Steh dir nicht im Weg
gemacht hat, lauten zum Beispiel:
Jetzt ist die ganze Arbeit beim Teufel.
Das hätte ich doch wissen müssen.
Das hätte mir niemals passieren dürfen.
Ich bin in Grund und Boden blamiert.
Ich hasse mich, weil ich immer wieder so blöde Fehler mache.
Im Berufsleben zeigt sich ein Perfekt-Antreiber oft auch dadurch, dass jemand sehr viel länger arbeitet als die anderen, ohne jedoch mehr zu schaffen. Aus Angst vor Fehlern wird alles viele Male kontrolliert, sodass man mit der Arbeit fast gar nicht mehr fertig wird. Außerdem kommt es durch die immense innere Anspannung leicht zu einem Nachlassen der Konzentrationsfähigkeit, sodass der Befehl »Sei perfekt« tatsächlich oft genug nach hinten losgeht: Man macht viel mehr Fehler, als wenn man einer Aufgabe entspannt nachginge. Die automatisierten negativen Gedanken, die den inneren Stress auslösen, könnten etwa so klingen:
Das muss jetzt aber optimal laufen.
Mir darf da kein Fehler passieren.
Wenn ich jetzt etwas falsch mache, ist das eine Katastrophe.
Du bist ein Idiot, nun streng dich doch mal ein bisschen an.
Das ist doch Mist, was du da machst, mach es endlich besser.
Ich muss viel besser werden.
Habe ich auch wirklich alles berücksichtigt?
Ich darf nichts verkehrt machen.
|214| Einem Perfekt-Antreiber begegnet man jedoch nicht nur im beruflichen Umfeld, sondern auch im Privatleben. Eine Frau, die sich aufreibt, um als berufstätige Mutter auch noch einen erstklassigen Haushalt hinzulegen und ihrem Mann die perfekte Gattin zu sein, steht sicherlich unter der Fuchtel des Antreibers – jedenfalls dann, wenn sie sich mit Selbstvorwürfen quält, sobald sie merkt, dass es eben nicht so perfekt läuft, wie ihr Anspruch es fordert.
»Sei perfekt« findet sich aber auch im Sport oder bei Hobbys, dann bringt man den Stress bis in die Freizeit. Was eigentlich zur Erholung dienen sollte, wird dann durch Verbissenheit eine zusätzliche Quelle der Anspannung.
Mach es anderen recht oder sei gefällig
Erinnern Sie sich an die Einschärfung »Sei nicht wichtig«? Diese Einschärfung stellt das Verbot dar, eigene Interessen wahrzunehmen. Der Antreiber »Mach es anderen recht« gibt diesem Verbot eine Richtung. Während die Einschärfung die Botschaft gibt »Du bist nicht wichtig«, sagt der Antreiber »Aber die anderen sind es, also streng dich an, es den anderen recht zu machen!« Wahrscheinlich schwingt daneben noch die leise Hoffnung mit »Und wenn du Glück hast, kümmert sich jemand auch mal um dich.« Der Antreiber »Mach es anderen recht« ist deshalb ganz eng mit der Einschärfung »Sei nicht wichtig« verbunden und ergänzt sie auf ideale Weise.
Solche Menschen haben als Kind zwar gelernt, dass alle anderen vorgehen, aber dass sie doch etwas vom Kuchen abgekriegt haben, wenn sie ganz lieb und brav waren und sich genau den Erwartungen der Eltern gemäß verhalten haben. Man hat den Tisch gedeckt
und
abgeräumt
und
den Müll runtergebracht
und
den Rasen gemäht
und
einen langen Brief an Omi geschrieben – und dann war man Mamis liebes Mädchen und durfte am Wochenende mit der Freundin ins Kino. Auch Dinge wie der Nachbarin zu helfen, für die Tante Besorgungen zu machen, die kleinen Geschwister zu hüten |215| , etwas für die Kirchengemeinde zu erledigen oder das Taschengeld den armen Kindern in Afrika zu spenden, standen ganz hoch im Kurs.
In Verbindung mit der »Du bist nicht wichtig«-Einschärfung lernt das Kind durch den »Sei gefällig«-Antreiber jedoch nicht, löblichen Gemeinsinn zu entwickeln, sondern folgende Regel: »Ich zähle zwar nicht, aber wenn ich mich abstrample, damit es allen anderen gut geht, dann sind sie wenigstens mit mir zufrieden.« Etwas für andere zu tun wird dadurch nicht zu einem Wert an sich, sondern nur zu einer Überlebensstrategie. Um dem Antreiber zu folgen, wird ein überangepasstes Verhalten entwickelt, beherrscht von der Frage »Was wollen die anderen?« beziehungsweise »Was könnten sie wollen?«
Etwas für sich selber zu wünschen oder zu fordern, stellt jemanden mit diesem Antreiber vor die größten Schwierigkeiten. Er blockiert sich dabei selbst bei harmlosen Anliegen mit Gedanken wie:
Das steht mir doch gar nicht zu.
Ich belästige die anderen nur mit meinen Wünschen.
Das ist doch zu viel verlangt.
Gleichzeitig setzt ihn sein Gedankenmuster permanent unter Druck, etwas für andere zu tun, auch wenn er das eigentlich gar nicht will:
Was ich will, ist jetzt gar nicht wichtig, ich kann den anderen nicht im Stich
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