Steine der Macht - Band 4
Nachricht, dass es im Königsee bei Berchtesgaden Eingänge aus der Zeit des Weltkrieges in die Felswand neben dem See geben sollte. Dort drinnen im Berg wären unterirdische Kammern, in denen sich bis heute geheime Unterlagen und Geräte des damaligen Regimes befinden sollten. Diese Eingänge sollten jedoch unter Wasser liegen und die Kammern auch nur von dort zugänglich sein. Wolf wollte nachprüfen, ob an dieser Geschichte etwas dran sein könnte, und kontaktierte daher den Obersturmbannführer Weber mit der Bitte, ob er ihn mit dem Chronoskop für einen halben Tag zu einem Bootsausflug auf dem Königsee begleiten würde. Weber musste zuvor vom General die Genehmigung dafür einholen und meldete sich nach drei Tagen wieder. „Der General ist selbst daran interessiert, der Sache mit den unterirdischen Eingängen nachzugehen, da er auch schon davon gehört hat. Wir können uns in vier Tagen um zehn Uhr vormittags in der Nähe des Stationseingangs, dort, wo das Wasser über das Wasser fließt, treffen. Das wäre für mich einfacher, da, wie Sie wissen, das Chronoskop doch ein ansehnliches Gewicht hat. Könnten Sie wieder eine Zwölf-Volt-Batterie, so wie beim letzten Mal, mitnehmen?“
Wolf rief Claudia an: „Hallo, junge Frau, hast du Lust auf eine Bootspartie?“
„Ja, gerne“, antwortete sie und die Vorfreude auf eine romantische Fahrt mit einem Ruderboot ließ ihre Stimme gleich um eine Oktave höher klingen. „Wohin solls denn gehen?“
„Nur damit du dir keine falsche Vorstellung machst, das wird eher ein Erkundungstrip, der Obersturmbannführer Weber kommt auch mit. Wir werden mit dem Chronoskop vom General am Königsee nachsehen, ob und wann dort unterirdische Anlagen gebaut wurden.“ Claudia machte dies nichts aus, war sie doch genauso wie die anderen des Isais-Ringes an den Geheimnissen rund um den Untersberg und dem Obersalzberg interessiert. Da auch sie in der näheren Umgebung wohnte, war es für Wolf kein großer Umweg, sie von zu Hause abzuholen, um danach Weber mit dem Chronoskop aufzunehmen. Gemeinsam fuhren sie dann mit ihm nach Berchtesgaden und weiter zum Königsee, und zwar zu dem Gasthof am Ende der Rodelbahn. Dort gab es einen Bootssteg, an welchem ein Ruderboot vertäut lag. Wolfs Frage, ob das Boot zu vermieten sei, verneinte der Wirt und meinte, das sei privat. Doch mithilfe von Claudias Charme bekamen sie schließlich das Boot für zwei Stunden. Weber und Wolf wechselten sich beim Rudern ab und Claudia genoss es, von beiden Männern über diesen tiefsten See Deutschlands in einer grandiosen Bergwelt herumchauffiert zu werden. Obwohl es bereits Mittag war, lag doch eine angenehme Kühle über dem Wasser. Die Sonnenstrahlen fanden nur für kurze Zeit den Weg zwischen den hohen Felswänden bis zum See.
„Wo genau müssen wir hinfahren?“, fragte der Obersturmbannführer und schloss Wolfs mitgebrachte Zwölf-Volt-Batterie an das Chronoskop an. Claudia staunte, als sie dieses eigentümliche Gerät in Webers Händen sah.
„Und damit soll man in die Vergangenheit sehen können?“, fragte sie ungläubig.
„Ja, aber nur in Schwarz-Weiß, eben so, wie die meisten Menschen über diese Zeit denken“, antwortete Wolf zweideutig und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Das Rudern war er einfach nicht gewohnt. Aber nicht nur deshalb ließ er sich von Weber ablösen. Nein, ihn interessierte es, so rasch wie möglich durch das Chronoskop, das schon betriebsbereit im Boot lag, sehen zu können. Er nahm das Gerät, von dem er wusste, wie es funktionierte, und begann, damit in die Vergangenheit zu schauen. Normalerweise konnte man die Winter mit Schnee auf Wäldern und Wiesen als Indikator dafür ansehen, dass wieder ein Jahr vergangen war. So musste er also bis ins Jahr 1943 zurückdrehen. Laut Apollo wurden ja in diesem Jahr diese Eingänge unter Wasser gebaut. Da gab es aber eine Schwierigkeit, denn der See fror nicht in allen Wintern zu und das Wasser sah zu jeder Jahreszeit ziemlich gleich aus. Wolf musste sich daher eine Stelle am Ufer suchen, an welcher in jedem Fall der Schnee im Winter liegen blieb. Er wollte aber noch etwas warten, bis Weber nahe genug am Ufer bei der Felswand war. In der Zwischenzeit gab er Claudia, welche schon ganz neugierig neben ihm saß, das Chronoskop in die Hand und erklärte ihr die beiden Einstellknöpfe. Interessiert schaute die junge Frau durch das Gerät und meinte verwundert: „Ja, ich sehe alles in Schwarz-Weiß, aber soll
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