Steh zu dir
lag, fühlte sich Carole besser. Sie hatte es sich nicht anmerken lassen, aber die kurze Begegnung mit der Presse hatte sie angestrengt.
Stevie bestellte ihnen Lunch aufs Zimmer, und nachdem Carole etwas gegessen hatte, fühlte sie sich gestärkt. Sie gönnte sich ein heißes Bad in der riesigen Wanne und legte sich dann in dem hoteleigenen pinkfarbenen Frotteebademantel aufs Bett.
Um vier Uhr am Nachmittag rief Matthieu an. Carole war gerade von ihrem Mittagschlaf erwacht und fühlte sich schon besser.
»Wie ist es denn so, wieder im Hotel zu sein?«, fragte er.
»Der Wechsel war anstrengender, als ich dachte«, gestand sie ihm. »Als ich hier ankam, war ich völlig fertig. Aber jetzt geht es schon wieder. Am Hintereingang haben uns ein paar Paparazzi aufgelauert. Als ich aus dem Wagen stieg, muss ich ausgesehen haben wie Frankensteins Braut. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten.«
»Du warst ganz bestimmt wunderschön. So wie immer.«
»Ein Paparazzo hat mir eine Rose zugeworfen. Das fand ich süß. Aber sie hätte mich fast umgehauen.« Er lachte, als sie ihm das erzählte.
»Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du mit mir spazieren gehen möchtest. Aber du scheinst noch nicht so weit zu sein. Wie wäre es, wenn ich dich stattdessen besuche? Wir können ja morgen ein wenig vor die Tür gehen. Oder mit dem Auto herumfahren, wenn dir das lieber ist.«
»Hättest du Lust, auf einen Tee vorbeizukommen?«, lud sie ihn ein. Zu einem gemeinsamen Dinner war sie noch nicht bereit, und sie wusste auch nicht, ob sie das überhaupt tun sollte. Ihre Beziehung war fragil und schwer belastet.
»Klingt gut. Um fünf?«, schlug er vor und freute sich, dass sie ihn sehen wollte.
»Ich werde hier sein«, sagte sie lachend.
Eine Stunde später war er da, in dunklem Geschäftsanzug und grauem Übermantel. Es war an diesem Tag bitterkalt geworden, und seine Wangen waren vom eisigen Wind leicht gerötet. Carole trug wieder die Jeans und den schwarzen Pullover, in denen sie das Krankenhaus verlassen hatte. Dazu die schwarzen Slipper und ihre Diamantohrringe. Obwohl sie blass war, fand Matthieu sie wunderschön. Ihre Augen strahlten, und als sie sich hinsetzten, um Tee zu trinken und Gebäck sowie Macarons vom La Durée zu knabbern, fühlte sie sich richtig gut. Matthieu hatte zufrieden registriert, dass die Sicherheitsvorkehrungen im Hotel verschärft worden waren und vor der Zimmertür zwei Wachen standen. Man wollte nichts riskieren, und das war auch gut so. Der Zwischenfall im Krankenhaus hatte alle in Alarmbereitschaft versetzt.
»Wie war es in Lyon?«, fragte sie interessiert und freute sich tatsächlich, ihn zu sehen.
»Ermüdend. Ein Gerichtstermin, den ich unmöglich absagen konnte. Beinahe hätte ich den Zug zurück verpasst.
Die typischen Sorgen und Nöte eines Anwalts eben.« Er musste selbst lachen, und sie stimmte mit ein.
Carole wurde immer lebhafter. Sie aß mindestens ein Dutzend Macarons, was er mit Wohlgefallen registrierte, und teilte sich mit ihm ein Kaffee-Eclair. Er fand, dass sie sehr dünn geworden war, und hoffte, dass ihr Appetit anhielt. Wenigstens war sie nicht mehr so blass wie in den vergangenen Wochen. Es war ein ganz anderes Bild, sie in Pullover und Jeans zu sehen. Carole hatte sich eine Maniküre gegönnt. Ihre Nägel waren blassrosa lackiert, der einzigen Farbe, die sie auch früher schon getragen hatte. Während sie am Tee nippte, bewunderte er schweigend ihre schlanken schönen Finger. Stevie hatte sie beide allein gelassen und sich mit der Krankenschwester in ihr eigenes Zimmer zurückgezogen. Bevor sie ging, hatte sie Carole einen fragenden Blick zugeworfen. Aber die hatte lächelnd genickt und ihr zu verstehen gegeben, dass alles in Ordnung sei.
»Ich hatte Angst, dass ich dieses Zimmer nie wiedersehen würde«, gestand Carole, als sie jetzt im Wohnzimmer der Suite saßen.
»Ging mir ähnlich«, gab er zu und sah sie erleichtert an. Er sehnte sich danach, aus diesem Hotel herauszukommen und mit ihr spazieren gehen zu können.
»Anscheinend gerate ich in Paris jedes Mal in Schwierigkeiten«, sagte sie mit schelmischem Grinsen, während Matthieu lachte.
»Aber dieses Mal hast du ein bisschen übertrieben«, entgegnete er, und sie nickte. Dann begannen sie, über ihr Buch zu reden.
Während der letzten Tage waren ihr ein paar gute Ideen gekommen, und sie hoffte, sich wieder an die Arbeit machen zu können, sobald sie in L. A. war. Matthieu bewunderte sie dafür. Er wurde
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