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Stefan Bonner und Anne Weiss

Stefan Bonner und Anne Weiss

Titel: Stefan Bonner und Anne Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Generation Doof
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Diese egozentrischen Spätausläufer der »Love, Sex and Harmony«- Bewegung aus den Sechzigern sind freilich nicht jedermanns Sa che. Damals wie heute zieht es daher mindestens ebenso viele Paare der Generation Doof zum Kuscheln lieber in die heimischen vier Wände als in die freie Natur. Diese Hälfte der Liebenden geht allerdings noch wesentlich geschmackloser mit dem Partner um als die selbsternannten Sex-Götter: Sie führt symbiotische Dauer-monogamie-Beziehungen, die den ästhetischen Genusswert einer Diddl-Tasse besitzen. Dazu gehören kuschelig-langweilige Tatort Fernsehsonntage auf dem Sofa, das Einigeln am Wochenende in der eigenen Butze, haarsträubende Kosenamen wie »Pupsmaus«, »Schnullerbacke«, »Hasenbär« oder »Zuckernippelchen«, das Ver schenken von Plüschtieren unter Volljährigen und Kommunikati on in einer Stimmlage, die mit dem menschlichen Ohr kaum noch wahrnehmbar ist. All dies zeigt: Auch hier ist echter Austausch zwi schen Mann und Frau nicht gefragt.
    Solche Paare sind der Gegenpol auf der Liebesskala der Generation Doof. Diese Hyperromantiker – für die nicht der Partner, sondern das Gefühl im Vordergrund steht – haben ebenso wie die Sex-Anbeter den Wunsch nach einem simpleren Leben. Sie sind allerdings nicht auf schnelle und unverbindliche Bedürfnisbefriedigung aus, sondern suchen in Wahrheit Geborgenheit und Schutz vor dem bösen Alltag, der immer hektischer, grauer und aggressiver wird.
    Den beiden Fraktionen ist gemein, dass der Partner nur ein Spiegel unserer Eitelkeiten ist. Er zeigt, dass wir nicht allein sind, und bestätigt unsere Attraktivität. Seine inneren Werte zählen für uns wenig.
    Viele scheinen zu blöd für die richtige Liebe zu sein, die darin besteht, dass man den anderen akzeptiert und als Partner mit sei-nen Wünschen und Bedürfnissen ernst nimmt. Aus Unzulänglichkeit versuchen manche Vertreter der Generation Doof, das große Gefühl entweder durch reine Körperlichkeit oder durch überschwänglichen Kitsch und süßliche Worte zu ersetzen. Wichtig ist allein, dass da jemand ist, der sie erträgt und den sie begatten oder betüddeln können.
    Allem Anschein nach gibt es in der Generation Doof also zwei Hauptströmungen, zwei unterschiedliche Lebensentwürfe, die mehr oder weniger friedlich nebeneinander existieren: zum einen süßlich-infantile Liebesbeziehungen, zum anderen eine stetig här ter, schneller und unverbindlicher werdende Sexualität, die von Plakatwänden und aus dem Fernsehen in unser Leben drängt. Bei-de Ausrichtungen haben jedoch die gleichen Wurzeln: Dummheit und Egozentrik.
    Nur wenige suchen nach der echten Alternative, dem Ausweg aus der Venusfliegenfalle. Viele entscheiden sich unreflektiert für das eine oder das andere Extrem – Kuscheligkeit oder knallharten Sex.
    Erste doofe Liebesregel: Sex, Sex, Sex
    Auf der Suche nach Inspiration für das Kapitel Sex und Liebe in diesem Buch begeben wir uns eines Abends in eine verrauchte Kneipe, um das bereits Geschriebene zu besprechen und Brainstor ming zu machen. Jenseits der Promillegrenze stockt der Ideenfluss zwar noch ein wenig mehr, aber wir sind wohlgemut und freuen uns darüber, dass der Laden sich zu später Stunde langsam füllt – in dem Gedränge kann man zumindest nicht mehr so leicht umfallen. Während wir zwei weitere Bier bestellen, zwängt sich eine junge Dame im knappen Top unter Zuhilfenahme ihrer Ellbogen zwischen uns.
    »Krigg’no’n’ Pils!«, lallt sie dem Mann hinter der Theke zu. Während der sich an der Zapfanlage zu schaffen macht, kramt sie in ihrem pinkfarbenen Unterachseltäschchen und zückt schließlich ein Handy. Leicht schwankend, die Augenlider auf halbmast, hält sie uns das Ding unter die Nase.
    »Hey, isch bin die Gina. Kuck ma’ wie geil«, stößt sie hervor. Wir betrachten perplex, was das Handydisplay hergibt. Eine junge Frau vollführt am besten Stück eines jungen Mannes eine recht eindeutige Serviceleistung.
    Wir staunen nicht schlecht. Das ist eindeutig Gina, die da ihr Mundwerk nicht still hält. Sie lässt uns jedoch keine Zeit für eine ausführliche Filmkritik, sondern greift sich ihr Bier, zieht ab und hält dem Nächsten das Handy unter die Nase.
    Betrunken grinsen wir uns an. Gina ist die Inspiration, die wir gesucht haben! Manchmal muss man eben Glück haben, dann kommt der Berg zum Proleten – oder umgekehrt.
    Bei weiteren Nachforschungen erweist sich dann schnell, dass Gina kein Einzelfall ist, sondern ein repräsentatives

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