Steh dir nicht im Weg
entstehen manchmal Beziehungen, bei denen die Partner ein paar Hundert Kilometer Entfernung zwischen sich brauchen, um gut miteinander auszukommen. Aber nicht immer lässt sich räumliche Distanz herstellen, denn an Wochenenden oder in Urlauben lässt sich die Nähe kaum verhindern. Menschen mit der Einschärfung »Komm mir nicht zu nahe« können deshalb auch auf andere Art sehr gut Distanz herstellen – zum Beispiel, indem auf Teufel komm raus ein Streit vom Zaun gebrochen wird, denn so kann man sehr intensiv zusammen sein, ohne wirklich Nähe zu haben. Wenn es überraschend doch einmal zu wirklicher Nähe kommt, ist es für jemanden mit dieser Einschärfung meist eine überwältigende Erfahrung.
|208| Die einschränkenden Gedanken, die diese Einschärfung begleiten, lauten etwa:
Ich brauche diese Schmuserei nicht.
Ich finde dieses ewige Aneinanderkleben albern.
Diese extreme Nähe brauche ich gar nicht, das liegt mir nicht.
Wenn dir jemand zu nahe kommt, wirst du nur verletzt.
Ich bin am stärksten allein.
Ich bin eben ein totaler Einzelgänger, da kann man nichts machen.
Am liebsten habe ich sowieso meine Ruhe.
So viel Gefühl kann ich mir nicht erlauben.
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|209| 15. Innere »Antreiber« – die Gebote zum Lebensskript
Eltern oder andere Bezugspersonen geben ihren Kindern jedoch nicht nur Verbote in Form von Einschärfungen mit auf den Lebensweg, sondern auch Gebote. Diese Gebote nennt die Transaktionsanalyse »Antreiber«. Antreiber sind sozusagen die Handlungsanweisungen, mit denen Eltern auf bestimmte Schwierigkeiten, die die Kinder ihnen machen, oder auf die negativen Folgen der Verbote reagieren. Antreiber erhalten die Kinder deshalb für gewöhnlich zu einem späteren Zeitpunkt als Einschärfungen. Meist beginnen Eltern erst im Schulalter damit, und sehr häufig geben sie einfach ihre eigenen Antreiber an die Kinder weiter. Genau wie Einschärfungen können auch die Antreiber unterschiedlich intensiv ausfallen.
Ein Antreiber meldet sich in auslösenden Schlüsselsituationen ebenfalls mit negativen Gedanken und erhöht massiv den inneren Stress. Wenn das Verhalten von jemandem gerade von seinem Antreiber bestimmt wird, neigt er außerdem dazu, seinen Antreiber an die unmittelbare Umgebung weiterzugeben und sie ebenfalls anzutreiben. Das kann den Stress noch weiter verschärfen. Deshalb spielt das Verständnis für die Antreiber beim Anwenden der Check-your-Mind-Methode eine wichtige Rolle.
Doch ebenso wie bei den Einschärfungen geht es nicht darum, einen einzelnen Antreiber, den Sie bei sich identifiziert haben, mit der Check-your-Mind-Methode zu bearbeiten. Die folgenden, beispielhaft negativen Gedanken sollen Ihnen lediglich einen Hinweis darauf geben, wo diese Gedanken herkommen können, wenn Sie Ihnen bei der Bearbeitung eines Problems oder einer schwierigen Situation |210| begegnen. Wenn Sie einmal verstanden haben, welcher Mechanismus dahinter steckt, werden viele Situationen, mit denen Sie immer wieder konfrontiert werden, plötzlich viel klarer. Wenn Sie das Muster hinter Konflikten und Problemen erkannt haben, sind Sie ihnen nicht mehr hilflos ausgeliefert, sondern können bewusst mit ihnen umgehen. Sie können es lernen, mit der Check-your-Mind-Methode sich die Erlaubnis zu geben, Dinge entgegen den Antreibern zu tun (dazu mehr in dem folgenden Abschnitt »Geben Sie sich selbst die Erlaubnis«).
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Die verschiedenen Antreiber
Im Folgenden werden wir diese Antreiber mit einigen der dazugehörigen hinderlichen Gedanken darstellen. Die Transaktionsanalyse kennt insgesamt fünf Antreiber:
Sei perfekt
Mach es anderen recht/Sei gefällig
Streng dich an
Sei stark
Beeil dich
Jeder dieser Antreiber wird sicherlich von einer Unzahl anderer, aber ähnlicher Gedanken begleitet. Wir wollen Ihnen mit unseren Beispielen lediglich Anhaltspunkte dafür geben, wie sich der jeweilige Antreiber auf der Ebene der Gedanken äußern kann.
Sei perfekt
Einer der Antreiber, die man bei uns am häufigsten findet, ist das Gebot »Sei perfekt«. Er wird einem Kind am eindringlichsten im Zusammenhang mit schulischen Leistungen vermittelt. Stellen Sie sich ein Kind vor, das normal gut in der Schule ist, also kein Überflieger |211| , aber auch nicht schlecht ist. Nun kommt dieses Kind mit einer Zwei in irgendeiner Arbeit nach Hause. Statt es zu loben, ist die erste Reaktion der Eltern die Frage: »Wie viele Einsen gab es denn?« Als eigentliche Botschaft hinter dieser
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