in der Werbung einer bekannten Chips-Marke lange hieß: »Einmal gepoppt, nie mehr gestoppt.«
    Voraussetzung fürs Poppen ohne Reue ist eine willige Partne-rin, die eine solche Primaten-Balznummer mitmacht. Aber gibt es in der Post-Alice-Schwarzer-Generation denn tatsächlich Frauen, die auf so viel simples Potenz-Geprotze reinfallen? Offenbar schon. Denn überraschenderweise bahnen sich mindestens ebenso viele Frauen den direkten Weg zum Begattungsritual, indem sie dem Objekt ihrer Begierde einfach ihre zwei überzeugendsten Argumente ins Gesicht halten.
    Wie man das am besten macht, lernt man bei archaischen Bräu-chen, wie sie zum Beispiel an Karneval im Rheinland gepflegt wer-den. Pirscht man sich heimlich wie Heinz Sielmann an die jecke Herde heran, wenn sie gerade an der Tränke steht, kann man nach kurzer Beobachtung eine Typisierung vornehmen, die hilfreich fürs gesamte Liebesleben ist. Unter Alkoholeinfluss und ungebremstem Genuss geschmackloser Musik zeigt sich nämlich das wahre Wesen von Herrn und Frau Doof.
    Mirja, achtundzwanzig, eine waschechte Kölnerin, hat mit ih rem Freund ausgemacht, dass Karneval als Auszeit von der Beziehung gilt. Sie gehen getrennt aus, und wenn etwas passiert, das ei nen von ihnen in die Bettstatt einer Karnevalsbekanntschaft führt, dann zählt dies nicht als Seitensprung, sondern als ein Spaß, den man sich in der Ausnahmesaison gern gestatten darf.
    »An Karneval ist nur Feiern, nicht Nachdenken. Das ist echt angenehm – da will doch jeder nur seinen Spaß haben. Das ist nix Ernstes«, erklärt Mirja mit breitem Grinsen. Ihre Verkleidung ist dementsprechend so offenherzig wie in der kalten Jahreszeit nur möglich.
    »Weisstu, manche haben viel mehr Liebe als nur für ein Partner.« Ferris MC Wenn wir uns Mirja und ihre Geschlechtsgenossinnen genau ansehen, stellen wir fest, dass es im Grunde genommen nur zwei Arten von Frauen gibt: diejenigen, die im Karneval als Krankenschwester gehen, und die anderen. Die jecken Weißkittelchen setzen darauf, dass ihre weiblichen Reize die niederen Instinkte der Betrunkenen so verwirren, dass sie nicht in die Verlegenheit kommen, tiefschür-fende Gespräche führen zu müssen. Hier wird demonstrativ der direkte Weg zur sexuellen Vereinigung gewählt.
    Das Kostüm der pflegenden Zunft ist im Paarungsritual erstaunlich erfolgreich. Inzwischen ist hinlänglich bekannt, dass der männliche Durchschnittsdeutsche, könnte er sich eine Berufsgrup-pe aussuchen, am liebsten eine Krankenschwester mit ins Bett neh-men würde – immerhin 54 Prozent wünschen sich das.
    Im Karneval gibt es natürlich auch noch eine Menge anderer Kostüme, in denen sich reichlich Spaß für eine Nacht versteckt. Aber warum sind trotz der großen Auswahl die knapp bekleideten Pflegerinnen immer noch die beliebteste Beute? Krankenschwes tern gelten schlichtweg als attraktive Mischung aus züchtig und enthemmt. Dass das Berufsbild derart erotisch aufgeladen ist, mag damit zu tun haben, dass man als Patient der Pflegerin und ihrem aufopferungsbereiten oder resoluten Wesen hilflos ausgeliefert ist. Gedanken an eventuelle Doktorspiele nicht ausgeschlossen. Das bietet genügend Stichworte zum Kontaktknüpfen.
    »Darf ich ma dein’ Puls messen?«, fragt da eine Blondine an Weiberfastnacht einen angetrunkenen Piraten. Unter dem Kittel trägt sie Netzstrümpfe und ist stolze Besitzerin eines Dekolletees, bei dessen Anblick dem Piraten glatt der Unterkiefer runterklappt. Er nickt und streckt ihr die Hand entgegen.
    »Nein«, sagt sie und zieht einen schiefen Schmollmund, der nur dürftig verbirgt, wie viel sie schon getankt hat. »Nich da … tiefer!«
Zwei Bier später verschwinden die beiden mal kurz an die frische Luft und werden erst einige Zeit später mit einem beseelten Grinsen wieder gesehen.
Der drollige Verkleidungs-, Bagger-und Alkoholmarathon lässt sich nahtlos auf das gesamte Liebeswerben der Generation Doof übertragen, denn wohl zu keinem anderen Zeitpunkt gibt man die eigene Geisteshaltung so bereitwillig preis wie im bierseligen

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