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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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dieser Aufforderung nach und murmelte die Worte der Segnung.
    Pfarrer Weißgerber schlug zunächst mit seiner Rechten, danach mit der Weihrauchkugel ein Kreuz über dem Grab.
    „Gehet nun hin in Frieden. Wir werden bei der Messe in der Kirche für Rosas Heil beten.“
    Er wandte sich um und hörte noch im Weggehen, wie jemand flüsterte: „Wir haben lange genug darauf vertraut, dass Gott handelt. Jetzt nehmen wir die Sache selbst in die Hand!“
    Er schickte ein stummes Stoßgebet gen Himmel und ahnte, dass nicht mehr viel fehlte, um die Katastrophe über St. Gertraud hereinbrechen zu lassen.
    Seine Stimmung besserte sich auch nicht, als er den Buchwalderhof weihte.
    Anna reagierte verstockt auf seine Gesprächsangebote, während ihre Mutter behauptete, in der letzten Nacht seien zwei Hühner ohne jeden Grund tot von der Stange gefallen, und sie habe – zum ersten Mal seit Jahren – Ratten im Kaninchenstall umherhuschen sehen. Fast schwarze, riesige Ratten. Von „denen“ gesandt, die wollten, dass ihre eingelagerten Getreidevorräte, das Winterfutter, vernichtet wurden.
    Pfarrer Weißgerber träufelte geweihtes Wasser entlang der Grundstücksgrenze, schlug mit der Weihrauchkugel anjeder der vier Grundstücksecken ein Kreuz und zeichnete jedem Familienmitglied ein Weihwasserkreuz auf die Stirn – auch Anna, die sich zunächst heftig sträubte und erst einwilligte, als ihre Mutter drohte, einen Exorzisten aus Rom zu bestellen, denn ihre Weigerung allein bedeute schon, dass der Teufel von ihr Besitz ergriffen habe.
    „Du liebe Güte! Ein junger Mann begleitet mich ans Gatter, und schon will meine Mutter mich exorzieren lassen! Ja, darf mich denn keiner angucken?“, schimpfte das Mädchen, als sie den Pfarrer nach der Aktion zum Hoftor begleitete.
    „Es war eben nicht einfach nur ein junger Mann, Anna. Es war einer der Satanisten! Du kannst nicht erwarten, dass gute Christen wie deine Eltern dem ohne Sorge zusehen!“
    „Ach Quatsch! Satanisten! Der junge Mann war amüsant, hatte gute Manieren und sah obendrein noch toll aus. Der Satanismus scheint ihm bisher also nicht geschadet zu haben! Was tun die schon? Nichts! Ich habe jedenfalls noch nichts vom schändlichen Einfluss dieser Hand voll Leute bemerken können!“
    „Anna! Du hast bei mir Religionsunterricht gehabt und weißt daher genau, dass das Böse uns oft in der Gestalt des Guten begegnet und sein wahres Gesicht erst zeigt, wenn es zu spät ist! Es wiegt uns in Sicherheit, verführt und blendet uns, erschleicht sich unser Vertrauen, um dann umso härter und heftiger zuschlagen zu können!“
    „Ach, Pfarrer Weißgerber, das stimmt doch gar nicht! Jeder Mensch kann böse werden, zum Mörder mutieren, schlagen, betrügen – davor ist niemand gefeit. Lesen Sie denn keine Zeitungen oder hören Nachrichten? In jedem von uns steckt etwas Böses, es kommt nur darauf an, ob es geweckt wird oder nicht.“Geschlagen machte sich der Seelsorger auf den Rückweg nicht ohne Anna noch einmal ausdrücklich Zurückhaltung anempfohlen zu haben.
    Er spürte, dass das Böse in St. Gertraud längst erwacht war und nur auf eine passende Gelegenheit wartete, alle ins Verderben zu reißen.
    Maja Klapproth telefonierte mit einem Architekturbüro in Meran.
    „Sie haben den Umbau des Anwesens geplant. Wussten Sie, dass es sich bei Ihren Kunden um eine satanistische Sekte handelt?“
    „Natürlich. Woran sonst sollte ich wohl denken, wenn der Kunde erklärt, er handle im Auftrag der Kinder Lucifers? Und um Ihre nächste Frage gleich zu beantworten: Es hat uns nicht gestört. Wir planen den Umbau von Häusern, was unsere Kunden darin veranstalten, ist deren private Angelegenheit!“
    „Haben Sie bei der Planung Räumlichkeiten entworfen, die als Verliese genutzt werden könnten?“
    „Frau Klapproth! Letztlich können Sie jeden Raum als Gefängnis nutzen. Sie brauchen nur die Fensterbeschläge und die Türen abzuschließen!“
    Er hat Recht, dachte Klapproth, so ließ sich die Frage nach der Entführung der jungen Männer nicht lösen.
    Wenige Minuten später traf sie im Ort auf Mendetti. „Nun, hat das Gespräch mit Nocturnus etwas Neues ergeben?“
    „Nein. Er war auf mein Kommen vorbereitet. Auf mich machte er keinen nervösen Eindruck. Und ich habe weder Julian noch seinen Freund gesehen.“
    „Shit! Wenn ich nicht bald Klarheit habe, werde icheben doch einfach ins Haus eindringen und mir die beiden schnappen müssen.“ Klapproth atmete tief durch. „Ja. Ich

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