Steh zu dir
Ich kann es kaum erwarten, Weihnachten rüberzufliegen.«
»Und ich kann es kaum erwarten, dass wir alle zusammen sind«, freute sich Carole. »Vorhin habe ich mich daran erinnert, wie ich früher mit den Kindern am Rockefeller Center Schlittschuh laufen war. Danach hast du uns abgeholt, und wir sind etwas trinken gegangen. Es war unheimlich schön.«
»Das weiß ja nicht einmal ich mehr«, sagte er lächelnd.
»Wir waren mit den Kindern oft im Park Schlitten fahren. Das hat Spaß gemacht.« Auch daran erinnerte sie sich vage. Und an das Karussell, den kleinen Teich, wo man Modellsegelschiffe fahren lassen konnte, und an den Zoo. Vielleicht hatte Matthieu recht, und sie war wirklich keine nachlässige Mutter gewesen.
»Wann wirst du aus dem Krankenhaus entlassen?«, fragte Jason.
»Ich hoffe morgen. Sie wollen mir nachher Bescheid geben.« Dann erzählte sie ihm, dass sie auf dem Rückflug ein Arzt begleiten würde. Jason wirkte erleichtert.
»Gute Idee. Und stell nur ja nichts Verrücktes an, bis du zurück nach L. A. fliegst. Geh es ganz langsam an, bleib im Hotel und knabbere französisches Gebäck.«
»Die Ärztin hat gesagt, ich soll mich bewegen und herumlaufen. Vielleicht erledige ich ein paar Weihnachtseinkäufe.«
»Mach dir darüber keine Gedanken. Wir alle bekommen das Weihnachtsgeschenk, das wir uns am meisten gewünscht haben – dich.«
Seine Worte rührten Carole. Aber sie konnte noch so tief in ihrem Gedächtnis graben, es tauchten keinerlei romantische Gefühle für ihn auf. Er war der Vater ihrer Kinder, ein Mann, den sie geliebt hatte und mit dem sie zehn Jahre lang verheiratet gewesen war. Sie würde für immer mit ihm verbunden bleiben, wenn auch auf andere Weise als früher. Bei Matthieu war das anders. In seiner Gegenwart spürte sie eine seltsame Unruhe. Bei Jason nie. Er war wie ein warmer Sonnenstrahl, in dem sie sich gut aufgehoben fühlte. Matthieu war dagegen ein verwunschener Garten, den sie zu betreten fürchtete. Sie erinnerte sich an seine Schönheit – und die Dornen.
»Wir sehen uns in L. A.«, verabschiedete sich Jason gut gelaunt und legte auf. Nur wenig später kam die Ärztin zu Carole. Sie hatte die Untersuchungsergebnisse dabei. Die Aufnahmen ließen erkennen, dass sich Caroles Zustand weiter gebessert hatte.
»Sie können anfangen zu packen.« Die Ärztin strahlte sie an. »Sie können nach Hause … oder vorerst ins Ritz. Morgen werden Sie entlassen.« Einen ganzen Monat war Carole hier gewesen, so dass ihr der Abschied tatsächlich schwer fiel.
Am Nachmittag packte Stevie Caroles Tasche und gab im Hotel Bescheid, dass sie am nächsten Tag eintreffen würden. Der Sicherheitschef riet ihr, das Hotel auf der Rückseite zu betreten, durch den Hintereingang von der Rue Cambon aus. Man würde sie dort erwarten und sofort hereinlassen. Auf dem Place Vendôme warteten zu viele Reporter. Carole war sich darüber im Klaren, dass die Fotografen früher oder später Schnappschüsse von ihr ergattern würden. Aber sie brauchte noch eine kleine Verschnaufpause, schließlich war sie einen Monat lang nicht mehr draußen gewesen. Und auch Stevie wollte, dass sich Carole erst weiter erholte, bevor die Presse über sie herfiel. Dass Carole Barber aus dem Krankenhaus entlassen wurde, war ein Thema für die Titelseite. Als Star hatte man wenig Privatsphäre. Tot oder lebendig, die Öffentlichkeit glaubte, Besitz ergreifen zu können. Und es war Stevies Aufgabe, sie vor neugierigen Blicken zu schützen. Das CRS und die Ärzte waren dafür zuständig, sie am Leben zu erhalten. So betrachtet hatte Stevie noch den leichtesten Job, wie sie selbst fand.
Abends rief Matthieu aus Lyon an. Er hatte für zwei Tage geschäftlich verreisen müssen und wollte wissen, wie es ihr ging.
»Ich darf nach Hause!«, rief Carole glücklich. Einen Moment lang war nichts als Schweigen am anderen Ende.
»Nach Los Angeles?«, fragte er niedergeschlagen, aber sie lachte.
»Nein, ins Hotel. Sie wollen, dass ich noch zwei Wochen in Paris bleibe, bevor ich den weiten Flug antrete. Nur um sicher zu sein, dass es mir gut geht. Eine Krankenschwester zieht mit ins Hotel, und auf dem Rückflug wird mich ein Arzt begleiten. Ich bin bestens versorgt. Solange ich nichts Dummes anstelle und niemand versucht, mich umzubringen, wird alles gut gehen. Ich soll Spaziergänge machen, um meine Beine wieder ans Laufen zu gewöhnen.
Vielleicht kann ich die Juweliere am Place Vendôme besuchen«, neckte sie ihn. Carole
Weitere Kostenlose Bücher