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Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition)

Titel: Stehaufmädchen: Wie ich mich nach dem Attentat meines Stiefvaters zur Boxweltmeisterschaft zurückkämpfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicia Englmann , Rola El-Halabi
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sagte uns der Wirt, dass jemand angerufen habe und unsere Rechnung übernehmen wolle. Er wollte uns aber nicht verraten, wer. Wir standen ein bisschen blöd da, und ich konnte mir nicht vorstellen, wer unser Gastgeber gewesen sein könnte. Mein Vater veranstaltete deswegen später ein Riesentheater. Er wollte unbedingt wissen, wer seine Frau und Töchter eingeladen hatte. Doch wir wussten es wirklich nicht.
    Aber Ulm ist eine kleine Stadt, da bleibt nichts lange geheim. Ein paar Tage später sprach mich die Bedienung einer Eisdiele auf die Geschichte an und fragte, ob ich inzwischen herausgefunden hätte, wer mein Gastgeber gewesen war. Weil ich es nicht wusste, verriet sie mir: »Es war Kosta!« Nur kannte ich keinen Kosta. Die Geschichte erzählte ich meinem Vater, der sich ärgerte und erneut betonte, dass er so etwas gar nicht mochte. Aber das Thema war irgendwann erledigt, denn ich kannte wirklich keinen Kosta.
    Wieder ein paar Tage später postete ich gerade etwas auf Facebook, als das Chat-Fenster aufploppte. Da stand: »Ich ess keine Milchschnitte mehr.« Der Absender war ein Kosta – das musste der von der Restaurant-Einladung sein. Ich antwortete nicht. Weil ich auf Facebook unheimlich viele Nachrichten bekam und meistens keine Lust hatte, darauf zu antworten, besonders wenn die Nachrichten von Männern kamen. Ein paar Minuten später ploppte das Chat-Fenster erneut auf, und schon wieder stand da: »Ich ess keine Milchschnitte mehr.« Drei, vier Mal machte er das, bis ich ihm schließlich antwortete: »Ist das mein Problem?« Ich war richtig genervt, aber er schrieb zurück: »Willst du nicht wissen, warum?« Und ich: »Nee, interessiert mich nicht.« Er: »Weißt du, da gibt es doch diese Boxerin, die Werbung für Milchschnitte gemacht hat. Die macht das nicht gut. Ich finde, du würdest da viel besser reinpassen.« Ich erwiderte: »Ja, gut, danke fürs Kompliment, ich richte es ihr mal aus, weil sie ja eine Freundin von mir ist.« Und so kamen wir ins Gespräch, wenn auch nur kurz, weil ich ihn dann letztlich doch abwürgte.
    Zwei Tage später stellte ich Fotos meines neuen pinkfarbenen Sponsorenautos ins Netz. Und schon wieder war dieser Kosta da und postete: »Cooles Auto!« Er nervte mich, und zwar richtig.
    Flirten hatte ich eigentlich nie gelernt, und wenn Männer auf mich zukamen, war ich immer sehr verschlossen. Ich wollte auch gar keinen Mann kennenlernen. Das lag an der Erziehung meiner Eltern, aber auch an mir, weil ich mich ganz auf meinen Sport konzentrieren wollte, so, wie es mir stets eingetrichtert worden war. Nichts und niemand sollte mich ablenken, erst recht kein Mann. Was das Leben mir außer Sport und meiner Familie noch zu bieten hatte, wollte ich lange Zeit nicht sehen. Auch antwortete ich nie auf die Mails von anderen fremden Männern. Bei Kosta war es anders – weil er mich besonders nervte, dachte ich. Aber irgendwie hat er mich wohl auch nicht zu sehr genervt, denn immerhin antwortete ich ihm ja. Obwohl ich nicht einmal mehr wusste, wie er aussah und wer er war. Ich schrieb also als Kommentar zu dem Auto-Bild: »Danke, finde ich auch cool.« Und schon wieder waren wir im Chat im Gespräch. Es ging um das Auto, ich fasste mich wirklich kurz und beendete den Chat dann schnell.
    Kosta aber ließ sich nicht abwimmeln. Er schrieb mir immer wieder, und ich antwortete; erst alle paar Tage, dann jeden Tag. Irgendwann verriet er mir auch, dass er derjenige war, der mich um die Autogrammkarten gebeten und mich in dem griechischen Restaurant zum Essen eingeladen hatte. Im Training liefen wir uns in dieser Zeit erstaunlicherweise nie über den Weg. Wir chatteten bald über Gott und die Welt, auch über ganz banale, alltägliche Dinge. Über Dinge, die eben gerade so in unser beider Leben passierten. Oder über Kämpfe, die im Fernsehen übertragen wurden. Eigentlich, dachte ich, wäre das nur freundschaftlicher Smalltalk. In dieser Zeit wäre ich nicht im Traum darauf gekommen, dass dieser Kosta aus Facebook der Mann meines Lebens sein könnte. Im Rückblick kann ich natürlich sagen, dass ich schon gespürt haben muss, dass er etwas Besonderes ist, dass da ein gewisses Bauchgefühl war, das mir sagte: »Antworte ihm.«
    Eines Tages traf ich ihn ganz unvermittelt in einer Ulmer Disco. Seit Kurzem durfte ich ja auch allein in die Disco, obwohl mein Vater das nicht gerne sah. Ich war mit meiner Schwester und einer ihrer Freundinnen dort, Kosta mit seinen Freunden. »Was machst du denn

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