Steine der Macht (German Edition)
diente, umgebaut. Anstatt des Keschers befestigte er am Ende eine Art Rechen aus zwei dünnen, federnden Stahlgabeln, welche den schlammigen Grund des Weihers leicht durchdringen würden. Sollten sie einen Goldbarren damit streifen, so würde das weiche Metall sicht-bare Spuren auf dem harten Federstahl hinterlassen.
Auf dem Waldweg, welcher eigentlich nur noch fragmentarisch bestand, war der Jeep endlich in seinem Element. Wolf schaltete auf den langsamen Vierradantrieb mit den Differentialsperren. Wie auf einem Offroad-Parcours mit sumpfigen Stellen, Baumwurzeln und Felsen und manchmal bis zum Einstieg im Schlamm ackerte sich der starke Wagen röhrend vorwärts. Linda war wieder einmal kurz vor einem Nervenzusammenbruch. „Wenn wir hier steckenbleiben, da holt uns keiner mehr raus, dann brauchen wir einen Hubschrauber!“
„Das ist eben ein Geländewagen, der ist für so etwas gebaut, da fühlt er sich erst so richtig wohl“, antwortete Wolf und ließ es sich nicht anmerken, dass ihn auch schon ein mulmiges Gefühl überkam. In solch einem Terrain war er noch nie mit einem Fahrzeug gefahren.
Beim Teich angekommen, zog Wolf die sechs Meter lange Teleskopstange auseinander und versuchte vorsichtig den Boden des Gewässers zu durchpflügen. Nichts, rein gar nichts war da zu spüren. Dann versuchte es Linda von einer anderen Stelle aus. „Schau, ich hab etwas!“, rief sie Wolf zu, welcher auf der gegenüberliegenden Seite stand, und hob die lange Stange wie eine Angelrute aus dem Wasser.
„Pass auf und halte die Stange ruhig. Senke sie jetzt langsam ab, ganz langsam, hörst du!“
Die verdutzte Linda tat, was Wolf von ihr verlangte. Im nächsten Moment war er schon beim Ende der Stange angelangt und nahm vorsichtig das runde, eiförmige Gebilde in der Größe einer Orange von der Gabel. „Eine Handgranate hast du da herausgefischt und noch dazu direkt am Abzugsring.“
Linda erschrak und ließ die Teleskopstange fallen.
„Du hast anscheinend eine Anziehungskraft für solche explosiven Dinger, denke an die Granate in der Lavahöhle zurück, welche uns fast zum Verhängnis geworden wäre.“ Mit diesen Worten ließ er die verrostete Handgranate wieder vorsichtig auf den Grund des Teiches gleiten, wo sie sogleich wieder im Boden versank.
Anschließend zog Wolf noch einige Zeit den Rechen durch den Schlamm, ohne auch nur irgendeine Spur von den Goldbarren zu entdecken. Da war nichts von dem, was ihnen der General erzählt hatte. Vielleicht waren die Barren schon vor Jahren entdeckt und geborgen worden oder lagen sie einfach nur viel tiefer im Schlamm?
„Bist du jetzt enttäuscht?“, fragte er Linda.
„Eigentlich hatte ich es nie so richtig glauben können, dass hier im Wasser über eintausend Kilo Gold liegen sollen, aber wir haben ja schließlich die sieben Diamanten und fast zehn Kilo Gold sind ja auch noch übrig.“
„Das Wichtigste ist für mich aber nach wie vor das Zeitphänomen“, antwortete Wolf, „wir werden bestimmt noch mehr darüber erfahren, wenn wir das nächste Mal mit General Kammler reden.“
Werner rief an und hatte eine erstaunliche Neuigkeit zu berichten.
„Ich habe im Zuge der Ermittlungen über zwei abgängige Mädchen am Untersberg mit einem Kollegen, einem Hubschrauberpiloten, gesprochen. Alle Heli-kopter des Innenministeriums sind ja für die Personensuche auch mit Wärmebildkameras ausgestattet. Der Pilot hat mir erzählt, dass beim Überfliegen des Gebietes oberhalb der Steinbrüche und auch an einer anderen Seite des Berges immer wieder kleine, dunkle Flecken am Bildschirm aufgetaucht wären. Das bedeutet, dass es dort an diesen Stellen wesentlich kühler sein musste als in der Umgebung. Im Winter, wenn Schnee und Eis den Boden bedecken, ist so etwas nichts Ungewöhnliches. Im Sommer aber, da könnte es sich höchstens um einen eiskalten Gebirgsbach oder um kleine Quellen handeln. Dort war aber im konkreten Fall kein Bach oder eine Quelle. Die Suchmannschaften sind darauf geschult, wärmeabstrahlende Objekte, welche am Monitor rot und gelb leuchtend dargestellt werden, zu lokalisieren. Auf die dunklen, blauen und schwarzen Stellen hat aber bislang niemand geachtet. Wenn dort an den sogenannten Zeitlöchern die Temperatur niedriger sein sollte, dann wäre das ein neuer Ansatz zur Erforschung des Phänomens.“
Werner hatte aufgrund seines Berufs als Polizeibeamter auch ein gutes Gespür für Zusammenhänge. Ihm war aufgefallen, dass der spezielle Bereich des
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