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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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Sekunde, während Alex versuchte, aus dem Wasser zu entkommen. Nocturnus’ Blick fixierte Gregor.
    „Schweig!“, fuhr er ihn an, als er Anstalten machte, etwas zu sagen.
    Mit einem Ruck riss er Alex aus dem Kessel.
    Der Junge würgte und erbrach sich.
    Auch Gregor wimmerte und wankte, blieb aber stehen.
    Blut und Speichel rannen über sein T-Shirt.
    „Wer von euch hat diesen Brief geschrieben?“
    Wieder wurde Alex untergetaucht.
    Länger diesmal.
    Gregors Wimmern nahm zu, Speichel und Blut spritzten aus seinem Mund, als Phobius ihn schlug.
    „Schweig!“
    So lange konnte doch niemand, ohne Luft holen zu können, unter Wasser bleiben!
    Alex’ Beine strampelten wild.
    Zuckten.
    So etwas kann doch keiner überleben, dachte Gregor und sollte Recht behalten.
    „Warum haben Sie ,Todesursache natürlich‘ auf dem Totenschein vermerkt, wo Sie doch ganz genau wussten, dass das nicht stimmt? Maria wurde ermordet! Selbst Anton hat es gewusst!“ Jakobs Stimme überschlug sich vor Entrüstung.
    „Nun beruhige dich, Jakob. Setz dich hin und lass uns reden, wie es unter vernünftigen Menschen üblich ist“, forderte Dr. Gneis seinen aufgebrachten Besucher auf und schaltete den Wasserkocher ein. Tee wirkte in der Regel beruhigend, und irgendwo in der Küche musste auch noch eine Flasche Whiskey sein. Ein Schuss davon im Tee würde sicher Wunder wirken, hoffte er.
    „Vernünftig reden? Vernünftig? Ich glaube inzwischen, das ganze Dorf ist vollkommen verrückt geworden! Alle! Ausnahmslos alle!“
    „Jakob, du hast gerade deinen Bruder verloren. Ich sehe ein, dass die Situation für dich außerordentlich belastend ist, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, dich so aufzuführen!“
    „Warum?“ Jakobs Körper versteifte sich, und sein Ton wurde drohend. „Warum? Antworten Sie doch einfach!“
    „Du sollst deine Antwort haben.“ Dr. Gneis goss Wasser über die Teebeutel und entschied sich dagegen, Jakob Alkohol zu geben. Womöglich würde der Whiskey seine Aggressionennoch verstärken. Er reichte dem Gast das Teeglas und deutete mit dem Kopf auf einen der Stühle am Küchentisch.
    Unwillig nahm Jakob Platz und funkelte den Arzt, von dem er bisher geglaubt hatte, ihm vertrauen zu können, aufgebracht an.
    „Ich habe ,natürlich‘ geschrieben, um dich zu schützen.“
    „Mich?“ Der Tee spritzte über Boden und Teppich, als Jakob aufsprang. „Mich?“
    „Ja, Jakob. Dich! Dich und die Kinder. Aber ich weiß schon lange, dass ich einen schrecklichen Fehler begangen habe.“
    „Mich! Mich und die Kinder!“ Fassungslos stand Jakob am Fenster und wandte Dr. Gneis den Rücken zu. „Mich!“
    „Ja. Ich habe damals gedacht, dass du deine Maria erlösen wolltest. Ja, Herrgott! Was hätte ich denn auch sonst denken sollen? Klar hatte ich dir erzählt, dass es Maria wider Erwarten langsam etwas besser gehen würde. Doch das hat man ihr nicht angesehen – nur den Laborwerten. Als ich zu euch gerufen wurde, ja, verdammt, natürlich habe ich die petechialen Blutungen gesehen und die Risse in den Nägeln. Ja, ich dachte mir, sie wurde erstickt und hat versucht, sich zu wehren. Und wer außer dir wäre dafür denn sonst noch infrage gekommen?“
    „Ich habe sie geliebt!“, protestierte Jakob leise.
    „Ja, eben! Darum hatte ich auch angenommen, du hättest ihr aus Verzweiflung in den Tod hinübergeholfen. Eine Weile dachte ich sogar, sie hätte dich vielleicht darum gebeten.“
    „Maria?“ Jakob fuhr herum und sah dem Arzt direkt ins Gesicht. „Niemals! Schon wegen der Kinder nicht!“
    „Und ich habe der Kinder wegen geschwiegen. Ichwollte ihnen nicht auch noch den Vater nehmen. Als Leopold seine Geschichte erzählte, glaubte ich, sie sei wahr, und habe dennoch immer behauptet, er habe sich getäuscht.“
    „Ich fasse es nicht! Mit Ihrem Schweigen haben Sie verhindert, dass Marias Mörder gesucht und überführt werden konnte! Ist Ihnen eigentlich bewusst, was Sie mir und den Kindern damit angetan haben? Ganz abgesehen davon, dass hier ein kaltblütiger Mörder unentdeckt durch die Straßen läuft, in der Kneipe mit euch Bier trinkt, womöglich eure Kinder unterrichtet oder eure Brötchen in Tüten verpackt!“, keuchte Jakob.
    Schuldbewusst wich Dr. Gneis seinem Blick aus. „Nüchtern betrachtet, konnte ich mir überhaupt niemanden vorstellen, der Maria umgebracht haben könnte. Das ganze Dorf schätzte sie. Nur bei dir glaubte ich, Liebe als Motiv ausmachen zu können, abgesehen davon, dass ich sicher war,

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