Steinhauer, Franziska
Haus und zwei Hefemäuse.
„Warst du das?“, zischte Phobius Robert wütend an. Schlaftrunken rieb sich der junge Mann die Augen.
„Was war ich? Und überhaupt, wieso weckst du mich um diese Zeit?“, beschwerte er sich.
„Auf dem Friedhof wurde ein geschächtetes Schaf gefunden! Quer über einem Grab! Ich frage dich: Warst du das?“
„Schaf, Friedhof? Wir haben doch die ganze Nacht über gefeiert! Außerdem, wenn die Leiche nicht ausgegraben wurde, dann war ich es nicht!“
„Zeig mir deine Hände!“, forderte Phobius schneidend. „Los!“
Artig wies Robert seine schmutzigen Hände vor.
„Und wovon sind die so schmutzig? Wir müssen deinen Verband erneuern!“
„Vom Graben. Aber das ist kein Blut.“ Robert griente. „Deine Hose?“
Der Satansjünger stieg aus dem Bett und fischte seineHose aus einem Wäschestapel. Phobius nahm sie grunzend entgegen und trat damit ans Fenster.
„Auch schmutzig!“
„Erde.“
Nocturnus’ Assistent warf das verdreckte Kleidungsstück auf den Haufen zurück und stapfte davon.
Robert glitt wieder unter die warme Bettdecke. Er hörte, wie die Tür zum Nebenraum geöffnet wurde. Aha, dachte er zufrieden, er sucht bei allen!
Maja Klapproth hatte von ihrem Fenster aus den Menschenauflauf auf der Straße zur Kirche beobachtet. Rasch zog sie sich an und ging nach unten in die Gaststube. Während ihr Frühstück zubereitet wurde, hörte sie, wie der Wirt und andere Bewohner des Ortes versuchten, eine aufgeregte Frau mittleren Alters zu trösten. Schnell hatte sie aufgeschnappt, was passiert war, den Rest hoffte sie von Commissario Mendetti zu erfahren. Die Kellnerin jedenfalls blieb stumm.
Es dauerte auch gar nicht lange, da betrat der gut aussehende italienische Kollege den Ultnerhof, blickte sich suchend um und schenkte ihr ein fröhlichen Lächeln, als er sie entdeckte.
„Einen Caffè Latte!“, bestellte er und nahm neben Klapproth Platz.
„Buon Giorno“, begrüßte er sie und fuhr fort, „du hast bestimmt schon mitbekommen, dass Unruhe im Dorf herrscht.“
Die Hauptkommissarin nickte.
„Leider habe ich nicht alles verstehen können. Deshalb kann ich nur vermuten, was vorgefallen ist.“
Mendetti lächelte sie an.
„Ja, wenn die Einheimischen sich untereinander unterhalten, versteht schon jemand aus dem Nachbartal kaum noch ein Wort.“
Er fasste zusammen, was er in Erfahrung gebracht hatte. „Na, und da habe ich gedacht, das wäre doch eine wunderbare Gelegenheit, um die Satanisten aufzusuchen und mit ihnen zu sprechen. Dabei könnte ich unauffällig das Terrain sondieren! Bisher haben wir ja nur Julian gesehen.“
„Schade, dass ich dich nicht begleiten kann!“ Sie runzelte die Stirn und meinte nachdenklich. „Ein Opferzeremoniell auf dem Friedhof? Das passt im Grunde nicht zu den Kindern Lucifers. Sie sind eher darum bemüht, diese Art von Aufmerksamkeit zu vermeiden.“
„Nun, ich hätte auch gedacht, dass sie sich erst einmal bedeckt halten. Zumindest bis sich die ersten Wogen der Empörung über ihre Anwesenheit wieder geglättet haben. Ein Künstler aus dem Dorf sieht in der Opferung des Schafes jedenfalls eher den Versuch, die Stimmung grundsätzlich anzuheizen. Falls das stimmt, fallen mir gleich mehrere Kandidaten ein, die für solch eine Aktion infrage kommen. Ich werde jetzt als Erstes die Kinder Lucifers besuchen, danach bei der Familie Gumper vorbeischauen und nachfragen, ob sich beim Opfer des Überfalls nicht doch noch eine Erinnerung eingestellt hat. Später könnte ich dich zu einem typischen Südtiroler Abendessen ausführen. Überredet?“
„Abgemacht!“, stimmte Maja Klapproth erfreut zu. „Sollte ich währenddessen jedoch beide Jungs erwischen, packe ich sie in einen Koffer und brause davon! Es ist doch wie verhext! Hoffentlich stellt sich am Ende heraus, dass die ganze Aufregung umsonst war.“
„Und die Telefonate mit den Eltern?“
„Solange die Eltern glauben, dass diese Gespräche von ihren Söhnen erpresst wurden, ist der schwarze Peter der Beweislast bei mir“, seufzte Klapproth. „Abgesehen davon könnte ich bei beiden verstehen, dass sie auf Abstand zu ihren Familien gehen. Allerdings gefällt mir nicht, dass sie sich in die Abhängigkeit von Satanisten begeben haben.“
„Keine Entführung?“
„Es ist ein schwieriges Alter. Meine eigene Pubertät verlief allemal extremer als die der beiden Jungs.“
„Bist du etwa auch getürmt? Oder meinst du in einer anderen Richtung extremer?“
Klapproth
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