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Steh zu dir

Steh zu dir

Titel: Steh zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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und schaute lächelnd nach oben zum Himmel. Mit den Wachleuten zu beiden Seiten ging sie langsam auf den Eingang zu. Noch bevor sie ihn erreichte, tauchten wie aus dem Nichts vier Fotografen auf und postierten sich zwischen ihr und dem Eingang.
    Carole zögerte kurz und ging dann lächelnd weiter. Irgendjemand hatte der Presse also doch einen Tipp gegeben. Während die Wachleute die Fotografen wegscheuchten, drückten die unaufhörlich auf den Auslöser. Einer von ihnen rief »Brava!« und warf ihr eine Rose zu. Carole fing sie auf, lächelte den Mann an und verschwand dann schnell im Hotel.
    Drinnen wartete der Manager und begleitete sie zu ihrer Suite. Allein bis dorthin zu gelangen war härtere Arbeit, als Carole gedacht hatte. Auf dem Tisch stand ein riesiger Rosenstrauß als Willkommensgruß vom Hotel. Carole bedankte sich beim Manager dafür. Dann ging er wieder, und die Wachen postierten sich draußen vor der Tür.
    Stevie stellte die Taschen ab und warf Carole einen ernsten Blick zu.
    »Setz dich. Du siehst erschöpft aus.« Caroles Gesicht war weiß wie Schnee, und Stevie machte sich Sorgen.
    »Das bin ich auch«, gestand Carole und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Sie fühlte sich, als wäre sie hundert Jahre alt. Die Schwester half ihr, den Mantel auszuziehen, und hängte ihn zusammen mit ihrem eigenen in einen Schrank. »Wie kann ich nur so müde sein? Ich bin nur aus dem Bett aufgestanden und habe im Auto gesessen. Aber mir ist, als hätte mich ein Bus angefahren«, beklagte sie sich bei Stevie.
    »Du musst dir einfach noch Ruhe gönnen.« Stevie war verärgert darüber, dass jemand der Presse einen Tipp gegeben hatte. Von nun an würden die Reporter vor dem Hotel auf der Lauer liegen und über Carole herfallen, sobald sie sich nur einen Schritt nach draußen wagte. Möglichweise konnten sie durch den Lieferanteneingang entwischen, überlegte Stevie. Der lag zwar unweit des Hintereingangs in der Rue Cambon, hatte ihnen aber früher schon einmal gute Dienste erwiesen. Von Reportern belagert zu werden war eine zusätzliche Belastung, der Carole noch nicht gewachsen war. Aber zu viele Menschen waren involviert, als dass es nicht früher oder später eine undichte Stelle gab. Die Zimmermädchen, der Zimmerservice und dazu der Klatsch und Tratsch in einem großen Hotel, auch wenn es das Ritz war. Wahrscheinlich hatte sich jemand den Tipp gut bezahlen lassen.
    Ohne zu fragen reichte Stevie Carole eine Tasse Tee. Carole nahm sie dankbar entgegen. Sie fühlte sich, als hätte sie soeben den Mount Everest bestiegen. »Möchtest du etwas essen?«
    »Nein, danke.«
    »Warum legst du dich nicht ein bisschen hin? Für heute Vormittag hattest du genug Sport.«
    »Werde ich mich jemals wieder normal fühlen? So müde war ich ja nicht einmal im Krankenhaus.«
    »Bestimmt«, versicherte Stevie. Sie konnte Carole ansehen, wie erschöpft sie war. Aber das war im Grunde nicht besorgniserregend. Der Wechsel vom Krankenhaus zurück in die normale Welt war ein Riesenschritt, auch wenn er noch so umsichtig vorgenommen wurde. »In ein, zwei Tagen wird es dir besser gehen. Du musst dich erst wieder an diese Umgebung gewöhnen. Im Krankenhaus hat man dich in Watte gepackt. Als mir vor zwei Jahren der Blinddarm herausgenommen wurde, ging es mir danach ähnlich. Zu Hause fühlte ich mich wie neunzig, aber nur fünf Tage später hätte ich schon wieder Bäume ausreißen können. Du musst Geduld haben«, versuchte Stevie, sie aufzumuntern. Carole seufzte. So schwach und kraftlos zu sein entmutigte sie.
    Langsam ging Carole in ihr Schlafzimmer und sah sich staunend um. Auf dem Schreibtisch sah sie den Laptop und ihre Handtasche stehen. Es kam ihr vor, als hätte sie diesen Raum erst vor wenigen Stunden verlassen, um spazieren zu gehen. Als sie sich zu Stevie umdrehte, standen Tränen in ihren Augen.
    »Es ist ein komisches Gefühl, zu wissen, dass ich wenige Stunden nachdem ich dieses Zimmer verlassen habe beinahe tot gewesen wäre. Als wäre man gestorben und wieder auferstanden oder hätte eine zweite Chance bekommen.« Stevie nickte und umarmte ihre Freundin fest.
    »Ich weiß. Daran habe ich auch schon gedacht. Möchtest du, dass wir die Zimmer tauschen?« Carole schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht verhätschelt werden. Sie brauchte einfach nur Zeit, um all das zu verarbeiten, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.
    Carole legte sich aufs Bett und sah sich im Zimmer um. Stevie brachte ihr noch eine Tasse Tee. Sobald sie

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