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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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Schmerz breitete sich in seinem Arm aus, erreichte in Sekundenbruchteilen sein Hirn, und ein wilder, unmenschlicher Schrei entrang sich seiner Kehle. Er kippte zur Seite, schluchzte und wimmerte.
    „Memme!“, zischte Nocturnus. „Und nenne mich niemals mehr Manuel!“ Damit drehte er sich um und gingdavon, ohne noch einen Blick auf den jammernden Satanisten zu werfen.
    Als seine Schritte schon längst verklungen waren, untersuchte Robert seine Hand genauer.
    Nocturnus hatte ihm alle Finger gebrochen.
    Ein beißender Wind fuhr unter die wadenlangen weißen Hemden und umwehte Julians und Marios nackte Beine, als sie Stunden später den kurzen, mit Fackeln beleuchteten Weg vom Haupthaus zum Nebengebäude zurücklegten.
    „Mann, es ist tierisch kalt!“, flüsterte Julian.
    „Ja, ganz schön widerlich“, bestätigte Mario. „Hoffentlich holen wir uns nicht noch irgendwas bei dieser Sache.“
    Sie huschten in den Nebenraum des Tempels und schlüpften aus ihren Schuhen.
    „Vielleicht hätten wir die Taufe lieber auf den Sommer verschieben sollen“, flachste Julian, und Phobius strafte ihn mit einem so vernichtenden Blick, dass er verlegen zu Boden schaute.
    „Seid ihr bereit?“, fragte Phobius dann mit Grabesstimme, und die Freunde nahmen stocksteif Haltung an.
    „Ihr unterschreibt heute den Kontrakt, also nehmt euch gefälligst zusammen!“
    Kevin Baumeister tauchte überraschend aus dem Nichts auf und stellte sich hinter die beiden weißen Gestalten.
    „Ich habe euch eingeführt, ich bin sozusagen euer Pate“, zischte er ihnen leise zu, und die Taufzeremonie konnte beginnen.
    Der Gong rief die Anhänger im Tempel zusammen.
    Im selben Moment setzte die Musik ein.
    Nocturnus hatte für den heutigen Abend ein Orgelkonzert gewählt.
    Getrennt durch einen Vorhang, hörten die drei Wartenden, wie Nocturnus den Tempel seiner Bestimmung übergab und ihn Satan, Lucifer, Belial und Leviathan widmete.
    Phobius hatte die Gruppe verlassen, um dem Hohepriester bei der Durchführung des Rituals behilflich zu sein.
    „Dominus inferus vobiscum!“, begrüßte Nocturnus die Versammelten.
    „Adjutorium nostrum in nomine Domini Inferi!“, bestätigte der Chor der Anhänger.
    Vorsichtig schob Kevin die Vorhänge einen Spalt weit auseinander, damit die Täuflinge Zeugen der Zeremonie werden konnten. „Dieses Ritual wird nicht sehr oft gefeiert. Die einzelnen Häuser unserer Vereinigung sind so geplant, dass sie ihren Gästen für lange Zeit ein Zuhause bieten“, flüsterte er den beiden zu.
    „Dignum et justum est!“
    „Shemhamforash!“
    „Es ist richtig, dass wir jederzeit und überall unsere Dankbarkeit bekunden! So auch heute, Herrscher der Welt! Du hast unseren Weg in dieses Tal gelenkt, ein Tal mit rätselhafter Vergangenheit! Wir wissen, dass du hier gewirkt hast, dass du kämpftest gegen die Dekadenz der Kirche und ihrer Vertreter! Hier ist es dir gelungen, sie vorzuführen! Doch die Menschen waren Narren! Sie haben dein Zeichen nicht erkannt! Nun sind wir hierher geleitet worden, um deiner Stimme Durchschlagskraft zu verleihen – und es erfüllt uns mit großem Stolz, dass du die Kinder Lucifers für diese Aufgabe auserwählt hast. Wir werden dich nicht enttäuschen! Wir bitten dich, unseren neuen Tempel als Geschenkanzunehmen. Ihn als Begegnungsstätte zwischen dir und deinen Anhängern zu weihen! Alle Armeen der Hölle loben dich, Fürst der Finsternis, und wir stimmen mit ein. Erhöre uns, wenn wir dir zurufen: Salve! Salve! Salve, Satanas”
    „Salve! Salve! Salve, Satanas!”
    Phobius schlug den großen Gong drei Mal.
    Es herrschte andächtige Stille, bis der letzte Ton verklungen war.
    Während die Liste der Höllenbewohner verlesen wurde, traten die Täuflinge unruhig von einem Fuß auf den anderen und merkten, dass sie noch viel lernen müssten, bis sie all die Namen und Abläufe fehlerfrei beherrschen würden.
    Nocturnus verließ seinen Platz hinter dem Opferstein und stellte sich nun davor.
    „Los! Jetzt seid ihr dran!“, kommandierte Kevin und gab den beiden einen leichten Schubs.
    Artig setzten sie sich in Bewegung.
    Sie wussten genau, was von ihnen erwartet wurde.
    Beim letzten Satz erreichten die Freunde den Opferstein und stellten sich so davor, dass sie Nocturnus direkt in die Augen sehen konnten.
    „Sieh, Lucifer! Wir werden dir heute zwei neue Kelche für deine Wohltaten überantworten! Es sind besondere Gefäße – sie haben deine Aufmerksamkeit bereits auf sich gelenkt. Sie sind keine

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