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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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leise.
    Da gibt es ganz andere im Dorf, die dafür eher infrage gekommen wären. Die spierlige Bäuerin vom Meiserhof zum Beispiel. Niemals hat jemand ein Lächeln in ihrem Gesicht gesehen, sie grüßt nie und ist stets gleichbleibend unfreundlich zu jedermann! Und so ganz nebenbei sorgt sie mit ihren Denunziationen und falschen Verdächtigungen für Unruhe und Streit im Ort.
    Dr. Gneis kickt einen kleinen Stein vor sich her.
    Wenn überhaupt, dann hatte Maria jemand ermordet, der ihr das Sterben hatte erleichtern wollen.
    „Sie suchen immer noch nach euch? Das kann doch nicht wahr sein!“
    „Ja, ich wollte es zuerst auch nicht glauben.“
    „Nocturnus wird außer sich sein!“
    „Er muss es vielleicht gar nicht erfahren, Kevin.“ Baumeisters Faust traf Julian so schnell unter dem Auge, dass ihm keine Chance blieb, Deckung zu suchen.
    „Sag so etwas nie wieder!“, flüsterte Kevin weiß vor Wut. „Nie wieder! Du Wurm! Nocturnus ist unser Führer, er steht in Verbindung mit dem Herrn der Finsternis, dem Schöpfer allen Lebens! Und da kommst du“, er spie das „du“ Wort förmlich aus, „und behauptest, es wäre möglich, etwas vor ihm zu verbergen?“
    „Es tut mir leid, Kevin. Ich mache noch Fehler, weil ich manchmal in alte Verhaltensmuster zurückfalle. Natürlich bezweifle ich nicht die Macht unseres Priesters und bin davon überzeugt, dass er als Einziger von uns Zugang zu den geistigen Welten des Herrn hat.“
    „Du wurdest gestern getauft. Wir werden dir noch einmalverzeihen. Aber nur dieses eine Mal! Ich habe euch gewarnt! Wer die Regeln verletzt, bezahlt! Das gilt auch für dich, Mario.“
    Julian und Mario nickten.
    „Wie also geht es nun weiter?“, überlegte Kevin und bemühte sich, seine Ruhe wiederzufinden, was ihm nicht auf Anhieb gelingen wollte.
    „Diese Maja Klapproth wohnt doch bestimmt im Ultnerhof. Vielleicht sollten wir hingehen und mit ihr sprechen? Dann sieht sie ihren Fehler sicher schnell ein und zieht wieder ab.“
    „Aha, du Schlaumeier! Und wenn nicht? Was, wenn sie sich an die hiesige Polizei wendet? Dann werden wir uns in der nächsten Zeit mit den Carabinieri rumschlagen müssen. Und gerade jetzt …!“
    Julian verstand nicht, worüber Kevin sich so sehr aufregte. Und was meinte er mit „gerade jetzt“? Es war doch im Grunde völlig gleichgültig, wann sie mit dieser Kölnerin sprachen. Es ging nur darum, ein Missverständnis aufzuklären.
    „Ich fürchte, wenn wir nicht hingehen, wird sie herkommen“, ließ sich Mario vernehmen.
    Kevin fuhr zu ihm herum und holte mit der Faust aus, ließ sie dann aber wieder sinken.
    „Ihr habt euch nicht genug Mühe gegeben! Den ganzen Schlamassel habt ihr zu verantworten!“
    „Du weißt selbst, dass das nicht stimmt. Menschen glauben eben meist nur, was sie glauben möchten. Und meine Eltern glauben fest an ihr perfektes Elternsein. Deshalb können sie auch nicht akzeptieren, dass der eigene Sohn es nicht mehr mit ihnen ausgehalten hat!“, erklärte Julian und betaste vorsichtig die Schwellung in seinem Gesicht.
    Die drei stierten sich schweigend an.
    „Ich gehe jetzt zu Nocturnus“, verkündete Baumeister und ließ die beiden Freunde im Schuppen zurück.
    „Was ist denn heute nur los? Verstehst du das?“
    Doch Julian war genauso verblüfft über die heftige Reaktion ihres Mentors wie sein Freund.
    „Ob das etwa an dem Fund auf dem Friedhof liegt? Ich habe Phobius noch nie so wütend erlebt.“
    Amalia führte Maja Klapproth zu einem kleinen Holzhaus an der linken Bergflanke.
    Einsam lag es mitten im Schnee.
    Ein großer Collie erwartete sein Frauchen eifrig und inspizierte die Besucherin argwöhnisch.
    „Hilde, die Dame ist in Ordnung.“
    Die Colliehündin blieb skeptisch, trollte sich aber in eine Ecke und beäugte die Fremde von dort aus weiterhin aufmerksam. Das Innere des Häuschens war eine Überraschung. Bunt bemalte Tücher hingen an den Wänden, dicke Teppiche dämpften den Schritt. Bücher stapelten sich fast bis unter die Decke. Finstere Skulpturen, Fratzen und verbogene Körper aus schwarzem Holz standen herum. Eine gespenstische Atmosphäre.
    Amalia führte die Besucherin an einen kleinen, runden Tisch, über den eine dunkelgrüne Samtdecke gebreitet war.
    „Sie wundern sich. Das ist mir bewusst. Aber was ich Ihnen jetzt zu sagen habe, ist wichtig, da bleibt keine Zeit für langatmige Erklärungen.“
    Klapproth nickte nachsichtig.
    Im Zweifelfall würde sie sich der Dorfhexe, denn um eine solche

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