Steine der Macht - Band 4
Fuerteventura nach Gran Canaria. Aber das Ärgste war für mich dann doch der Flug in einhundert Metern Höhe durch das Valle de Canal in Italien, wo wir bei manchen Häusern am Berghang zum Fenster hineinschauen konnten.“
Wolf zuckte mit den Achseln. „Das ist eben so, aber wirklich gefährlich war es doch noch nie. Ich will mit dir heute jedoch nicht philosophieren, ich bin hergekommen, um dir etwas zu zeigen.“ Dabei nahm er den Kristall heraus und legte ihn Linda in die Hand.
„Was hältst du davon?“, fragte er sie. „Ich habe diesen Kristall in Unije gefunden, als ich mit Claudia letzte Woche dort hingeflogen bin.“ Er erzählte ihr auch von dem Mann aus Norddeutschland, der ihn nach Murano in die Marienkirche geschickt hatte, und ebenso von der Dame Julia, welche ihm schließlich den Weg nach Unije wies. „Das ist schon seltsam“, meinte Linda, der die Geschichte vom Ordo Bucintoro recht gut bekannt war. „Bei dieser Dame könnte es sich um Julietta Montefeltro handeln.“
„Kannst du mir da ein bisschen weiterhelfen? Wer soll diese Julietta sein?“, fragte Wolf. „Das ist wieder einmal typisch für dich! Du hast mit den Schwarzen Steinen zu tun und bist auf den Spuren der Isais, aber du weißt nicht einmal, wer Julietta Montefeltro war, oder vielleicht noch ist. Julietta war vom Beginn des sechzehnten Jahrhunderts bis 1562 die Chefin des Ordo Bucintoro und verschwand dann urplötzlich von der Bildfläche. Sie wollte ein Imperium Novum gründen, dessen Beginn aber schon damals auf den Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts datiert wurde. Es wird behauptet, dass sie auch in späteren Jahrhunderten immer wieder auftauchte. Sie war ebenfalls eng mit der Isais-Geschichte verbunden. Die magischen Gegenstände des Ordo Bucintoro wurden schon vor langer Zeit sehr gut versteckt und sollten erst mit dem Einsetzen der großen Umwälzung wieder hervorgeholt werden.“
„Und du könntest dir vorstellen, dass diese schwarze Dame Julia, welche uns in der Kirche auf Murano begegnete, diese Julietta war?“, antwortete Wolf etwas erstaunt. „Die müsste doch schon seit über vierhundert Jahren tot sein.“
Linda schaute etwas nachdenklich und sagte dann: „Denk doch einmal an den Grafen von St. Germain, auch der ist über die Jahrhunderte hinwegauch immer wieder irgendwo aufgetaucht und blieb danach für lange Zeit verschwunden. Und überlege, sie hat dir doch etwas von der ‚doppelten Unsterblichkeit‘ gesagt.“
„Könnte das bedeuten, dass es sich bei ihr um eine Zeitreisende handeln würde?“
„Möglicherweise, oder die beim Ordo Bucintoro haben etwas entdeckt, etwas Magisches, das eine Art Unsterblichkeit hervorrief“, sagte Linda.
„Das wäre ja toll, dann sind Claudia und ich in der Kirche auf Murano einer Unsterblichen begegnet. Für eine Unsterbliche sah die Frau aber wahnsinnig gut aus. Ich hab immer noch ihr Bild vor Augen.“
„Jaja, Männer eben. Kaum seht ihr eine hübsche Frau, dann ist es um euch geschehen und ihr könnt an nichts anderes mehr denken.“
Wolf antwortete entrüstet: „So war es aber nicht, deinen Liebreiz, gute Linda, hab ich zu keiner Zeit vergessen, aber diese Julia war einfach überirdisch schön.“
„Im Halbdunkel der Kirche kannst du sie ja gar nicht so genau gesehen haben. Aber was solls, sie hat dir halt gefallen und du warst ihr offensichtlich auch sympathisch, denn sonst hätte sie dir das mit Unije nicht gezeigt.“
„Der Claudia hat sie ebenfalls sehr gut gefallen“, verteidigte sich Wolf ein letztes Mal. Linda ging gar nicht mehr auf Wolfs Antwort ein. Sie drehte den Kristall in ihrer Hand und meinte: „Wenn der wirklich etwas mit dem Ordo Bucintoro zu tun hat, dann kannst du sicher sein, dass es sich dabei um einen Schlüssel zu einem Geheimnis handelt.“
„Wenn das so weitergeht, werde ich bald eine neue Glasvitrine für die vielen Fundstücke in meinem Wohnzimmer brauchen“, sagte Wolf, worauf Linda trocken antwortete: „Es kommt schließlich nicht darauf an, wie viele Stücke du bei dir aufbewahrst, sondern wozu sie gebraucht werden können. Die Sachen haben doch allesamt mit Isais und den Schwarzen Steinen zu tun. Bestimmt wird schon bald jemand auftauchen, der dir über die Verwendung der Fundstücke etwas sagen kann.“
„Das will ich hoffen“, antwortete Wolf, „denn sonst kann ich bald ein kleines Museum eröffnen.“
Kapitel 22
***
Der Volkswagen im Königsee
Von Apollo im fernen Dortmund erhielt Wolf eine
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